Auf Stippvisite in Albanien – Reisebericht

Während unseres Balkan-Roadtrips im August 2022 durchreisten wir Albanien von Nord nach Süd. Das klingt toll, “wir haben Albanien bereist”. Doch bleiben wir bei den Tatsachen, es war nur eine Durchreise aufgrund kurzfristiger Planänderung. Kennengelernt haben wir das Land dabei nur oberflächlich.

Es ist immer so schnell gesagt, dass man dieses und jenes Land besucht hat. Aber hat man es dabei wirklich kennengelernt? Eher nicht, wenn man nur zwei Tage im Land war. Am Ende hat man viele Länder besucht, aber doch nichts gesehen. So ging es uns hier. Viel Spaß beim Lesen meines kurzen Reiseberichts.


Aus Bar in Montenegro kommend, errechnete das Navi errechnete eine Fahrtzeit bis Vlora von etwas über 4 Stunden und leitete uns dabei durch das Hinterland, über Hügel und Bergchen, entlang kurviger und schlechter Straßen zum Grenzübergang. Dort standen wir ca. 30 Minuten und als wir das geschafft hatten, standen immer noch 3 Stunden und 50 Minuten im Navi, obwohl wir schon über eine Stunde unterwegs waren. Merke: hier muss man grundsätzlich immer ein bis zwei Stunden mehr Fahrtzeit einplanen.

Albanien Berge
Berglandschaft im Norden

Zum Glück hatten wir in Montenegro noch eine Tankstelle gefunden und für 1,35 € pro Liter vollgetankt. In Albanien kostete der Super um einiges mehr, fast wie hierzulande. Außerdem stellte ich fest, dass auf der uns entgegenkommenden Spur ständig Stau herrschte, bis hinauf zur Grenze nach Kroatien.

Merke also nochmal: Wer die Route entgegengesetzt fährt, also von Süd nach Nord, muss mit mehr Verkehr rechnen. Vielleicht war das auch nur ein Zufall, aber es fiel mir schon seit mehreren Tagen auf.

Direkt hinter der Grenzkontrolle standen bettelnde Kinder auf der Straße. Sofort sieht man den krassen Unterschied zu Montenegro, obwohl beide(!) Länder zu den fünft ärmsten Europas zählen.

Das Autofahren empfand ich zunächst als äußerst anstrengend. Seit der Grenze bis kurz vor der Hauptstadt Tirane geht es ausschließlich durch autoüberfüllte Ortschaften mit sehr viel Stau. Es ging nur mühsam voran und wir sahen nur Häuser, Baustellen, Häuser. Dafür keine Landschaft. Doch, schon auch Landschaft, aber nur im Hintergrund. Wenn wir mal kurz über Land fuhren durften, teilten wir uns direkt die Fahrbahn mit Fahrrädern, Esel, Schafe, bettelnden Kindern und Schlaglöcher. Ein Mann mit einem toten Truthahn in der Hand überquerte die Straße. Am Strandrand lag ein großer toter Hund. Überall stehen Kreuze am Straßenrand mit Fotos von verunglückten Personen, meist mehr als zwei. Ein Auto prallte an eine Laterne wegen eines entgegenkommenden Autos. An den Kreisverkehren fährt man einfach quer drüber. Manchmal gelten nur Handzeichen statt Verkehrsregeln und die Polizei regelt an den Zebrastreifen den Verkehr. Kein schöner Anblick, wenn man so das erste Mal durch’s Land fährt. Zum Glück bin ich schon einiges gewohnt aus verschiedenen Teilen der Erde, so dass ich bei dieser Fahrweise hier recht gut mitfahren konnte. Es kamen uns Autos aus sämtlichen Europäischen Ländern entgegen, Türkei, Kosovo, Frankreich, viele Italiener, viele Briten, Griechen, Finnen und die Deutschen waren nur spärlich vertreten. In einem Stau kurz vor Tirane stand plötzlich eine bettelnde alte Frau auf dem Mittelstreifen. Um uns herum zerfallen die Häuser, wie ich sie zuletzt vor 20 Jahren in Tschechien gesehen habe. Dazwischen prunkvolle weiße Paläste mit Verzierungen aus Plattgold, die überhaupt nicht ins Bild passten.

Von Tirane bis Dürres wurde die Straße zweispurig, die Berge im Norden haben wir hinter uns gelassen. Vor uns erstreckte sich Flachland. Ab Dürres wurden die Häuser weniger und wir fuhren tatsächlich über Land. Die Straße wurde zur Autostrada, ohne Pannenstreifen, dafür mit Fahrrädern und Personen am Rand. Kreisverkehre stellen die Abfahrten dar. Ungefähr eine halbe Stunde vor unserem Ziel Vlora befuhren wir eine richtige Autobahn durch richtige Landschaft. Häuser sahen wir nur noch vereinzelt irgendwo im Nirgendwo herumstehen.

halbfertige Häuser in Albanien
halbfertige Häuser in der Landschaft

Nach 6 Stunden kamen wir endlich an. Was für ein Trip. In Vlora fanden wir dann unser Apartment nicht. Wir fuhren dreimal daran vorbei, dann rief der Mann die Vermieterin an. Sie stellte sich an den Straßenrand und als sie uns sah, winkte sie uns diese eine steile Gasse hinauf, die ich gewissenhaft ignoriert hatte, weil ich in der Gasse da oben kein Apartment vermutete und ich da auch nicht hochfahren wollte. Aber nun half alles nichts. Nur nicht am Boden aufsetzen. Es ging so steil nach oben, dass beim Gasgeben kurz die Reifen durchdrehten und ich über der Motorhaube nur Himmel, aber dafür keine Straße mehr sah.

Doch unser Apartment stellte sich wieder als sehr gemütlich und äußerst angenehm heraus sowie die Gastgeberin als sehr nett und hilfsbereit. Diese Unterkunft hatten wir, wie die meisten, über Airbnb gebucht, denn es ist im Land schon auch hilfreich, die privaten Unterkünfte zu unterstützen, gerade hier in Osteuropa.

Airbnb in Vlora
Airbnb in Vlora

Im Apartment gab es ein Doppelbett und ein Etagenbett, eine Küche und ein Badezimmer.

Nachdem wir uns von der strapazösen Fahrt ausgeruht und etwas zum Essen für die letzten Tage eingekauft hatten, bereiteten wir unser Abendessen auf dem alten Gasherd vor, den ich nicht bedienen wollte. Ich finde Gasherde kompliziert und habe Angst davor.

Nach diesem Tag fand ich die sponante Entscheidung, länger in Montenegro und kürzer in Albanien zu bleiben, als richtig. Zumindest für diesen Moment.

Fahrt nach Himarë

Die heutige Fahrt nach Himarë würde laut Navi 2 Stunden dauern. Dass die Straße sich in eine traumhafte Küstenstraße verwandelt, wussten wir vorher nicht. Aber zunächst ging es noch durch langgezogene Dörfer, bis wir durch die Berge einen Pass hinauf und wieder hinunterfuhren. Dann aber, nach ca. einer Stunde, eröffnete sich hinter einer Kurve eine grandiose Aussicht auf das Meer und die bergige Küste und ganz hinten konnten wir sogar unser Ziel erkennen, Korfu. Schon zum Greifen nah und doch noch so weit weg.

Die Straße schlengelte sich mal bergauf, mal bergab die Küste entlang, es war eine sehr schöne Fahrt. Überall gab es Aussichtspunkte für Fotostops, die aber meist vollständig besetzt waren, verständlicherweise.

Albaniens Küste
Albaniens Küste

Schnelles Vorankommen war natürlich nicht möglich, wollten wir auch gar nicht.

In Himarë angekommen, prasselte Albanien, wie es leibt und lebt, wieder vollständig auf uns ein. Zerfallene Häuser überall, ebenso Autos, und Starkstromkambel in Kopfhöhe.

Am Strand, wo wir den restlichen Tag chillen wollten, gab es keine Parkplätze mehr und weil sich das Kindchen unwohl fühlte, suchten wir direkt unsere nächste Unterkunft.

Dafür mussten wir zurück und fanden Alex B&B (schon wieder ein Alex) an einer steilen Kurve am Hang. Wir parkten in einem Weg nebenan und kontaktierten Alex über Handy, dass wir da sind. Unser Zimmer war noch nicht fertig, aber wir konnten bleiben und im Garten mit einer grandiosen Aussicht auf die Bucht im Hängestuhl chillen. Leider musste sich das Kindchen dann doch noch übergeben, vermutlich war die Fahrt zu kurvig.

So blieben wir den restlichen Tag im Zimmer, er war völlig erschöpft und leicht fiebrig. Das war natürlich alles andere als schön und genau das wollte ich partout vermeiden. Der Mann nutzte allerdings die Zeit und spazierte zwischenzeitlich die Gegend ab. Eigentlich wollte er nur Geld abheben um unser B&B zu zahlen, ging aber dann noch zum Strand um Fotos zu machen.

Strand in Himarë
Strand in Himarë

Im B&B selbst fühlten wir uns von der ersten Sekunde an sofort wohl. Ein tolles Haus, mit hübschen Zimmern, edles Badezimmer, nette kleine Balkone mit grandioser Aussicht. Zwar ohne Küche, weil es ja Frühstück geben würde, sogar im Garten serviert, also wirklich richtig schön. Leider konnten wir das Frühstück nicht in Anspruch nehmen, da wir am nächsten Morgen bereits 7:00 Uhr nach Saranda weiterfahren müssen um die Fähre zu bekommen.

Alex meinte zwar dann, er bereite uns eine Lunchbox vor, aber das glaubte ich erst, wenn ich es sehe ;)

Am Abend zog ein Gewitter auf und es bildete sich ein schöner Regenbogen. Mehr als baden gehen wäre heute auch nicht geplant gewesen. Trotzdem ist es schade, dass wir den Porto Palermo Beach auslassen mussten, den ich mir für heute noch herausgesucht hatte. Jedenfalls ging es dem Kindchen später wieder besser. Also merke wieder: Während der kurvigen Fahrt besser nicht auf irgendwelche Bildschirme gucken :-)

Alex B&B in Himarë

Fahrt über Saranda mit der Fähre nach Korfu

Ich hatte mir heute tatsächlich den Wecker gestellt, wurde aber schon vor dem Klingeln wach. Denn wir mussten früh los. Das Kindchen schlief sich gesund und hatte am Morgen keine erhöhte Temperatur mehr. So fuhren wir ohne Frühstück, ohne Lunchbox und noch schlimmer, ohne Kaffee, gegen 7:15 Uhr los. Ein paar Fotostops und eineinhalb Stunden später erreichten wir Saranda und damit auch den kleinen Hafen.

Auf unserem Fährticket stand eine WhatsApp-Nummer, der Mann hatte die Nummer gestern Abend schon angeschrieben, wie das mit der Fähre vor Ort abläuft und bekam, wohlgemerkt gegen 21:00 Uhr, umgehend eine Antwort. Diese hieß, dass wir 30 Minuten vorher an der Einfahrt stehen sollen. Fertig. Nun gut, und wo ist die Einfahrt? Ich ließ mich per Navi bis zum Büro von der Fährgesellschaft Joy Lines navigieren. Dieses lag auf der linken Straßenseite mitten in der Innenstadt und ein paar Meter weiter führte eine steile Straße nach links hinunter.

Ohne, dass wir es von oben erkennen konnten, führte diese Straße tatsächlich zum Hafeneingang. Wohlgemerkt sind alle Straßen in der City Nebenstraßen und keine einzige Hauptstraße in Sicht. Daher alles eng und durcheinander. Ich zeigte unser Ticket vor und der Herr meinte, dass wir zu früh sind. Wir sollen bis 9:30 Uhr warten, entweder unten am Hafen parken gegen Aufpreis oder irgendwo in der Stadt. Da ich hier weder wenden konnte, noch einen Parkplatz in der Stadt suchen wollte, entschied ich, gegen Aufpreis hier zu parken. Gerade als wir unserer Reisepässe vorzeigen und der Mann zahlen wollte, durften wir zu unserer Überraschung doch gratis durchfahren und am Hafen parken. 45 Minuten hatten wir noch Zeit, da hätten wir auch bei Alex frühstücken können. Egal. Wir drehten ein paar Runden zu Fuß über den Hafen und schauten uns das riesige Segelboot an, dass hier lag.

Segelboot am Hafen von Saranda

Nun wurde ich erneut gerufen mit “Lady!” und man wies mich an, mit dem Auto zur Rampe der Autofähre zu fahren. Pünktlich 9:30 Uhr durften wir auf die Fähre, die beiden Männer allerdings nur zu Fuß und ich mit dem Auto.

Die Auffahrt auf die Fähre erfolgte rückwärts. „Are you a good driver?“ Fragte man mich. „Äh, ya.“ „Ok, it is important.“, und dann redeten zwei Herren auf mich ein, wie ich lenken und einparken sollte. Als mir das Auto ausging, weil ich über die Rampen rückwärts nicht genug Gas gab, schoben die zwei Männer kurzerhand das Auto in die Fähre rein. Das war mir ein bisschen peinlich. Es ist ja auch nett gemeint, aber beim Einparken, auch knapp auf Fähren, kann ich dieses auf mich einreden nicht so gut gebrauchen. Aber immerhin machten sie es dann mit den anderen vier einparkenden Autos genauso und es lag nicht an mir.

Bis auf den Millimeter passte auch die Dachbox in den Laderaum, aber höher hätte diese nicht sein dürfen. Bullies oder Wohnmobile passen hier definitiv nicht rein.

Ich ging zu Deck, das ziemlich voll war und suchte meine Männer. Abfahrt pünktlich 10:00 Uhr lag die geplante Ankunftszeit bei 12:10 Uhr mit einer Stunde Zeitverschiebung. Dann allerdings, mitten auf dem Ozean, versagte die Fähre und kam zum Stillstand. Der Motor schien aus und die Besatzung rannte herum. Und jetzt? Da standen wir und gefühlt bewegte ich die Fähre keinen Millimeter weiter. Erst nach einer halben Stunde bemerkten wir, dass wir wohl doch vorankamen, wenn auch nur im Schneckentempo. Keine Ahnung, was kaputt gegangen war, aus dem Laderraum, in dem die Autos untergebracht waren, stank es jedenfalls fürchterlich nach Benzin.

13:45 Uhr, mit eineinhalb Stunden Verspätung, erreichten wir endlich Korfu und ich war froh darüber, die Fähre verlassen zu dürfen. Das Auto musste am Hafen von Korfu geparkt werden und wir durften zunächst nur zu Fuß durch die Grenzkontrollen gehen. Da unser Auto aber auch einreisen musste, durfte anschließend nur der Fahrer, also ich, durch die Kontrollen zurück zum Auto. Dort wurden von einer Dame die Fahrzeugpapiere und die Versicherung gecheckt. Äh, Versicherung? Gut, dass ich die grüne Karte dabei hatte, die ja jetzt weiß ist. Merke: Immer alle Papiere mitführen und wissen, wo sich die Fahrgestellnummer befindet. Denn die Dame glich die Fahrgestellnummer mit den Fahrzeugpapieren ab (was ich vorher bereits wusste und entsprechend vorbereitet war) und dann durfte auch das Auto einreisen. Wir sind ja schließlich wieder in der EU und die Grenzbeamten achten sehr darauf, dass alles in Ordnung ist.

Der Reisebericht geht an dieser Stelle auf Korfu weiter.

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