Ich kann’s immer noch nicht glauben, dass ich endlich einmal da sein durfte. Auf Santorin. Seit bestimmt zwei Jahrzehnten wollte ich auf diese Insel und nun waren wir wegen diversen Hindernissen, Bränden und vergessenen Fahrzeugpieren dort gelandet. Reiseplanung, die keine ist, entsprechend war ich null vorbereitet und wusste gar nicht, was wir auf Santorin in den zwei vollen Tagen alles machen wollten. Wenn Ihr wissen wollt, wie es dazu kam, könnt Ihr hier unseren Griechenland-Roadtrip lesen. In diesem Beitrag erzähle ich Euch, was wir auf Santorin unternommen haben. Zur Webversion geht’s hier entlang. Viel Spaß beim Lesen.
Wie wir per Autofähre ab Athen/Piräus auf die Insel kamen, habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst.
Die Fähre schaukelte ziemlich stark auf dem Meer. Da kamen die Abwechslungen, an jeder Insel an Deck gehen zu dürfen und das Ein- und Ausladen zu beobachten, ganz recht. Irgendwie hatte das Inselhüpfen U-Bahn-Charakter. „Nächster Halt: Mykonos“. „Die nächste müssen wir raus“, wie ich beim U-Bahnfahren immer meinem Kind erkläre.
Am Hafen von Thira angekommen, ging es nach links in Serpentinen den Berg hinauf. Haufenweise Touristenbusse kamen uns entgegen, womöglich mit allen Passagieren des Kreuzfahrtschiffes, dass neben dem Hafen lag. Die Busse kamen bei Gegenverkehr teilweise nicht um die Kurven, weshalb es sich auf der kleinen Insel direkt staute. Bis zu unserer Unterkunft Santana Apartments waren es 18 Minuten.
Das Apartment wurde neu gebaut, entsprechend ist der äußere Teil noch nicht fertig. Aber das Innere dafür umso schöner. Reinkommen, wohlfühlen.
Zum Strand Perivolos mit schwarzen Vulkansand, daher auch schwarzer Strand genannt, fuhr die Straße noch einen Kilometer hinunter, unten ist ein großer Parkplatz. Der Strand ist wirklich schwarz, aber klar, wir sind ja auch auf einem Vulkan. Unglaublich.
Am Abend ging’s in den Supermarkt und anschließend kochten wir uns eine mediterrane Gemüsepfanne, weil es so gut passte. Im Supermarkt kam es zu einem Ereignis, was ich so schnell nicht vergessen werden.
Man lachte uns aus, weil wir Papiertüten anstatt Plastiktüten nehmen wollten. Man stelle sich das so vor, dass eine Dame an einer Waage steht und jedes einzelne Obst und Gemüse abwiegt und jeweils in eine Plastiktüte packt. Nun war es so, dass sich das Kindchen seinen Salat mit diversem Gemüse selbst zusammenstellte und ich das Gemüse für unser Gemüsepfanne organisierte.Entsprechend viel kam zusammen.
Eigentlich brauche ich für mein Obst und Gemüse gar keine Tüten, aber als die Dame an der Waage schon die nächste Plastiktüte abreißen wollte, fuchtelte ich mit einer Papiertüte vor ihrer Nase herum und sie war sichtlich irritiert. Als ich dann auch noch mit „No plastik!“ daherkam, erzählte sie es ihrem Kollegen und beide lachten uns aus. Einen Kopfsalat quetschte sie dann auch in eine Papiertüte. Mit „No bag“, weil ich für einen Kopfsalat nun wirklich keine Tüte brauchte, war sie völlig überfordert.
Am Kassenband konnte ich sehen, wie Leute eine einzige Gurke in einer Plastiktüte verpackt aufs Band legten, oder auch eine Bananenstaude. Warum? „No Plastik“ und Müllreduzierung ist in Griechenland wirklich nicht angekommen. Warum müssen Bananen in einer Tüte sein? Das verstehe ich auch hierzulande nicht.
Weil die Wege auf Santorin eher kurz sind und die kleine Insel eine begrenzte Anzahl an Sehenswürdigkeiten hat, kann an einem Tag schon ziemlich besichtigt werden. Wir starteten unsere Tour am nächsten Tag in Perivolos, da sich hier unser Apartment befindet. Den sehenswerten schwarzen Strand von Perivolos haben wir gestern schon besucht. Daher ging es zunächst nach Emporio, das ist der nächstliegende Ort und dort erfindet sich die mittelalterliche Burg von Goulas am Eingang des Dorfes. Wir parkten in einer Nebengasse und spazieren drauf los. Durch die verwinkelten Gassen, wie man sie sich auf Santorin vorstellt.
An einem Café wollte der Sohn einen Orangensaft zum Mitnehmen bestellen, aber die älteren Herrschaften boten “take away” nicht an. Sie wollen, dass wir sitzen. Wir willigten ein, aber sie verkauften ihm trotzdem keinen Orangensaft und ignorierten uns stattdessen einfach. Gut, dann halt nicht. Wie unverschämt ist das denn bitte?
Die Burg haben wir in dem Gassengewirr nicht gefunden und suchten auch nicht weiter danach. Die Geduld des Kindes ist endlich und bevor die ganz abreist, fuhren wir eben weiter zu den Windmühlen.
Eine von ihnen schien tatsächlich noch zu funktionieren. Vom Berg aus hatten wir eine schöne Aussicht über die Insel und wenn man die Straße nach oben weiterfährt, was wir taten, weil ich wissen wollte, wo sie hinführt, kamen wir an einer hübschen Sunsetbar heraus. Das Kindchen bekam hier seinen, leider völlig überteuerten, Orangensaft für 4,50 €. Nett war es hier aber trotzdem.
Da ich heute und morgen eigentlich mehr Inselbesichtigung machen wollte als Baden zu gehen, das Kind aber unbedingt ins Wasser wollte, schlug ich vor, dann zumindest an den Red Beach zu fahren. Also zuerst Badesachen geholt und weiter.
Die Suche nach einer Parklücke am Red Beach gestaltete sich äußerst schwierig, ich ließ die Männer aussteigen, die dann schon vorliefen, damit das Kind ins Wasser kam und dann, ganz unverhofft, verließen zwei Mopeds eine Parklücke und somit wurde Platz für ein Auto frei. So parkte ich direkt am Eingang zum Pfad, der über teilweise spitze Steine zum Strand führt. Also feste Schuhe anstatt Schlappen mitnehmen.
Der Red Beach ist umgeben von vulkanischen ockerfarbenen Klippen, nach denen der Strand benannt ist. Das Eisen im Gestein ist für die Farbe verantwortlich.
Das Kind fand sogar Schungit-Steine, das haben wir mit einer extra dafür gekauften Steinebestimmungs-App herausgefunden. Sehr spannend. Insgesamt war das Wasser aber dreckiger.
Nach der Erfrischung wollte ich gerne noch die Ausgrabungssätte von Akrotiri sehen, aber nur kurz auf den Parkplatz gefahren, wollte man direkt 5,00 € verlangen, obwohl alle Parkplätze auf der Insel gratis sind. Ich fragte den Herren, was denn der Eintritt kosten soll. 12,00 € pro Person. Nein danke, das wären 41,00 € gewesen und mir ehrlich gesagt zu teuer.
Santorin ist ohnehin schon mächtig überteuert, der Sprit kostete 2,27 € (auf dem Festland 1,98 €), Stand August 2023. Die Hafermilch im Supermarkt 3,50 € (bei uns 2,49 €). Obst und Gemüse ist zum Glück preislich ok. Sicher werden da die Transportkosten draufgeschlagen, denn die Insel kann sich ja nicht selbst versorgen, es gibt keinen Gemüseanbau und das Leitungswasser ist auch knapp und nicht unbedingt trinkbar.
Jedenfalls zogen wir unverrichteter Dinge davon und weiter zum Cape of Gru, zumindest sollte das eine Steilklippe sein, dessen Zufahrt aber gesperrt war. Also parkten wir vor der Sperrung und blickten in die andere Richtung zu den Klippen. Wunderschön. Der Sohn wollte etwas nach unten klettern, aber wir kamen nicht sehr weit. Hätte es einen Pfad gegeben, wären wir bestimmt bis zum Wasser runter gelaufen.
Wieder oben, ging’s erstmal zurück in die Unterkunft. Wir hatten ja eigentlich Zeit und somit war eine Chillpause auch drin. Kurz vor 17:00 Uhr brachen wir erneut auf und diesmal auf die andere Seite, nämlich nach Oia, der angepriesene Ort, den man unbedingt gesehen haben soll, vor allem zum Sonnenuntergang.
Dort angekommen, gab es keinen Parkplatz mehr für uns. Gefühlt alle Touris der ganzen Insel haben sich in Oia versammelt. Fast am Ortsausgang parkten wir uns auf einem Platz voll mit Steine, Schotter und Müll, aber etwas anderes war nicht in Sicht. Im Nachhinein ein guter Platz zum Parken, denn nach dem Sunset hatten wir den kürzesten Weg zum Auto, was ich aber vorher nicht wusste.
Wir liefen vom Parkplatz aus nach oben in die Hauptgasse direkt zu tausenden Souvenirläden und alle verkauften das gleiche. Die ganze Gasse entlang. Mit soetwas bin ich immer total überfordert. Die vielen Menschen machen Oia jetzt nicht wirklich attraktiv.
Wir liefen die Gasse einmal vor und zurück und ich konnte trotzdem ein paar schöne Fotos machen. Den Sunset-Hotspot haben wir dabei nicht gefunden. Ich musste tatsächlich auf einer Reiseführerseite nachlesen, wo sich dieser Spot denn nun befinden sollte.
An der Byzantinische Burg soll er sein, die fanden wir dann mit Google Maps auch. Leider war diese voll von Leuten, die anscheinend dort seit Stunden ausharrten. Nicht einmal für ein Foto wollten mich die Leute durchlassen, weil sie befürchteten, ich würde ihren Sitzplatz wegnehmen.
Etwas unterhalb davon ergatterten wir uns ein freies Stehplätzchen. Hätte ich vorher gewusst, dass zum Sunset tausende Touristen kommen, hätte ich vielleicht einen anderen Spot gesucht. Aber so blieb uns dafür keine Zeit mehr, die Sonne wartet ja nicht. Die Schattenseiten des Massentourismus: Überlaufene Altstädte, überteuerte Touristenmenüs, strapazierte Einheimische.
Der Sonnenuntergang selbst war schon schön, vor allem vor dieser Kulisse. Das ist schon wirklich einmalig. Wenn nur die vielen Leute nicht wären.
Aufgrund einer Wolkendecke am Horizont schien das Sonnenlicht aber nicht so stark, als dass es die Häuser orange gefärbt hätte.
Da aber etwa 70% der Touristen verschwinden, sobald die Sonne hinter den Horizont gesunken ist und die Lichter in Oia angehen, ist dieser Zeitpunkt fast noch schöner als der Sunset selbst. Man kann wieder in Ruhe fotografieren und durch die Gassen schlendern. Das war dann dafür umso schöner und die Lichter gefielen mir dabei besonders gut.
Am nächsten Tag fuhr ich alleine los. Meine zwei brachte ich mit dem Auto an den schwarzen Strand, weil das Kind lieber chillen anstatt Sightseeing wollte. Ist ja auch ok, es müssen ja nicht alle immer das gleiche wollen und bevor es zu Streitereien kommt, war das eben die beste Lösung.
Wieder mal planlos fuhr ich los zum Herz von Santorin. Man muss wissen, dass ich wieder einmal ausschließlich über Google Maps alle Sehenswürdigkeiten der Insel gefunden haben, weil ich weder Reiseführer hatte, noch Lust, mich großartig in irgendwelche Webseiten einzulesen.
Das Herz von Santorin sowie die kleine Kirche unterhalb davon hatte ich ganz für mich alleine zum Aussicht gucken und Fotografieren. Der Blick über den Krater ist gigantisch. Als ich von der kleinen Kirche wieder nach oben stieg, standen die Leute tatsächlich Schlange für ihre Fotos.
Als nächstes ging’s nach Fira (Thira), der Hauptstadt der Insel, wenn man das überhaupt “Stadt” nennen kann. In Firastefanie fand ich einen Parkplatz und musste erstmal ausgiebig die Aussicht bewundern. Zufällig stand ich direkt an einem Wanderweg, der durch Imerovigli bis nach Oia führt.
Es war wenig los heute, also menschenmäßig, womöglich, weil kein einziges Kreuzfahrtschiff unten lag. Was mich freute, denn so stand ich niemandem im Weg, was man ja irgendwie ständig tut und ich konnte in Ruhe alles anschauen und so langsam laufen, wie ich wollte.
Wie gestern schon in Oia, sind viele gestellte Instagramerinnen in viel zu engen Kleidern unterwegs, die vor ihren Selfiekameras posen. Man sieht sie an Fotospots und in Restaurants, in Pools und engen Gassen. Fand ich seltsam, aber gut.
Im oberen Teil von Imerovigli fand ich dann schließlich mehr oder weniger zufällig DAS Santorin Postkartenmotiv, was in unserem Apartment als Bild an der Wand hängt und auch sonst überall anzutreffen ist. Der offensichtliche Weg führt unterhalb vorbei, nach oben kam ich nur über eine Treppe rechts, von der ich zunächst dachte, sie führt in ein Hotel. Ganz schön verwinkelt und versteckt fand ich dann die blau-weiße Kirche mit dem riesigen pink blühenden Bougainvillea-Baum. Just in diesem Moment kamen eine Dame im roten Kleid samt Kameramann und Helferfrau zum Fotoshooting. Sie drängelten mich förmlich weg, ließen mich aber gnädigerweise noch mein Foto machen, eins wohlgemerkt.
Ich wartete geduldig auf einer Treppe im Schatten. Nach dem Shooting hatte ich dieses Fleckchen aber ganz für mich alleine, es ist so versteckt in den Gassen, dass es scheinbar Normalsterbliche eher schlecht finden. Ich konnte ungestört fotografieren und so lange hier bleiben, ohne dass auch nur eine Person vorbei lief. Es war herrlich! Santorin Deluxe! Ich selbst trug zwar kein sexy Kleidchen, sondern nur Shorts und Shirt mit platten Haaren unter meinem Hut, aber ich brachte mich farblich zumindest ganz gut ein, hihi.
Den gleich Weg zurück gelaufen, wollte ich noch durch Fira (Thira) bummeln, aber hier waren mir eindeutig zu viele Menschen und die Gassen voll mit Souvenirläden. Daher drehte ich am Hauptplatz um und lief zurück zum Parkplatz, als ich auf Google Maps einen Viewpoint mit Blick auf die drei Glocken von Fira entdeckte. Also nahm ich den auch noch mit.
Nach drei Stunden ging’s dann zurück zu meinen beiden Männern, die immer noch gemütlich am schwarzen Strand chillten. Der Mann schrieb, dass die Liegen und der Sonnenschirm gratis sind, aber es gäbe einen Mindestverzehr von 20,00 € pro Person. Weil das Kind so viel gar nicht essen kann, haben die Strandleute es zum Glück nicht so genau genommen.
Als ich zurück kam und von meinem Ausflug erzählte, wollte das Kind das “Herz von Santorin” auch gerne noch sehen. So düsten wir später nochmal los und fuhren auf dem Weg dahin direkt am Museum “Lost Atlantis” vorbei. Als er das sah, wollte er unbedingt rein. Kurz nachgeschaut, Schließung wäre in einer Stunde, das wäre machbar.
Ich lud die Männer dort ab und fuhr alleine weiter nach Pyrgos, das höchste Dorf der Insel. Es war nur 8 Minuten vom Museum entfernt und ist ein typisches kykladisches Dorf mit einer traditionellen Architektur. Ich spazierte durch die Gassen nach oben und hatte eine schöne Aussicht von dort.
19:00 Uhr holte ich die Männer vom Museum wieder ab und wir fuhren weiter zum Herz von Santorin.
Die Sonne stand schon tief, was für ein wunderschönes Fleckchen um diese Uhrzeit. An der kleinen Kirche unten führt ein Pfad ans Wasser hinunter, den lief das Kind einfach drauf los. Weiter und weiter nach unten, ich hinterher, der Mann wartete oben. Der Pfad führt bis zum House of Plaka ganz unten am Ufer, aber so weit wollte ich nicht laufen, wir müssten ja auch alles wieder hoch.
Neben dem Feldvorsprung stiegen wir noch weiter hinab und drehten dann aber um. Lieber blieben wir noch etwas auf dem Felsvorsprung bei der tief stehende Sonne, die den Himmel und den Felsen hinter uns gelb und orange färbte. So schön! Ich genoss diesen Moment mit meinem Sohn ganz besonders.
Morgen ist leider schon wieder Abreise angesagt und ich freute mich sehr, dass ich so viel von der Insel sehen konnte, wie es in den zwei Tagen möglich war, bin aber auch letztlich doch traurig darüber, dass wir immer Zeitpläne haben und nicht einfach dann weiterreisen können, wann uns danach ist. Hätte ich das alles mal ordentlich geplant, dann hätte ich womöglich gewusst, wie viel Zeit man eigentlich auf Santorin verbringen kann. Dann hätten wir nicht so abrupt abbrechen müssen.