Ostfriesland

Lange hatte ich hin und her überlegt, wie wir unseren Besuch im Legoland Billund sowie im Lego House kombinieren könnten und kam auf die glorreiche Idee, nach Ostfriesland zu fahren, weil wir dort noch nie waren. Für die Anreise nach Hamburg buchte ich den ICE, ab München ist das wirklich der schnellste und entspannteste Weg. Wir fuhren pünktlich 9:19 Uhr ab und kamen oberpünktlich 15:55 Uhr ohne eine einzige Minute Verspätung in Hamburg an. Dort hatte ich einen Mietwagen reserviert und wir bekamen dafür auch noch ein Upgrade. Das ist ja meistens der Fall, deshalb buche ich auch schon immer ein kleinere Fahrzeugklasse für weniger Geld, weil am Ende immer etwas größeres herausspringt.

Hier gibt es meinen Reisebericht in der Webversion.


So cruisten wir gemütlich eineinhalb Stunden nach Flensburg. Dort hatte ich ein AirBnB gebucht, die “Gemütliche Einliegerwohnung im Rosengarten“ kann ich nur sehr empfehlen. Schickes Haus mit Garten und einem Gästezimmer in einer wunderschönen Wohngegend. Das Zimmer ist optimal, ein Doppelbett und ein vergrößertes Schlafsofa waren bereits bezogen. Es gab Kaffee und Tee, ein paar Gesellschaftsspiele und ein extra Badezimmer.

Nach den langen Fahrten brauchten unsere Beine Bewegung, also spazierten wir zuerst zu “Bastians Currywurst & Meer”-Bude und genehmigten uns vegane Burger, vegane Currywurst und Pommes. Es folgte ein Verdauungsspaziergang zum Hafen, wo wir den Tag ausklingen ließen.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Dänemark ins Legoland Billund und zum Lego-House. An dieser Stelle überspringe ich und komme direkt zu Ostfriesland.

Nachdem wir nämlich nach zwei wunderschönen Tagen in Dänemark wieder abreisten, verbrachten wir eine Nacht in einem AirBnB in Kropp, auf das ich nicht näher eingehen möchte. Wir bekamen ein ehemaliges Kinderzimmer in einem Einfamilienhaus, was ich ansich ja wirklich schön finde und auch gerne unterstütze. Aber Ihr wisst ja, welchen nachhaltigen Eindruck spinnenbesetzte Räume und bestimmte Gerüche bei mir hinterlassen. Nämlich diesen, dass ich gleich die ganze Unterkunft nicht weiterempfehlen möchte.

Daher wollte ich am nächsten Tag so schnell wie möglich aus der Unterkunft raus und weiterfahren. Also packte ich die Sachen, währen die Männer noch schliefen und zerrte sie noch fast schlafend ins Auto, weil es sonst noch eine Stunde länger gedauert hätte. In der Brötchenschmiede in Kropp frühstückten wir und fuhren insgesamt dreieinhalb Stunden nach Ostfriesland, da ich mich wegen den vielen Straßenbauarbeiten und Sperrungen um Hamburg eine halbe Stunde verfahren hatte.

Da wir erst 15:00 Uhr einchecken konnten, ging’s zunächst noch weiter nach Schillig an den Strand. Es herrschte Flut und die Männer wateten eine Runde durch die kalte Nordsee.

In Jever angekommen, fanden wir die versteckte “Ferienwohnung zwischen Wald und See”, die ich uns für die nächste Tage gebucht hatte. In einem Waldstück, etwas abseits des Ortes und direkt an einem See. Die Gastgeber begrüßten uns freundlich und nach einem kurzen Schwatz zeigten sie uns die Wohnung im ausgebauten Dachgeschoss. Eine wunderschöne Fünf-Zimmer-Wohnung mit moderner Einrichtung, Waschmaschine und Terrasse.

Während Mann und Kind eine Runde um den See spazierten, kaufte ich ein paar Dinge ein, die wir für die nächsten Tage brauchen würden.

Am nächsten Morgen schlief das Kind bis 10:30 Uhr, demnach fuhren wir erst 11:30 Uhr zu unserem heutigen Ausflug. Der ging nach Norden. Zuerst in den Erlebnispark Norddeich. Dort fand ein kleiner Markt statt und wir genehmigten uns Crêpes. Danach spielten wir eine Runde Abenteuerminigolf in einer hübsch gestalteten Anlage. Leider war die mit 20,00 € ziemlich teuer.

Anschließend rätselten wir uns durch das Heckenlabyrinth. Etwas seltsam nur, dass das Labyrinth ein Thema hatte, nämlich „Frauen“. Also eher mehr für Erwachsene. Woher sollen Kinder wissen, welche Frau dies und jenes anno dazumal getan hat? Demnach verlor auch unser Kind bald die Lust auf dieses Labyrinth und wir brachen ab. Na Hauptsache, wir haben 18,00 € dafür bezahlt.

Danach suchten wir noch die Seehundstation auf. 16,00 € zu zweit, den Mann interessierte das nicht besonders und wartete draußen. Dafür kamen der Sohn und ich gerade rechtzeitig zur Fütterung um 15:00 Uhr. Es wurde viel informativeres über Seehunde erklärt, das Museum ist interaktiv gestaltet mit einigen Mitmachstationen. Besser ist es, sich unter dieser Seehundstation keinen kleinen Seehundzoo vorzustellen. Stattdessen gibt es ein kleines Außenbecken für die Tiere und die Besucher können diese durch die Scheiben beobachten. Der Rest ist Museum.

Weiter ging unsere heutige Tour zum Pilsumer Leuchtturm, 25 Minuten entfernt. Man kennt den Leuchtturm aus dem Otto-Film, vom Sohn nur „Turm“ genannt, weil er nicht leuchtet. Ottos Autogramm ist auch am Turm zu finden. Leider fehlten die Schafe auf der Weide, aber auch ohne ist er ein hübsches Fotomotiv.

Das Meer auf der anderen Seite des Deichs war fast nicht zu sehen. Die Flut verschwand langsam und zwischen Deich und Meer breitete sich ein Vogelschutzgebiet aus, ebenso jenseits des Parkplatzes, wenn man rechts der Schranke die Straße hinauf läuft.

Hier hätte ich jetzt gerne mehr Zeit verbracht und wäre bis zum Sonnenuntergang spazieren gegangen. Aber ging leider nicht. Stattdessen fuhren wir zurück in die Ferienwohnung und ließen den Tag ohne Spaziergang ausklingen.

Auch am nächsten Tag fuhren wir erst gegen 11:00 Uhr los. Zuerst zur Ruttener Mühle, die einzige noch betriebene Mühle in Ostfriesland. Diese lag 20 Minuten südlich von uns. Dort angekommen, war sie aber eingerüstet und es herrschte Baustellenchaos in und auf der Mühle. Schade aber auch. Ich fuhr frustriert wieder davon. Der Mann meinte, dass wir vielleicht hätten mal nachfragen sollen. Also drehte ich um und er fragte nach. Tatsächlich ist die Mühle für Besucher dennoch geöffnet, wir durften eintreten und die schmalen Holzstufen nach oben steigen. Es gab keine Führung, aber ein Müller war am Werk und füllte säckeweise Weizen- und Dinkelmehl, sogar für die Biomarke Naturland, ab. Er wog die Säcke auf einer Dezimalwaage und in dem kleinen Räumchen stiegen wir drei ihm sichtlich im Weg herum. Das Kind stellte seine Fragen und der Müller musst dann auch noch antworten. Das war zu viel ;) Unten gibt noch ein Sägewerk, dann waren wir auch wieder draußen.

Noch im Shop eine Brotbackmehlmischung gekauft, ein Selfie gemacht und weiter ging’s.

Nächstes Ziel war Esens, da der Sohn gerne nochmal Minigolf spielen wollte. Also suchte ich gestern nach Plätzen und fand den Erlebnispark in Esens. Der hatte 2021 neu eröffnet und war zu unserem Besuch entsprechend gut gepflegt. Hier hat jemand volles Herzblut reingesteckt und sich beim Basteln und Gestalten sowas von ausgetobt. Neben der 21-Loch-Adventure-Minigolfanlage auf Kunstrasen mit viel Liebe zum Detail und alle möglichen Spielereien, von Flippergolf bis Kugelbahn, sind dazwischen Spielanlagen eingebaut, z. B. ein Wasserbecken mit kleinen Tretbooten, eine Bimmelbahn, mit der die Kids um Kreis fahren können, eine Baustelle zum Baggern, Rutschen, ein Riesenrad, Trampolin, Bällebad. Also viel zu tun für die Kinder, wenn die Eltern mal wieder zu lange brauchen, um ihre Bälle einzulochen.

Anschließen aßen wir dort noch Crêpe und Waffeln, die aber nicht besonders schmeckten. Anders ist das sicher bei den warmen Snacks wie Pommes oder Pizza, die an einem Nebenstand zubereitet werden und auf einer Modeleisenbahn an den Tisch gefahren kommen.

Vor zwei Tagen hatte der Mann eine Veranstaltung im Internet gefunden, eine explosive Wissenschaftsshow, die heute von 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr in Aurich stattfand. Eintritt gratis, aber Anmeldung erforderlich.

Also meldete er uns an und daher ging’s nach Aurich ins Energie-Erlebniszentrum. Wenn das Kind sich schon für Chemie begeistern kann und sogar das Chemie-Wahlfach besucht. Eine halbe Stunde vor Beginn waren wir da, zum Glück auch, denn wir bekamen gerade noch in der 3. Reihe drei freie Plätze.

Pünktlich startete Herr Dr. Leupold, Deutschlands beliebtester Chemielehrer und Dozent an der Uni Bremen, seine Show Bam! Boom! Bang! Auf der Bühne war allerhand vorbereitet und während er alles zu verschiedene Gase, Luft und brennbare Materialen erklärte, explodierten Dosen, schoss eine Flasche wie eine Rakete durch den Raum, wurde eine Rose in Stickstoff schockgefroren, kam einer Essiggurke die Erleuchtung, wurde ein Motor nachgebaut und Nylon hergestellt, eine Cola selbst gemischt und als ein Gummibärchen abbrannte, wohlgemerkt im Sicherheitsglas, sprangen die Rauchmelder des Gebäudes und der Feueralarm an. Das war nicht Teil der Show, aber selbstverständlich mussten wir alle den Saal verlassen, was anfänglich noch in Frage stand, ob das wirklich nötig ist. Aber ja, ist es. Rein aus Schulungszwecken. Kinder sollen ja lernen, dass man bei einem Feueralarm immer das Gebäude zu verlassen hat. Nachdem dann auch die Feuerwehr mit Tatütata anrückte und die Feuermelder wieder ausstellte, konnte die Show weitergehen. Sehr unterhaltsam und interessant war das Ganze.

Spannend vor allem auch, was die Kinder, die sich bei Fragen des Lehrers meldeten wie in einer Schulklasse, schon alles über Chemie wussten. Waren doch die meisten um die 10-12 Jahre. Insgesamt rundum gelungen, bei so einem Lehrer hätte mir Physik/Chemie auch mehr Spaß gemacht und vor allem auch etwas gelernt!

Da es schon spät geworden war, ging’s zurück zum Ferienhaus mit Abstecher zum Supermarkt. Hier in Niedersachsen war heute kein Feiertag und der Supermarkt hatte bis 21:00 Uhr geöffnet. So kamen wir noch zu unserem Abendessen.

Am nächsten Morgen wollten wir nicht so spät los wie die letzten Tage, denn gemäß Gezeitenrechner würde die Ebbe gegen 11:00 Uhr ihren tiefsten Punkt erreichen und da wollten wir an einem Strand sein. Basti hat die Gezeiten und das Watt noch nie gesehen.

So kamen wir 11:30 Uhr am Badestrand in Dornumersiel an. Es gab ein Drehkreuz, für dessen Durchgang wir drei 11,00 € Eintritt zahlten sollten. Die Dame an der Kasse meinte, man müsse an allen Stränden am Watt eine Gebühr zahlen und wenn es keine Kasse wie hier gibt, müsse man sich eine Tageskarte am Hafen besorgen. Es würde auch teilweise kontrolliert werden, ob man diese Tageskarte hat. Das war am Strand von Schillig nicht so. Aber vielleicht haben wir auch die Hinweisschilder nicht beachtet. Ich wusste das bis jetzt jedenfalls nicht.

Am Strand und am Watt war nicht viel los. Trotz der Sonnentage wehte der Wind frisch. Ein paar Hartgesottene liefen mit kurzen Klamotten oder teilweise Badesachen herum. Wir wanderten durchs Watt. Der Schlamm wühlte sich über unsere Füße und quetschte sich durch die Zehen. Schlamm ist ja gut für die Haut. Aufpassen mussten wir, dass wir nicht auf Krabben, Wattschnecken oder Quallen traten. Sogar einen Wattwurm konnten wir beobachten. Wir liefen und liefen. Ganz alleine. Sogar die Inseln Baltrum und Langeoog konnten wir erkennen.

Zurück am Strand chillten wir noch ein bisschen und langsam kam das Wasser wieder. Basti wollte die Gezeiten weiter beobachten, also fuhr ich mit dem Kind derweilen nochmal nach Norden ins Waloseum,  weil er das unbedingt sehen wollte. Werbung dafür wurde vorgestern in der Seehundstation gemacht und wir bekamen ermäßigten Eintritt zusammen mit der Eintrittskarte aus der Seehundstation. So zahlten wir nicht mehr 16,00 € sondern „nur“ 11,00 €. Ganz schön teuer alles in Ostfriesland.

Das Museum hat uns gut gefallen, zwar klein, aber sehr anschaulich. Ein originalgroßes Herz eines Pottwales pumpte geräuschvoll im 8-Sekunden-Takt. Unglaublich, wie Wale ihre Herzfrequenz steuern können, bevor sie auf Tauchgang gehen. In der Mitte steht ein präparierte Skelett eines 15 Meter langen Pottwal-Bullen, der 2003 an der Nordseeküste gestrandet war, daneben ein Riesenkalmar im Größenvergleich, der größte Feind des Pottwals. Walgesänge durchfluten den Raum. Ich hätte hier ewig sitzen und lauschen können, aber leider das Kind nicht. Es gab noch kleine Aquarien mit Seesternen und Fischen und im oberen Stock ausgestopfte Vögel, die hier leben.

Wieder zurück beim Mann chillte der zwischenzeitlich am Hafen und wir gesellten uns auf dem drehbaren Liegestuhl dazu. Auf der anderen Seite lockte ein Fischrestaurant mit … tada, irgendwas vegetarischem. Wir hatten Glück, denn es wurden auch sämische Beilagen wie Pommes und verschiedene Salate angeboten. So genehmigten wir uns einen Snack und fuhren weiter nach Neuharlingersiel, zwei Orte weiter aber trotzdem 20 Minuten zu fahren.

Insgesamt muss man beim Autofahren hier eher geduldig sein und eilig darf man es nicht haben. Traktoren auf den Landstraßen, die Geschwindigkeit ist meist auf 70 km/h begrenzt. Es gibt viel Wild und viele Dörfer. Von Jever nach Norden sind wir jeweils knapp über eine Stunde unterwegs gewesen.

In Neuharlingersiel spazierten wir am Hafen entlang und obwohl ich nichts von Fischfang halte, sind die bunten Fischkutter schön anzusehen. Die Häuser am Hafen typisch ostfriesisch aus roten Ziegelsteinen, auch die Gehwege. Das hat mir in ganz Ostfriesland mit am besten gefallen. So ganz anders als im restlichen Deutschland.

Mit einem Eis spazierten wir weiter zum Strand und auch hier gab es kein Drehkreuz mit Kasse, aber eine große Hinweistafel, von der die Dame in Dornumersiel sprach. Zum Glück hatten wir ja unsere Tageskarten.

Wir buddelten im Sand und spazierten den Strand entlang, es gibt einen schönen Kinderspielplatz mit Wasserspielplatz. Wenn man direkt hier im Ort wohnt, können die Kinder jeden Tag am Strand spielen. Das stelle ich mir wirklich schön vor. Unsere Vermieter erzählten allerdings, dass sie nie an den Strand fahren, auch wenn der nur 20 Minuten entfernt ist. Wie bei uns, die so gut wie nie in den Bergen sind, obwohl wir sie vor der Haustür haben.

Am letzten Tag hatten wir noch Zeit, etwas kleines zu unternehmen, da unser Zug erst 16:00 Uhr in Hamburg abfahren würde. Das Kind wollte gestern noch ein drittes Mal zum Minigolfen, zu dem Zeitpunkt hatten die Anlagen aber schon geschlossen. Also hatte ich für heute das Erlebnisgolf Ostfriesland in Wiesmoor herausgesucht, 30 Minuten südlich von uns und mehr oder weniger auf dem Weg nach Hamburg.

Vorausschauend, obwohl ich alles andere als die perfekte Mutter bin, hatte ich gestern Abend schon die Klamotten zusammengepackt, daher gab es nicht mehr so viel zu tun. Wir versuchen ja immer mit Leichtgepäck zu reisen. Ein großer Koffer für uns drei mit Klamotten und Schuhe, ein kleiner Spielekoffer vom Kind, der eigentlich umsonst mitkam, und jeder einen Rucksack.

10:30 Uhr wollte ich am Ferienhaus los und das haben wir auch geschafft. Die Minigolfanlage fanden wir wieder sehr schön, mit vielen einfallsreichen Ideen, die es auf den anderen Plätzen nicht gab. Wenn auch für Kinder ziemlich tricky. Wir mogelten mit den Punkten, denn sonst hätte das Kind die Lust verloren.

Dennoch hielten wir uns beim Minigolf viel zu lange auf, weshalb wir erst 13:00 Uhr weiterfuhren nach Hamburg. Das Navi im Auto berechnete 2 Stunden, Google Maps 2,5 Stunden mit ETA 15:30 Uhr. Wird knapp wenn der Zug 16:00 Uhr fährt. Einmal durch Hamburg fahren, tanken, Auto abgeben und zum Bahnhof laufen, Essen kaufen, Gleis finden. Aber wir schafften es letztlich doch stressfrei und zeitlich so gut, dass wir am Gleis noch 15 Minuten warten mussten, bis der Zug kam. Pünktlich 16:01 Uhr fuhr der ICE ab nach München, wo er ebenfalls oberpünktlich ankam. Ein Hoch auf die Bahn, die diesmal wirklich sensationell gut funktionierte.

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