Mayor Capo Di Corfu und unsere total verrückte Heimreise – September 2022

Im letzten Teil meines Reiseberichts über unsere Balkan-Route geht’s nach Korfu. Dort blieben wir fünf Tage in einem 5-Sterne-Familienhotel, dem Mayor Capo Di Corfu. Die Insel selbst haben wir nicht mehr erkundet und somit gibt es keine Tipps für die Insel an sich. Hier könnt Ihr daher die Einreise nach Griechenland und somit in die EU lesen, eine wirklich positive Hotelbewertung sowie unser abenteuerliche Heimreise mit Video. Das Video lohnt sich und findet Ihr ganz unten im Beitrag.


Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen. Korfu war zwar so gesehen das Ziel unserer Route, also der Endpunkt, bevor wir umdrehten und über Italien zurück fuhren. Aber kein Ziel als solches. Korfu hätte ich mir ehrlich gesagt als Reisedestination nicht von selbst herausgesucht. Es lag gerade auf dem Weg.

Einreise nach Griechenland

Aus Saranda in Albanien kommend, erreichten wir 13:45 Uhr mit unserer kleinen Autofähre Korfu. Das Auto musste am Hafen von Korfu geparkt werden und wir durften zunächst nur zu Fuß durch die Grenzkontrollen gehen. Da unser Auto aber auch einreisen musste, durfte anschließend nur der Fahrer, also ich, durch die Kontrollen zurück zum Auto. Dort wurden von einer Dame die Fahrzeugpapiere und die Versicherung gecheckt. Äh, Versicherung? Gut, dass ich die grüne Karte dabei hatte, die ja jetzt weiß ist. Merke: Immer alle Papiere mitführen und wissen, wo sich die Fahrgestellnummer befindet. Denn die Dame glich die Fahrgestellnummer mit den Fahrzeugpapieren ab (was ich vorher bereits wusste und entsprechend vorbereitet war) und dann durfte auch das Auto einreisen. Wir sind ja schließlich wieder in der EU und die Grenzbeamten achten sehr darauf, dass alles in Ordnung ist.

Am Fährterminal erspähten wir ein Café und es gab endlich, um 14:30 Uhr, meinen ersten Kaffee. Lechz!

Die Fahrt zum Hotel dauerte nochmals eine Stunde und führte uns quer über den südlichen Teil der Insel.

Und da stand ich nun, mit meiner Kaffeetasse in der Hand, die Füße im Wasser, den Blick hinüber zum griechischen Festland und ließ die letzten zwei Wochen Revue passieren. Haben wir diesen einmaligen Roadtrip tatsächlich durchgezogen. Ohne großartige Probleme, dafür mit viel Abenteuer und anerkennendes Durchhaltevermögen des Kindchens. Schön war’s! Aufregend und spannend. Wir lernten ein ganz anderes Europa kennen. Wie wir es zuvor noch nie erlebt haben. Man kennt ja mittlerweile die üblichen Länder, aber eben nicht die unüblichen. Wo unter anderem neben Reichtum auch unglaubliche Armut vorherrscht. Bisher haben wir dieses nur in Afrika und Asien erlebt, aber auch Teile in Europa sind davon extrem betroffen. Vor allem was die medizinische Versorgung betrifft.

Selbstverständlich gibt es Familien mit Kinder, die jahre- oder monatelang abenteuerlustig durch ärmere Länder reisen. Die nicht solche Angsthasen sind wie ich. Das ist schön so! Denn irgendjemand muss diese Abenteuer ja auch erleben. Ich habe aber dazu noch zu viel Angst um das Wohl meines Kindes. Wir haben uns in solche Abenteuer früher zu zweit gestürzt, als wir nur die Verantwortung für uns selbst trugen. Zum Glück sind Familien einzigartig und jeder Elternteil weiß am Besten, was man seinen Kindern zumuten möchte. Ich für meinen Teil bin jedenfalls äußerst happy über unseren Trip der letzten zwei Wochen. Armer Länder hin oder her, individuelle Reisen sind einfach meine Lieblingsreisen. Es geht ja nicht nur um die Menschen in dem Land, sondern um alles Neue, was unsere fünf Sinne dabei aufnehmen. Um alle Überraschungen, die wir erleben dürfen. Landschaften, von denen wir nicht wussten, dass sie es sie gibt. Wow-Momente und ganz viel Familienzeit. Reisen muss man reisen und das haben wir definitiv wieder getan. Daher alles richtig gemacht :-)


Hotelbewertung Hotel Mayor Capo Di Corfu

Zuerst einmal muss ich sagen, dass wir am Anreisetag nicht so richtig warm wurden mit dieser Hotelanlage. Es war eine 180-Grad-Wendung, vom Minimalismus hin zu fünf Sterne innerhalb weniger Minuten. Das musste erstmal sacken und auch das Kindchen machte seine Überforderung mit schlechter Laune bemerkbar. Auch daran erkennbar, dass er erstmal gar nichts vom Hotel wissen wollte und sich ins Zimmer verzog. Aber weil ich ihn ja kennen, wusste ich, dass er schon bald auftauen und dann den größten Spaß haben würde. So kam es auch am nächsten Tag, ebenso bei mir :-)

In erster Linie ist das Hotel ein Familienhotel. Es sind fast ausschließlich Familien mit Kindern und Großeltern am Start, auch größere Kids.

Es gibt Sportprogramme wie Beach Volleyball, Wassergymnastik, Wasserball, Dart, Bodja, den Tennisplatz nicht zu vergessen und am Meer nebenan können Jetskis, Tretboote, Motorboote und Stand-Up Paddle ausgeliehen werden.

An Nationalitäten sind zumeist Italiener, Franzosen, Engländer und Deutsche vertreten, wobei deutsch nicht mehrheitlich gesprochen wurde. Allerdings waren wir Anfang September hier, als in weiten Teilen Deutschlands die Schulferien schon vorbei waren und wir damit in die Nebensaison rutschten.

Hotel Mayor Capo Di Corfu
Parkähnliche Hotelanlage

Das ist ein Vorteil an den bayerischen Schulferien, denn wir zahlten für 6 Nächte Halbpension zu dritt schlappe 2.400,00 € weniger(!) als wir im Juli gezahlt hätten (den Preisvergleich hatte ich zu Hause angestellt, weil mich die Preise für Ende Juli interessierten).

An der Rezeption wird deutsch, englisch und natürlich griechisch gesprochen, einchecken konnten wir uns selbst, entweder über einen QR-Code mit dem Handy oder über das Hotel-Tablet. Eine Hotel-App gibt es auch, ebenso gratis Wlan. Geführte Ausflüge können gebucht werden, haben wir aber nicht. Ihr wisst ja, wir sind gerne alleine unterwegs anstatt in einer Gruppe.

Das Hotel bietet zwei Pools, einen Großen mit großer Bar und einen kleinen, ruhigeren mit einer kleineren Snackbar, aus der schöne chilige Loungemusik ertönt. An beiden Pools stehen Sonnenliegen und Schirme bereit. Die Liegen dürfen nicht mit Handtüchern reserviert werden, haben aber dennoch viele gemacht. Es wird wohl nie in meinen Kopf gehen, warum das manche Leute machen. Es könnte ja sein, dass man mal tagsüber in den Pool hüpft, da muss auf jeden Fall, ganz klar, den kompletten Tag über das Handtuch auf der Liege bleiben. Unsere Handtücher sind stattdessen, aufgrund reservierter aber unbesetzter Liegen, oft auf dem Boden gelandet, als wir unsere Poolrunden drehten.

Strand am Hotel Mayor Capo Di Corfu
Strand

Am großen Pool, neben der Bar findet allabendlich eine Kinderdisco statt. Das interessiert unseren aber nicht, auch nicht in früheren Familotels.

Wasserrutschen dürfen nicht fehlen, die stehen in einem extra Minipool, sind aber nur zweimal am Tag für jeweils zwei Stunden geöffnet.

Jedenfalls bevorzugte das Kindchen den kleineren ruhigeren Pool, an dessen Snackbar wir unregelmäßig Pizza, Pommes und sogar vegane Burger speisten. Es gibt hier aber auch Fleisch- und Fischgerichte.

Die Snackline am Nachmittag war auch für uns mit Halbpension gratis. Die meisten Gäste hier buchen wohl Vollpension, aber für uns hat sich das noch nie gelohnt, weil wir alle drei bei der Hitze Mittags keinen großen Hunger haben. Der Aufpreis für Vollpension würde 25,00 € pro Erwachsener pro Tag kosten, Kinder sind gratis (es steht den Gästen auch frei, nur tageweise Vollpension zu nutzen).

Aber für 50,00 € essen und trinken wir nie und nimmer mittags, von daher war es nicht nötig. An der Bar bekamen wir Erfrischungsgetränke auch gratis, für den Café zahlte ich 3,00 €.

Vom Pool aus fällt man dann auch direkt in den Sand des nebenan liegenden Strandes. Auch hier stehen Liegen und Schirme bereit. Das schöne beim Baden hier im Meer ist, dass die Sandbank weit hinaus reicht und man läuft und läuft und läuft, bis das Wasser über die Knie reicht. An der Oberfläche herrscht Badewannentemperatur und ist somit wärmer als die beheizten Pools. Fische schwimmen auch mit, also Taucherbrille nicht vergessen :-)

Hotel Mayor Capo Di Corfu
Poollandschaft

Die Hotelanlage ist äußerst weitläufig, die Zimmer befinden sich fast alle in kleinen Häuschen. Wir bekamen ein Zimmer direkt am Pool, hatten also immer kurze Wege, auch zum Restaurant. Die ganz hinteren Häuschen sind sicher 10 Minuten zu Fuß entfernt, aber eben schön ruhig.

Es gibt zudem nur ganz wenige zweistöckige Häuschen, somit auch keine Bettenburgen, was uns persönlich immer am besten gefällt. Die Zimmer sind optisch hübsch gestaltet, allerdings befindet sich das Waschbecken außerhalb des Badezimmers, also Zähneputzen nur unter Beobachtung :-)

Zwei große Wasserflaschen, Schwarztee und Kaffee gab es täglich gratis dazu, im Zimmer steht ein Wasserkocher und ein Kühlschrank bereit. Wem die zwei Flaschen nicht ausreichen, darf sich am Wasserbündel vor der Tür ebenfalls bedienen, die täglich hergestellt werden.

Im hinteren Teil der Anlage liegt noch ein Kinderspielplatz und wer das Gepäck nicht tragen oder rollen möchte, nimmt einfach die fahrenden Kofferwägen in Anspruch. Kindchen und ich ließen uns eines Abends mal just for fun um die Anlage fahren, als keine Gäste mehr anreisten und die Fahrer gerade nicht viel zu tun hatten. Das war nett und der Fahrer freute sich über Gesellschaft.

Poolhandtücher können ausgeliehen und nach Bedarf immer getauscht werden. Das Tauschen der Handtücher haben wir aus Umweltgründen nicht beansprucht. Ich finde, Handtücher kann man auch länger benutzen. Wir haben unsere über Nacht einfach über das Balkongeländer zum Trocknen gehängt. Das schont die Umwelt.

Eigentlich wollte ich auch die Schmutzwäsche von unserem Roadtrip waschen lassen, aber die Preise für die Loundry sind gesalzen. Die Dame an der Rezeption schaute zwar nicht schlecht, als ich sagte, dass wir mit dem eigenen Auto hier und auch schon länger unterwegs sind, aber für ein paar Unterhosen und Socken hätte ich dennoch 50,00 € zahlen sollen. Na nützte auch ein netter Small-talk nichts.

Hotel Mayor Capo Di Corfu
kleine Rutschen

Wir hatten zum Glück noch eigenes Waschpulver übrig und haben im Waschbecken eben selbst gewaschen. Unterwäsche wird ja nicht wirklich schmutzig.

Vom Geräuschpegel her fand ich es auch für Sensibelchen wie das Kindchen und mich eigentlich recht angenehm, trotz der Nähe zu Pool und Bar. Vielleicht lag es an der Anzahl der Gäste zum Ende der Hochsaison. Oder aber, weil sich die Gäste gut verteilen konnten und sich das Leben aufgrund der Nähe zum Meer nicht komplett an einem einzigen Pool abspielte.

Auch im Restaurant bei Frühstück und Abendessen empfand ich die Lautstärke als angenehm, es hallte nirgends und vieleTische stehen im Freien.

Für Frühstück, Mittag und Abendessen bedienen sich die Gäste am Buffet, wobei es zwei Restaurants gibt und die Frühstückszeiten im Hauptrestaurant für Frühaufsteher und die im Nebenrestaurant für Langschläfer geeignet sind. Das ist sehr praktisch.

Mehrmals pro Woche gibt es im Nebenrestaurant Abendessen à la carte und im Hauptrestaurant täglich als Buffet. Wir fanden sowohl Frühstück als auch Abendessen sehr reichhaltig, vielfälig und geschmacklich auch wirklich gut. Wobei wir Vegetarier sind und somit weder Fisch noch Fleisch essen.

Hotel Mayor Capo Di Corfu
Blick aus dem Restaurant

Leider stand nicht immer dazu geschrieben, was sich im Schüsselchen befindet, gerade bei Soßen, Brotaufstrichen und Dressings wäre es hilfreich gewesen. Wenn man uuunbedingt einen Kritikpunkt finden möchte, dann diesen.

Man verzichtet in Restaurants, Poolbars und Snackbars gänzlich auf Plastik, was mir persönlich immer äußerst wichtig ist.

Abends ist am Pool Halligalli angesagt, mit Musik, Cocktails und wie man sich eben Poolpartys vorstellt. Es gibt zwei Billardtische, ein Spiel kostet 2,00 €. Daneben Airhockey für 1,00 € pro Spiel und Tischtennis gratis.

Ein Fitness-Studio ist ebenfalls vorhanden, aber gut besucht und Basti musste sich einen Tag vorher für den nächsten Tag anmelden.

Hotelparkplätze stehen am Eingangsbereich gratis zur Verfügung, zwar nicht in Hülle und Fülle, aber so viele Autos standen hier auch gar nicht. Wer also per Auto anreist oder einen Mietwagen hat, findet auf jeden Fall ein Plätzchen dafür.

Der Mini-Market in der Rezeption ist klein, aber am anderen Ende der Anlage gibt es einen größeren Shop, mit Joghurt im Kühlregal für den kleinen Hunger zwischendurch. Hier kauften wir auch einen kleinen Wasserball und Olivenöl aus Korfu für zu Hause.

Hotel Mayor Capo Di Corfu
Poollandschaft

Alles in allem ein Hotel, was ich weiterempfehlen kann, auch was Nachhaltigkeit und Umweltschutz betrifft.

Diesmal gibt es kein Video. Ich habe zwar eins gemacht, aber aufgrund der vielen privaten Bilder von Mann und Kind ist das nur für private Zwecke und nicht für’s Internet.

Fotoalbum Hotel Korfu


Unser total verrückte Heimreise

Vom Strand in Korfu aus konnte ich einen Hafen erkennen. Gefühlt gleich nebenan von unserem Hotelstrand. Der ist mir zuvor gar nicht aufgefallen. Zwei Tage vor unserer Abreise fuhr ich da mal rüber, ganze 4 Autominuten dauerte das und siehe da, ich konnte eine kostengünstige Überfahrt von Lefkimmi nach Igoumenitsa direkt hier am Ticketschalter buchen (Igoumenitsa liegt direkt gegenüber von Korfu auf dem Festland, hier würde unsere Fähre nach Ancona abfahren). Abfahrt 15:00 Uhr für 57,00 € inkl. Auto (auf der Webseite hätte ich 41,00 € gezahlt, aber hier war nicht ersichtlich, ob auch Autos transportiert werden). So sparten wir uns direkt am Abreisetag eine Stunde nach Korfu Stadt um von dort wieder nach Albanien auf einer Fähre, die vielleicht unterwegs kaputt geht um in Albanien wieder einzureisen um dann 2 Stunden nach Igoumenitsa mit nochmaliger Einreise in die EU hinter uns zu bringen.

In unserem vorgebuchten Hotel in Ancona konnte ich die zweite Nacht stornieren, da wir nach der ersten Nacht heimfahren wollten anstatt noch einen Tag in Ancona zu bleiben.

Dann ging der Spaß los.

Am Tag vor unserer Abreise bekam ich eine Nachricht per SMS von der Reederei, dass unsere Fähre von Igoumenitsa (Griechenland) nach Ancona (Italien) gecancelt wurde (warum schockieren mich solche Nachrichten eigentlich nie?). Wir hätten nun vier Alternativen. Entweder am gleichen Tag (also morgen) von Patras (auf Peloponnes, also drei Stunden in Richtung Süden) nach Ancona, allerdings schon 16:30 Uhr (die Fähre in Igoumenitsa wäre erst um 21:30 Uhr abgefahren). Oder die Fahrt einen Tag später. Oder zwei Tage später. Oder Geldrückerstattung. Da wir keine Nacht in Korfu verlängern und wir unser Hotel in Ancona heute nicht mehr kostenfrei stornieren konnten, waren Optionen 2 und 3 schlecht. Was tun? Andere Verbindungen gecheckt. Die Fähren nach Brindisi oder Bari fielen aus, da von dort aus der Heimweg jeweils viel zu weit wäre. Rückerstattung des Ticketpreises fiel ebenfalls aus, denn wir müssen ja irgendwie zurück. Also dann Option 1.

Das würde bedeuten, Erstens: die Fähre nach Igoumenitsa, die ich gestern in Lefkimmi gebucht hatte, von 15:00 Uhr auf 09:30 Uhr umbuchen. Das hat funktioniert, indem ich nochmal rüber gefahren bin und die Situation erklärt habe. Ich bekam die Umbuchung kostenfrei und die Fähre wäre dann auch fast leer. Sie verkehrt mehrmals am Tag, hat ein großes Autodeck und anscheinend ist da immer Platz, auch auf dem letzten Drücker.

Zweitens: zeitig aufstehen, um noch im Hotel frühstücken zu können und der letzte halbe Tag im Hotel geht uns damit flöten.

Drittens: eine dreistündige Fahrt nach Patras inkl. Benzin und Mautgebühren über die Brücke. Mit Direct Ferries hatte ich indes ständig Mailkontakt, leider gibt es keinen Telefon-Service und eine Info, ob nun unser gebuchten Fährticket überhaupt für die Abfahrt in Patros gültig ist, bekamen wir nicht.

Patras

Erst, als wir am nächsten Tag in Patros ankamen (die Fahrt dahin war übrigens sehr schön, rein landschaftlich und die Überfahrt von Lefkimmi nach Igoumenitsa funktionierte wunderbar und pünktlich) und am Hafen den Schalter von Minoan Lines gefunden, reihten wir uns in der Schlange ein, die immer länger und länger wurde und bald bis raus vor die Tür reichte. In der Warteschlange bekam ich dann endlich mal auf meine erneute Erinnerung eine Antwort, dass unser Ticket gültig ist.

Also gut, wir bekamen am Schalter auch unsere Tickets, aber keine Kabine zum schlafen, die wir ursprünglich gebucht hatten. Fein, 25 Stunden ohne Kabine. Was könnte jetzt noch schief gehen?

Vom unserem Parkplatz am Hafen fanden wir auch die Spur zur Fähre nicht. Alles ist groß und wirr, so viele Autos und Lkw’s, zwei Fähren und ich keine Ahnung, wohin. Der Fahrer neben uns lies sein Fenster herunter und erklärte uns, wo wir uns einreihen sollten. Womöglich jemand, der öfter hier abfährt.

Autofähre Patras
einparken auf die Autofähre

Das Einparken auf dem Schiff dauerte eine halbe Ewigkeit. An der Rezeption konnte man uns schließlich keine Kabine geben, weil die Fähre komplett überbucht wäre. Wir suchten uns also einen Platz für die Nacht, irgendwo ergatterten wir einen Tisch mit vier Sessel. Zwei Sessel schoben wir zusammen, damit zumindest das Kindchen eine Liegefläche hatte.

Als wir anschließend über die Fähre liefen, wurde uns das komplette Ausmaß der überbuchten Fähre aufgrund des Ausfalls unserer anderen Fähre bewusst

Anscheinend sind viele andere Familien von Igoumenitsa nach Patras gekommen. Die Leute saßen und lagen wie in einem Flüchtlingslager über die komplette Fähre verteilt auf dem Boden, den Sitzbänken und den Fensterbänken, auch draußen an Deck. Nicht auszudenken, wenn alle auf die Toiletten müssen oder ins Restaurant gehen. So hatten wir uns das nicht vorgestellt.

Ich schrieb erneut eine Mail an Direct Ferries mit der Bitte um Rückerstattung des zu viel bezahlten Betrages und um Entschädigung.

Um 16:30 Uhr hätte die Fahrt losgehen sollen. 18:00 Uhr stand ich an Deck und es fuhren immer noch Autos drauf. Es kamen unzählige Ansagen, dass die Autofahrer, die auf Deck 3 parkten, die Autos dichter zusammenparken sollen, damit die restlichen auch noch drauf passten. Diejenigen von Deck 3 mussten dann wieder aus der Fähre rausfahren und alles wurde umgeparkt.

endlich unterwegs

Kurz vor 19:00 Uhr fuhren wir dann endlich los, mit zweieinhalb Stunden Verspätung. Die Fähre ist schon in die Jahre gekommen, die Einrichtung ziemlich altmodische, an einigen Wänden ist etwas abgerissen, ein großer flacher Kompass an der Decke, der sich mitdrehte, fiel einfach mit lautem Krach herunter. Die Familien waren gleich erschrocken und suchten ihre Kinder, aber es stand niemand drunter und es wurde niemand verletzt.

Da wir keine Kabine bekommen hatten, bekamen wir als Ausgleich dreimal gratis Abendessen und Frühstück im Self Service Restaurant. Die Schlange dort war zwar lang und es dauerte, bis wir etwas zum Essen bekamen, aber es waren immerhin Sitzplätze frei, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkte. Die Leute schauten auch, dass sie nach dem Essen direkt den Platz verließen um andere essen zu lassen. Man achtete gegenseitig auf andere.

Am Pooldeck (der Pool war leer), fand ein griechischen Abend mit Gyros statt, was auf der völlig überfüllten Fähre mit Flüchlingslagercharakter etwas merkwürdig daherkam. Sogar an Deck, wo der Wind blies, haben sich Familien niedergelassen. Einige bauten ihre Campingausrüstung auf, mit Zelte und Matratzen. Man versuchte eben, dieses Elend irgendwie zu überstehen. Im Shop wurden die Luftmatratzen um 20% reduziert, was für ein Hohn. Die Leute bauten sich aus den Sesseln Schlafplätze, aber ein guter Schlaf war das für niemanden.

Um 1:30 Uhr ging ich an Deck, ein Gewitter wütete über uns und damit prasselte ein Starkregen auf uns ein. Die Menschen, die draußen nass wurden, verließen schlagartig ihre Plätze und flüchteten hinein. Die anderen blieben. Um 5:00 Uhr MEZ ging ich wieder an Deck, weil ich nicht schlafen konnte. Es war kalt geworden und der Wind pfiff. Die Leute zogen alle Decken drüber, die sie hatten.

Die Leute schliefen überall

Camper sind verschiedene Wetter gewohnt. Aber die ohne Zelt und auch noch mit Kindern eben nicht. Grauenhaft, wenn man eigentlich eine Kabine gebucht hat.

Vermutlich wird überhaupt niemand eine angemessene Entschädigung von Minoan Lines erhalten.

(Nachtrag: Einen Monat später bekamen wir den Preis für die Kabine sowie Benzin- und Mautkosten anstandslos zurückerstattet. Zunächst nur einen Teil und auf mein weiteres Drängen hin schließlich auch den Rest).

Am Morgen frühstückten wir gratis und die Fahrt nach Ancona zog sich endlos hin. 16:30 Uhr parkte die Fähre endlich am Hafen ein und wir konnten diese auch zügig verlassen. Das Hotel fanden wir schnell, ich holte uns im dortigen Restaurant drei Pizzen, die wir im Zimmer verspeisten und nach der durchgemachten Nacht schliefen wir alle drei schnell ein.

Die Heimfahrt ab Ancona verlief dafür umso schneller und problemloser. Kein Stau oder sonstige Hindernisse, so dass wir schon nach 9 Stunden daheim ankamen.

Hier gibt es ein Video zur Heimreise, das sagt mehr als alle geschriebenen Worte.

Nachtrag: Einen Monat später bekamen wir den Preis für die Kabine sowie Benzin- und Mautkosten anstandslos zurückerstattet. Zunächst nur einen Teil und auf mein weiteres Drängen hin schließlich auch den Rest).

Fotoalbum Heimreise