Eigentlich fährt von München nach Prag der Alex, eine Art Regionalbahn, die München mit Regensburg und Prag verbindet. Aber leider nicht zu unserer gewünschten Uhrzeit. Aus ominösen Gründen, die wir nicht herausgefinden konnten. Denn sonst fährt der Alex mehrmals täglich von morgens ganz zeitig bis abends ganz spät. Da ich mit einer lieben Freundin reiste und wir beide unkompliziert und flexibel sind, buchten wir zwei Tage vor Abreise als Alternative den FlixBus. Mal was anderes und die Verbindung von München nach Prag nonstop in nicht mal 5 Stunden kann sich auch preislich sehen lassen. Mit preislich meine ich einen fairen Preis, denn mit Mindestlohn abstempeln geht meines Erwachtens überhaupt nicht. Das ist aber bei FlixBus auch nicht der Fall. Der Preis war dennoch besser als der des Alex. So zahlten wir für Hin- und Rückfahrt pro Person 100,00 €, trotz kurzfristiger Buchung. Was wir in Prag unternommen haben, könnt Ihr hier lesen.
1. Tag
Wir trafen uns 8:00 Uhr an der U-Bahn zum Hauptbahnhof, dann hatten wir noch genügend Zeit, unser Frühstück zu kaufen und zum Münchner Busbahnhof ZOB zu laufen. Groß, aber übersichtlich standen Fernbusse in den Reihen, die quer durch Europa starteten, sogar bis nach Istanbul. Unglaublich. Das weckte sofort Fernweh in mir. Da war unsere Route nach Prag noch die kürzeste Strecke im Vergleich zu den restlichen.
Spannend für mich, denn ich reiste das erste Mal mit dem Fernbus. Abgesehen von meinen Klassenfahrten, die schon zweieinhalb Jahrzehnte zurück liegen und gar nicht mehr vergleichbar mit heutigen Fernbussen sind. Unser Bus war letztlich kein grüner FlixBus, sondern ein “Autobus Oberbayern”. Egal, unsere Sitzplätze im Oberdeck hatten wir vorab reserviert, unsere Koffer kamen in die Ladeluke und los ging’s pünktlich 9:00 Uhr, auf die Minute genau!
Im Bus gab es gratis WLan, Steckdosen sowie USB-Stecker an jedem Doppelsitz, eine funktionierende Toilette, Getränke und Knabbereien beim Busfahrer gegen Euro oder CZ-Kronen. Nach der halben Strecke legten wir eine 10-minütige Pause ein und schon ging’s komplett staufrei weiter. Am Hauptbahnhof in Prag angekommen, zeigte uns der Busfahrer zur Orientierung, wo der Rückfahrbus abfährt, nämlich dort links an der ersten gläsernen Säule.
Am Bahnhof schauten wir uns kurz um, um uns selbst erstmal zu orientieren. Wir nahmen prompt den falschen Eingang und standen in einer leeren Halle mit direktem Zugang zu den Gleisen. Keine Bahnhofshalle. Wieder raus und weiter gelaufen tat sich ein zweiter Eingang auf. Wir traten hinein und standen in einer großen wunderschönen Jugendstilhalle mit einem halbrunden Kuppeldach. Über das Geländer schauten wir nach unten und dort tat sich eine riesige unterirdische Bahnhofs-Shoppingmall auf.
Danach suchten wir etwas Essbares sowie Kaffee, Wasser, Ticketautomat für die Straßenbahn und einen ATM, der leider hohe Gebühren verlangt, wenn man mit der eigenen ec- oder Kreditkarte CZ-Kronen abheben möchte.
An dieser Stelle nehme ich mal vorweg, dass in allen Straßenbahnen ein Ticketautomat vorhanden ist, über den man allerdings ausschließlich mit Kreditkarte ein Fahrticket kaufen kann. Heißt, wieder teure Gebühren für ein eigentlich günstiges Ticket. Nur am Hauptbahnhof fanden wir Ticketautomaten für die Straßenbahn und sonst nirgends in der Stadt. Ist die Frage, ob man die Straßenbahn überhaupt braucht.
Über einen Grünstreifen hinweg fanden wir anhang Google Maps auch die Straßenbahn 9, die uns zu unserem Hotel Malá Strana in der Kleinseite brachte. Unsere Haltestelle hieß Ujezd. “Uh, jezd müssen wir aussteigen”, hihi. Eingecheckt und erstmal angekommen. In unserem verlängerten Mädelswochenende.
Wir bekamen ein kleines nettes Zimmer im 4. Stock mit Blick auf den Hinterhof und einem alten Kastanienbaum höher als das Haus. Nachdem wir uns kurz frisch gemacht hatten, spazierten wir Dank der super zentralen Lage einfach über die Brücke Most Legii und standen schon mitten im Geschehen.
Auf der Insel fand an diesem Wochenende ein Weinfest mit Livemusik statt. Ein Fahrstuhl fährt von der Brücke hinunter auf die Insel und wir drehten eine Runde über das Festival.
Weiter am Ufer entlang ging’s zur Mánesuv Most, die Karlsbrücke ließen wir zunächst links liegen, denn wir wollten uns als erstes mit einer einstündigen Bootstour einen kleinen Überblick verschaffen. Die Tour fährt nicht die komplette Moldau entlang bis zum Stadtende, vielmehr wendet das Boot an der Schleuse. Aber nett fanden wir es trotzdem, zumal wir auf dem Sonnendeck die Sonne genießen konnten.
Für das nächste Boot standen von der Menge her die doppelte oder sogar dreifache Anzahl an Fahrgästen beim „Boarding“. Da hatten wir wirklich Glück.
Den Weg zurück ließen wir uns nun alle Zeit der Welt. An der berühmten Karlsbrücke war einiges los, wir spazierten dennoch einmal drüber und wieder zurück, beschlossen aber, morgen vor dem Frühstück nochmal herzukommen und die Brücke ohne tausende Touristen zu bestaunen.
An der Karlsbrücke rechts abgebogen, entdeckten wir eine Eisbar mit einer Robotic Bar. Meine Freundin hätte die Eisbar gerne gesehen, aber der Eintritt ist viel zu hoch und die Bewertungen auf TripAdvisor viel zu schlecht. So schauten wir uns zumindest nur die Robotic Bar an, in der zwei Roboterarme die Barkeeper ersetzen. Auf den ersten Blick ist das spannend, aber beim längeren Hinsehen auch irgendwie langweilig. Niemand kann so gut Cocktails mixen, wie ein echter Barkeeper.
Auf dem Rückweg über die Most Legii machten wir nochmal einen Halt am Weinfest und aßen dort mit einem Hugo zu Abend.
Schon zu Hause hatte mir mein Mann, der vor einigen Jahren mit seinem Freund hier war, die “Horrorbar” empfohlen und wir fanden heraus, dass diese direkt bei unserem Hotel sein soll. Dort war sie auch und wir genehmigten uns jede einen gruseligen Cocktails. Also lecker war er schon, die Namen klingen nur sehr gruselig :-) Sehr interessante Bar, in der wir sämtliche Horrorfilmfiguren wiederfanden.
2. Tag
Wir schliefen gut in der ersten Nacht, stellten uns allerdings den Wecker für unser geplantes Vorhaben. Also waren wir bereits 7:15 Uhr wieder auf den Beinen. Eine schöne ruhige Zeit in dieser so lebhaften Stadt. Die Sonne ging gerade auf und bescherte uns eine wundervolle Morgenstimmung.
Wir nahmen den Weg direkt über Kampa zur Karlsbrücke und diese war tatsächlich fast menschenleer. Außer zwei japanische Brautpaare, die sehr gestellte Fotoshootings mit Kunstbrautsträußen machten und ein paar wenige frühe Vögel spazierten wir einmal genüsslich und gänzlich ohne Drängeln, mit vielen Stops zum Gucken und Fotografieren, über diese weltberühmte Brücke.
Auf der anderen Seite der Moldau vervollständigten wir unsere schöne Morgenrunde, nach der das Frühstück gleich viel besser schmeckte.
Nach dem Frühstück brachte uns die Tram in die Altstadt.
Während wir gestern am Bahnhof die Tickets am Automat kauften, ist das hier jetzt nur in der Tram möglich und auch nur mit Kreditkarte. Meine Maestro funktioniere tatsächlich nicht und die Kreditkarte meiner Freundin musste herhalten.
Bevor wir am Pulverturm starteten, warfen wir aber zuerst noch einen Blick in Prags größes Shoppingcenter, dem Palladium. Hübsch und modern sieht es aus. Eine Runde rum und mit Süßigkeiten ausgestattet, ging unser Stadtspaziergang los.
An den Pulverturm grenzt das Gemeindehaus. Darin befindet sich das wohl optisch schönste Jugendstilcafé der Stadt, laut Reiseführer. Denn, Spoiler: Lieber geht man in eines der “pragischen” Cafés, die an jeder Ecke zu finden sind und nicht in so ein Schickimicki-Teil. Vom Haus der schwarzen Madonna schlenderten wir zum Altstädter Ring, vorbei an der Teynkirche zum Rathaus.
Es lohnt sich, die Blicke nach links und rechts schweifen zu lassen, weil es überall etwas zu sehen gibt. Von Chocolaterien bis zur Gallery of Steel Figures und außerdem wage ich zu behaupten, dass man zwei bis drei ganze Regentage in Prag nur mit Museumsbesuche füllen kann, so viel Interessantes gibt es zu sehen.
Am Rathaus angekommen, drängten sich Menschenmassen sich vor der astronomischen Uhr, die einmal pro Stunde Figuren tanzen lässt. Anstatt uns unterzumischen, besichtigten wir lieber das Rathaus von innen. Am Ticketschalter geht es ins Museum. Hier gibt es keinen Rundweg und die Ausstellung ist auch eher mager. Zurück am Ticketschalter fanden wir auch nicht gleich den Weg hinauf auf den Rathausturm. Etwas verwirrend hier drinnen.
Als wir dann letztlich doch oben standen, belohnte uns eine fantastische Aussicht über die komplette Stadt und hinunter zu den Menschenmassen vor der Uhr. Ich entdeckte die Dachterrasse eines veganen Restaurants. Genau diese Kleinigkeiten, die man in Prag überall findet, machen diese Stadt echt zu etwas Besonderem, wie ich finde. Genau das ist es, was mir hier am besten gefiel.
Wieder unten, suchten wir uns ein Café für eine kleine Pause, verliefen uns aber dabei glücklicherweise in den Altstadtgassen und entdeckten dabei im Viertel St. Mêsto so viele schöne kleine Läden, Bars und Cafés. Wir ließen uns an einem Café mit Fußwärmer nieder, schlütften lecker Cappuccino und beobachteten die Menschen.
Danach verließen wir die Altstadt und spazierten wieder über die Brücke Mánesuv Most hinüber nach Malá Strana, die Kleinseite, und zur Prager Burg hinauf. Die lange Schlosstreppe hat es in sich, doch die Aussicht ist natürlich wieder unschlagbar. Wir liefen bis zum Königsgarten und drehten dort um. Leider verfehlten wir auch direkt das goldene Gässchen, wobei wir vom Gässchen vermutlich nichts gesehen hätten, so viele Menschen wie hier herumstiegen.
Nun musste uns das Navi kurz helfen, da wir zum Laurenziberg wollten. Das hieß nochmal bergauf mit weiteren vielen Treppen. Am kleinen Eiffelturm gönnten wir unseren Füßen eine längere Pause und nahmen anschließend die Seilbahn hinunter, die direkt an der Tram-Haltestelle vor unserem Hotel ankommt.
Dort lockte das Café Savoy mit einem leckeren Kuchen, ein typisch Prager Kaffeehaus, aber leider ohne freie Plätze. Man wies uns direkt etwas barsch ab. So verlor das Kaffeehaus auf den Schlag an Sympathie, siehe Spoiler oben.
Wie schon gesagt, ist es in Prag ja so, dass man sich absichtlich verlaufen und nicht die offensichtlichen Cafés ansteuern sollte, sondern lieber das kleine unscheinbare, was an jeder denkbaren Ecke wartet. Ums Eck nämlich fanden wir schnell ein anderes Café, indem es uns viel besser gefiel, ohne Schickimicki, dafür mit viel mehr Charme.
Es war bereits 17:00 Uhr geworden und von unserem Kaffee ging es direkt zum Abendessen ins Slavia, ein anderes Schickimicki Restaurant. Aber hier gab es für meine Freundin böhmische Knödel, weshalb wir dieses Restaurant wählten. Wir bekamen sogar ohne Reservierung einen Tisch. Für 16,00 € speisten und tranken wir sehr lecker.
Da ich gerne noch eine bestimmte Aussicht auf die Stadt mit seinen vielen Brücken haben wollte, brachte uns die Tram weiter in den Letná-Park. Nochmal hieß es Treppen hoch zum Metronom und weiter zum Hanavsky Pavilon, dort noch ein Stück weiter den Weg entlang und es tat sich die für mich schönste Aussicht auf die Stadt auf. Wie auf den Postkarten.
Nach 24.000 Schritten war dann aber gut für heute. Mit der Tram, die direkt unten an dem Hügel hielt, fuhren wir zurück zum Hotel, doch anstatt an unserer Haltestelle Ujezd auszusteigen, verließen wir die Tram versehentlich eine Haltestelle zu früh.
Zum Glück auch, denn sonst hätten wir nie den Absacker im LukaLu gemacht. Die wohl schönste Bar, die ich je gesehen habe und an der wir fast vorbeimarschiert wären, wenn die Schaufenster nicht so nett ausgesehen hätten. Wir gönnten uns Hugo und Eis, aber es gibt auch richtiges Essen. Tischreservierung ist allerdings empfehlenswert. Wir hatten Glück, dass wir zu zweit einen kleinen Tisch neben dem Eingang ergatterten, weil wir nur etwas trinken wollten.
Nach letztlich knapp 30.000 Schritten mussten unsere Füße sich aber nun wirklich erholen und wir ließen den wunderschönen Tag im Zimmer ausklingen.
3. Tag
Wieder hieß es, 7:00 Uhr raus aus den Federn. Wir wollten den Tag schließlich noch nutzen. Nach dem Frühstück spazierten wir durch Malá Strana. Es war ruhig zum Sonntag.
Das Viertel, was am Hang liegt und durch das wir gestern hinuntergelaufen sind, ging’s heute hinauf und wir sahen uns nochmal genauer um. Weil wir erst 11:00 Uhr aus dem Zimmer auschecken mussten, holten wir nach unserem Spaziergang die Koffer, das ist natürlich sehr praktisch.
Die Tram brachte uns zum Bahnhof und dort sperrten wir unsere Koffer in eines der Schließfächer, um die Zeit bis zur Abfahrt noch zu nutzen. Einige Schließfachreihen waren komplett voll und wir hatten Bedenken, unsere Koffer unterzubringen. Es sind viel zu wenige, finde ich. Vom Bahnhof aus liefen wir 15 Minuten zum Museum der phantastischen Illusionen.
Ein kleines Museum in einem Einkaufszentrum mit großformatigen Trickbildern und Illusionen, um damit lustige Fotos mit optischen Täuschungen zu schießen. An jedem Bild steht beschrieben, wie man das beste Foto von welchem Standort aus machen kann. Sehr nett, aber in 45 Minuten waren wir auch schon durch.
Zurück liefen wir über den Wenzelsplatz, damit wir den auch noch gesehen haben. An der Oper angekommen dem Navi zum nächsten Café gefolgt, welches wiederum unverhofft um die drittnächste Ecke auftauchte, bekamen wir dort einen Tisch und speisten leckere Süßkartoffelsuppe. Das war jetzt genau das Richtige.
15:15 Uhr zurück am Bahnhof, hatten wir noch 30 Minuten, bis unser Bus abfuhr. Genug Zeit, noch ein Abendessen to go und einen Kaffee zu holen. Den Weg zur richtigen Bushaltestelle fanden wir deshalb so schnell, weil wir heute Mittag beim Gepäck einschließen schon danach gesucht hatten. Der Bus kam 15:30 Uhr und fuhr pünktlich 15:45 Uhr los.
Kurz vor der Grenze nach Deutschland mussten wir allerdings an die Raststätte und Fahrgäste aus einem Pannenbus mitnehmen. Diese hatten Anschlussverbindungen in München und der Fahrer war sehr bemüht, rechtzeitig in München anzukommen, damit diese ihre Verbindungen noch bekamen. So verzichtete er auf die 10-minütige Pipi- und Raucherpause und fuhr direkt durch, was uns zugute kam, da wir 10 Minuten früher in München ankamen. Schließlich ist die Bustoilette auch sauber und benutzbar. Außerdem war der Bus voll mit jungen und mittleren Reisenden, die jetzt eher unkompliziert sind, was nicht gemachte Pausen angeht. Zumindest gab es keine Beschwerden und alle hatten Verständnis, die gestrandeten Passagiere mitzunehmen.
Am ZOB in München holten uns freundlicherweise meine Männer ab und somit ging unser Mädelstrip leider schon zu Ende.
Fazit: Diese Reise würde ich genau so und nicht anders wiederholen :-)
Hier könnt Ihr noch zwei Reisevideos ansehen, Video Teil 1 und Video Teil 2 sowie ein Fotoalbum.