Im Sommerurlaub 2016 bereisten einen kleinen Teil der Niederlande mit seinen vielen Naturschönheiten, Windmühlen und Leuchttürmen. Ohne großartige Vorbereitung starteten wir und verbrachten zuerst eine wunderschöne Zeit in der Provinz Zeeland an der Nordsee mit den sagenhaften Stränden und schönen Leuchttürmen. Anschließend zogen wir weiter nach Gelderland in den Wald und besuchten die Stadt Gouda sowie den sehr empfehlenswerten Hoge Veluwe N.P. Den Abschluss machte Nordholland mit einem Ausflug ins De Zaanse Schans und auf die Insel Texel.
Gerade für Familien ist die Niederlande ein sehr empfehlenswertes Reiseziel und uns überraschte das Land immer wieder auf’s Neue. Warum und weshalb, könnt Ihr im Reisebericht geben. Für die Webversion geht es hier entlang.
Auf der Landkarte sind die Orte unserer Unterkünfte mit roten Punkten gekennzeichnet. Von den jeweiligen Orten unternahmen wir Ausflüge in die nähere Umgebung.
Anreise und Zeeland
Heute stand unsere erste Urlaubsanreise per Bahn bevor. Wir sind zuvor noch nie mit dem Zug in den Urlaub gefahren. Es gibt immer ein erstes Mal.
Unser Mietauto aus unsere vorangegangenen Urlaubswoche im Erzgebirge hatten wir bis heute behalten und die Rückgabe am Hauptbahnhof in München vereinbart. Wir hievten die Koffer zum ICE an Gleis 22. Die Türen waren noch geschlossen und wir eine halbe Stunde zu früh da.
Pünktlich um 8:55 Uhr fuhr der Zug los, meine erste längere Zugfahrt nach über 14 Jahren. Wir hielten in Nürnberg, Würzburg, Aschaffenburg, Frankfurt, Bonn, Köln und schließlich nach knapp 5 Stunden in Düsseldorf. Das Kindchen bastelte froh und munter fast die ganze Fahrt lang, er aß im Bordbistro eine belgische Waffel und bekam von uns Geschichten vorgelesen. So verlief die Fahrt recht entspannt für alle drei.
In Düsseldorf angekommen, mussten wir nicht mal den Bahnstein wechseln, denn die Regionalbahn zum Flughafen fuhr gleich am Gleis gegenüber los. Unseren Urlaubs-Mietwagen konnten wir nur am Flughafen abholen, deshalb mussten wir den Umweg nehmen.
Ein weißer Peugot 3008 mit Pilotencockpit und Vollausstattung wartete auf uns. Von Hud Up Display bis Panoramadach hatte dieses Auto irgendwie alles, was ein Auto haben kann.
Damit ging’s zuerst zu einem Supermarkt um Vorräte einzukaufen. Danach stand uns noch eine knapp 3-stündige Fahrt nach Burg Haamstede bevor. Für das Kindchen war der Spaß vorbei, er hatte ab dem Supermarkt keine Lust mehr, verständlicherweise. Gegen 18:30 Uhr erreichten wir nach einer dann doch angenehmen Fahrt mit Buchlesen und Geschichtenerzählen den Vakantiepark Schouwenduin in Burg Haamstede. Wir checkten ein und bekamen Mobilhome Nummer 10, hübsch eingerichtet, mit zwei Schlafzimmern, Küche mit Komplettausrüstung, Sofa, Esstisch, Bad mit Dusche und Veranda mit Garten.
Wir luden das Auto aus und guckten uns auf dem Campingplatz etwas um. Am Spielplatz behüpfte das Kindchen das Trampolin und als es dunkel war, schlichen wir eine Abendrunde mit zwei Taschenlampen über den Platz.
Hier blieben wir einige wundervolle Tage. Weil ich die zwei Urlaubswochen nicht zu voll packen wollte, unternahmen wir ausschließlich kleinere Ausflüge in die nähere Umgebung. Wir entfernten uns nie weiter als ca. 40 Kilometer von unserem Camp.
Zuerst ging’s zum Leuchtturm West Schouwen (Westerlichttoren). Dort angekommen parkten wir genau davor, aber leider kann der Leuchtturm nicht besichtigt werden. Er ist in Betrieb und das Grundstück darf nicht betreten werden. Schade aber auch.
Wir spazierten zum Strand, dem Naturstrand ‘t Oude Vuur, und folgten dem Weg hinauf auf die Dünen, bis wir von oben auf die Nordsee blicken konnten. Auf der anderen Seite rannten wir den Dünenkamm hinunter und standen an einem tollen breiten Strand. Hier blieben wir 5 1/2 Stunden, tobten, spielten im Sand, bauten Burgen und hüpften über die Wellen. Dabei beobachteten wir, wie das Meer immer weiter zurück ging und sich immer größere Sandbänke auftaten. Wir haben Ebbe und Flut noch nie zuvor miterlebt. Schon irgendwie ein merkwürdiges Naturschauspiel.
Weil Kindchens Hose irgendwann klatschnass war (ich dachte blöderweise an alles, nur nicht an seine Badehose) und wir eine Erkältung nicht riskieren wollten, ging’s am späten Nachmittag zurück zur Unterkunft. Außerdem hatte das Kindchen den Proviant für uns drei fast alleine aufgegessen und so ließ das Abendessen nicht mehr lange auf sich warten.
Nach dem Essen fuhren wir nochmal zum Strand, weil wir alle wissen wollten, wie weit das Meer denn jetzt zurückgegangen ist.
Naja, wir hatten uns die Ebbe etwas spektakulärer vorgestellt. Weiter weg, aber dem war nicht so. Schon weiter als am Nachmittag, aber nicht sooo weit.
Der nächste Tag begann sehr gemütlich mit ausschlafen und einem ausgiebigem Frühstück. Gegen 13:00 Uhr fuhren wir los zur Pannenkoekenmolen de Graanhalm. Das ist eine Windmühle, die täglich in Betrieb ist um das Mehl zu mahlen, mit dem die Pfannkuchen gemacht werden, die hier lecker verspeist werden können. Tellergroße Pannekoeken, süß und herzhaft, ökologisch hergestellt, gänzlich fett- und zuckerfrei. Butter wird mitserviert und Sirup steht auf jedem Tisch. Sehr lecker und sehr schön war es hier, mit Kinderspielplatz draußen und einer kleinen Spielecke drinnen.
Die Mühle kann von innen besichtigt werden. Das taten die Männer dann auch zusammen und kauften die Karten dafür im Souvenirshop. Als sie drinnen waren, fing die Mühle an sich zu drehen. Für’s Kindchen war das natürlich total interessant. Ich wartete draußen und suchte das nächste Ziel für heute heraus.
Wir konnten uns nur schwer von hier losreißen und irgendwie war mir klar, dass wir noch einmal herkommen würden.
Nach einem kleinen Spaziergang durch den Ortskern mit der Burg Haamstede fuhren wir zum nächstes Ziel. Brouwershaven, Schiffe gucken. Der Yachthafen ist klein aber fein, an dessen Ende überquerten wir die Straße und liefen eine enge Gasse hinein zum Marktplatz. Dort nach links den Kanal entlang, an dem noch mehr Boote und Yachten liegen. Heraus kamen wir wieder am Hafen.
Anschließend ging’s weiter nach Renesse, weil es auf dem Weg lag und ich ursprünglich sowieso gerne den Strand gesehen hätte. Eine schöne Fahrt war das bei tief stehender Sonne, Lounchmusik und Wildenten, die über die Straße nach Westen flogen.
Ich suchte uns einen Parkplatz am östlichen Strand de Zeeuwse kust. Wir stiegen die vielen Stufen hinauf, das Kindchen voran und schnellen Schrittes als erster oben. Auf der anderen Seite ging’s wieder runter und vor uns erstreckte sich ein herrlicher Sandstrand, breit, leer und insgesamt 21 Kilometer lang. Das Kindchen voll im Element rannte durch den Sand, spielte im Gras verstecken und sammelte Muscheln. Wir beobachteten Reiter vor tief stehender Sonne und Kitesurfer im Wind.
Nach einiger Zeit ging’s zurück und nach dem Abendessen, als es dunkel war, drehten wir unsere allabendliche Runde mit Taschenlampe über den Platz und sahen den Leuchtturm West Schouwen in der Ferne leuchten. Kurzerhand beschlossen wir, nochmal schnell ins Auto zu steigen und uns den Leuchtturm aus der Nähe anzuschauen. War ja nicht weit. Davor gestanden sah es ganz anders aus als aus der Ferne, sehr spektakulär.
Insgesamt war es heute ein sehr schöner und ereignisreicher Tag mit aktiver Windmühle und aktivem Leuchtturm. Erst nach 23:30 Uhr gingen wir zusammen ins Bett.
Unsere ursprünglich ausgesuchte Ausflugsrunde für den nächsten Tag bestand aus einer knapp 100 Kilometer langen Stecke über Vrouwenpolder, Domburg, Oost- und Westkapelle, Vlissingen, Middelburg und zurück nach Burgh Haamstede. Der Strand von Vrouwenpolder schien mir deshalb so interessant, weil der bei Surfer und Kitesurfer sehr beliebt sein soll. Wir parkten auf dem großen Parkplatz und wollten nur mal über den Damm gucken, wie viele Surfer unterwegs waren.
Daraus wurden 4 Stunden Strandspaß, ohne viele Surfer, dafür mit nassen Hosen vom Wellenhüpfen und ausgiebigem Bespielen der zwei tollen Strandspielplätze. Der feine Sandstrand fasst eine Breite von mehreren Hundert Metern. Der schönste Familienstrand, den ich je gesehen habe. Ein Spielplatz bestehet aus Piratenboot mit Zubehör und einer aus Leuchtturm mit Rutsche und Klettergerüsten. Es gibt ein Restaurant mit Snacks to take away. Nicht verwunderlich, dass man hier Stunden zubringen kann, auch wenn man sich nicht mit Decke in die Sonne knallt.
Erst gegen 16:30 Uhr fuhren wir weiter, Kindchens Hose war inzwischen in der Sonne getrocknet. In Domburg aßen wir Eis und fuhren weiter nach Westkapelle, um den dortigen Leuchtturm zu besichtigen. Der steht auch gleich unübersehbar neben der Straße und über eine kleine Nebenstraße gelangten wir direkt hin. Hier endete dann aus Zeitgründen die Ausflugsrunde, aber für uns war das nicht weiter schlimm, wir hatten einen tollen Tag heute, besonders am Strand von Vrouwenpolder und zurück nach Burgh Haamstede ging’s locker lässig mit Lounchmusik.
Am Abend schauten wir uns noch die Minigolfanlage gegenüber unseres Camps an. Als es dunkel war, ging’s auf abendliche Nachtrunde.
Die erste Aktion gleich nach dem Frühstück am nächsten Tag war also eine Runde Minigolf spielen. Das Kindchen stellte sich gar nicht so schlecht an und weil er mir schon seit zwei Tagen auch mal die Pannenkoekenmolen von innen zeigen wollte, fuhren wir gegen 13:00 Uhr noch einmal dorthin. Wusste ich’s doch.
Dort erklärte er mir begeisternd, was er vor zwei Tagen gelernt hatte. Glücklicherweise begann die Mühle sich zu drehen und alle möglichen Räder und Bänder drehten sich mit. Wieder draußen kauften wir im Shop Mehl und Müsli, gemahlen in der Mühle und fuhren später ins Ortszentrum um einen Drachen zu kaufen. Den fanden wir im selben Tourishop von vor zwei Tagen.
Am Nachmittag wollten wir alle drei nochmal zum Strand, weil die Strände Zeelands einfach so schön sind und weil wir nur noch heute hier sein werden. Am Strand probierten wir den Drachen aus, der super flog, trotz wenig Wind. Das Kindchen und ich hüpften Wellen, bauten eine kleine Sandburg, fanden ein Krebsskelett und spazierten über die Dünen. Ein rundum toller Abend am Strand, an dem schöne Fotos entstanden sind. Mein Mamaherz ging auf bei einem Hand-in-Hand-Mama-Sohn-Spaziergang am Wasser bei tief stehender Sonne.
Zurück im Camp holten wir uns zwei Pizzen von nebenan und verspeisten sie genüsslich im Halbdunkel bei Grillenzirpen auf der Veranda. Danach fuhren wir zum Leuchtturm, weil das Kindchen gerne nochmal sehen wollte, wie er da so hell leuchtet und das Licht sich dreht. So war auch dieser Tag ein sehr ruhiger, etwas planloser, aber wunderschöner Tag ohne große Action, sondern einfach nur Urlaub, wie ihn Mamas und Papas von Zeit zu Zeit brauchen.
Ihr seht, ich komme aus dem Schwärmen nicht mehr raus, Zeeland ist einfach soooo herrlich schön, nicht nur für Familien. Ein so schönes Fleckchen Erde in so erreichbarer Nähe.
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Gelderland
Da wir 10:00 Uhr auschecken mussten, war zeitig aufstehen angesagt. Schnelles Frühstück, Gepäck ins Auto und pünktlich waren wir in der Spur.
Bis zum nächsten Camp wären es um die 190 Kilometer nonstop gewesen, so beschloss ich schon zu Hause, in der Mitte der Strecke eine Pause einzulegen und die Mitte der Strecke sollte zufälligerweise die Stadt Gouda sein. Ja, da wo der Käse herkommt.
Das Navi guidete uns am Hafen von Rotterdam entlang. Das war dann der hässlichere Teil der Niederlande und der äußere Ring um Rotterdam ein wirres Autobahngestrüpp, wo unser Navi die Checkung verlor.
Endlich in Gouda angekommen, fanden wir in der City einen Parkplatz mit, o Wunder, horrenden Parkgebühren und spazierten los, schnurstracks auf den Markplatz zu.
Hier ging gerade der Verkauf des Käse durch echte Marktschreier zu Ende, eine tolle Schau. Die großen Käseräder lagen fotogen vor dem Rathaus, dahinter zwei Pferdekutschen. Ich habe keine Ahnung, ob der Markt Tradition ist oder einzig für Touristen gemacht, es bereitete uns aber großes Vergnügen, zuzuschauen. Als dann noch ein großer Leierkasten seine Runde drehte und die Marktweiber dazu sangen, war dann auch das Kindchen unansprechbar, weil total fixiert.
Wir liefen links am Goudamuseum vorbei in eine kleine Gasse und standen direkt vor weiteren Marktständen, wo wir alle drei uns bei den aufgebauten Spielchen amüsierten, wie Schuhe fangen, oder Shafflepuck mit Käseklötzchen. Großer Spaß für gar kein Geld.
Nach einer Stärkung ging’s durch die Fußgängerzone wieder zurück zum Marktplatz und weiter an den Grachten entlang zum Auto. Es war bereits 15:00 Uhr und wir mussten noch eine Stunde zum nächsten Camp fahren, dem Beek en Hei Naturcamp in Otterlo.
Dort bezogen wir eine Treckershut auf einem Naturcamp. Natur pur, mitten im Wald, großräumig und ruhig. Die Hütte war sporadisch ausgestattet mit zwei Doppelstockbetten, einem Tisch mit 4 Stühle, zwei Kochplatten und einem Wasserkessel. Wir waren wieder beim Minimalismus angelangt. Einen Kühlschrank mussten wir suchen, Geschirr und Wasser holen, die Toiletten und Waschbecken am anderen Ende. Es gibt drei Spielplätze im Wald, herumhoppelnde Hasen und ganz viel Natur. Aber das sagte ich ja schon. Nach dem Abendessen am Tisch vor der Hütte durchstreifte ich mit dem Kindchen den Platz bis es dunkel wurde.
Es war kalt am nächsten Morgen, das Aufstehen fiel uns schwer und ich heizte die Hütte erstmal richtig warm. Als die Sonne zwischen die Bäume schaute, wurde es zum Glück wärmer.
Heute wollten wir einen Ausflug machen, solange das Wetter noch hielt, und zwar in den größten Nationalpark des Landes, den De Hoge Veluwe. Der Eingang Otterlo liegt direkt drei Kilometer vom Camp entfernt. Wir zahlten Eintritt, auch fürs Auto, und fuhren los. Zuerst bis zum Kröller-Müller-Museum und als wir die vielen weißen Fahrräder, allesamt mit Kindersitz hintendrauf, sahen, beschlossen wir kurzerhand, die Fahrräder auszuprobieren. Das funktionierte überraschend gut und das Kindchen hatte Spaß, so dass wir unser Proviant aus dem Auto holten und mit den Fahrrädern den Park erkundeten.
Das ist ohnehin die schönste Weise, die Natur zu genießen und außerdem kommt man mit dem Auto gar nicht überall hin. Es gibt insgesamt 1800 Fahrräder zur freien Benutzung, auch Kinderfahrräder (ohne Stützräder), die können weder reserviert noch abgeschlossen werden, jeder darf sie benutzen.
So fuhren wir los, die Straße Richtung Süden, denn mit Hilfe unserer gekauften Parkkarte fanden wir uns zurecht und suchten eine schöne Route heraus. Links von uns ähnelte die Landschaft bald einer afrikanische Steppe, nur dass die Tiere fehlten. Es gibt im Park tatsächlich größere Tiere, nämlich Wildschweine, Hirsche, Rehe, Füchse und Dachse.
Wir streiften ein bisschen querfeldein, weil das Kindchen sammeln wollte. Natürlich sammelte er nur Naturmaterialien, die schon zu Boden gefallen waren. Schon bald kamen wir an Sanddünen vorbei, der Park besteht aus 5400 Hektar Wälder, Heidefelder, Moor und Sandverwehungen. Hier liefen wir über Dünen und blickte in die weite Ebene. Für eine Weile fühlte ich mich wirklich wie in Afrika, vor allem bei der brennenden Sonne.
Das Kindchen fand eine Höhle aus Baumstämme und Stöcke und baute diese weiter aus. Er hatte großen Spaß hier in der “Wüste”.
Nach längerer Verweildauer ging die Fahrt weiter und nach einer Kurve tauchte ein mobiler Eis- und ein Crêpes-Wagen auf. Wie gerufen.
Danach fuhren wir Richtung Süden weiter und bogen schließlich nach links ab auf einen Fahrradweg ab. Entlang Flachland, Wiesen, Wälder, Grasland und Moore führte uns der Weg, vorbei an einem Hochstand zur Wildbeobachtung und an einem See, zu dem ein Holzsteg führte. An dem See hörten wir einen Hirsch röhren, was sehr beeindruckend klang.
Auf die letzten 1 1/2 Kilometer fing es an zu tröpfeln, nicht schlimm, aber am Parkplatz angekommen, wurde es stärker und zurück am Campingplatz hörte es auch schon wieder auf. Wir freuten uns sehr, den Park by Bike erkundet zu haben, den ganzen Tag, auch wenn wir, bis auf ein Reh aus der Ferne, keine größeren Tiere zu Gesicht bekamen. Aber die Stimmung ist toll, die Ruhe, die Weite, die tolle Landschaft. Das hatte ich von den Niederlande gar nicht erwartet.
Am Abend schmiedeten wir Pläne für die kommenden Regentage, die uns der Wetterbericht vorhersagen versuchte.
So hatten wir uns für den nächsten Tag das Nederlands Bakkerij Museum vorgenommen, ein Bäckereimuseum in der Kerkhofstraat 13, Hattem, ca. 45 Minuten (60 Kilometer) von unserem Camp in Otterlo entfernt. Dort angekommen, fanden wir einen Parkplatz am anderen Ende der Innenstadt und mussten durch eben diese laufen, um zum Museum zu gelangen. Eine hübsche Innenstadt, die zum Bummeln einlädt.
Das Museum hat nur von Dienstag bis Samstag 10:00 Uhr- 17:00 Uhr geöffnet und nur samstags gibt es Aktionen für Kinder. Heute war, welch ein Zufall, Samstag. An der Kasse erhielt das Kindchen einen Zettel, Stift und eine Nummer. Die Nummer gab er im ersten Raum einer Bäckerin, die mit den Kindern, die gerade da waren, Kekse buk. Hierzu stellten sich alle Kinder an den großen Tisch, bekamen eine Schürze und ein Stück fertigen Teig, der lecker nach Zimt duftete. Die Bäckerin zeigte vor, wie sie den Teig kneten müssen, damit er schön weich wird. Zum Schluss ein Herz ausstechen, mit Nüssen verzieren, Name dazu, fertig. Die Bäckerin schob die Kekse später in den Ofen.
Wir schauten uns währenddessen das Museum genauer an, wo es überall, in jedem Raum und in jeder Ecke herrlich duftete. Nun kamen Zettel und Stift zum Einsatz. Im Museum sind nämlich 8 Bäckermützen mit Buchstaben drauf versteckt, die es zu finden galt.
Wir hatten alle drei Mühe, sie zu entdecken und stiegen Treppen hoch und wieder runter, schauten uns dabei die mittelalterlichen Geräte an, mit denen damals gebacken und geknetet wurden.
14:20 Uhr, das war mal wieder Timing, fanden wir uns in einem kleinen “Showroom” ein, der auf dem Weg liegt und wo 14:30 Uhr eine kleine Showbäckerei stattfand. Es gibt nur zwei Vorführungen, 12:00 Uhr und 14:30 Uhr. Ein Bäcker kam und erklärte, scherzte und erzählte in Dutch, wovon wir das meiste nicht verstanden, aber er knetete nebenbei Figuren aus Brotteig, wie Igel, Schweinchen, Hasen, Zopf, Schwan, Zwerg und eine Brezel. Sehr nett und gerade so lange, wie es die Kinder aushielten.
Als die Show vorbei war, waren auch die Kekse fertig und das Kindchen aß seinen gleich genüsslich auf. Danach suchten und fanden wir noch die fehlenden Kochmützen und brauchten Hilfe, das Lösungswort herauszubekommen. Unser Dutch ist etwas eingerostet. Zum Schluss kauften wir uns im Shop süße Blätterteigbrezen, ein Brot und einen Schwan aus Brotteig.
Als wir nach außen traten, strahlte die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel, von wegen verregnet. Wir aßen ein Eis in einem großen Eiscafé und bummelten durch die Straßen. Am Ende steht die Windkorenmolen de Fortuin von 1816, die auch nur samstags besichtigt werden kann, sogar gratis und heute noch eine Stunde lang. Also nichts wie rein. Erklärt hat zwar niemand etwas, aber wir wussten ja schon einiges aus der Pannekokenwindmolen in Burg Haamstede. Weil der Wind stark wehe, drehten sich auch die Mühlräder sehr schnell und am besten sahen wir das vom Dach aus, auf das wir gehen durften.
Danach setzten wir uns auf eine Bank und verspeißten unsere leckeren Blätterteigbrezen. Anschließend mussten wir noch etwas einkaufen, glücklicherweise stand unser Auto direkt an einem Supermarkt. Zurück im Camp war’s schon Abend geworden und nach einem kleinen Tischtennismatsch machten wir unser Abendessen und ließen diesen gelungenen Tag gemütlich ausklinge.
Für den folgenden Tag sagte der Wetterbericht Regen voraus. Viel Regen. Deshalb hatten wir uns gar nichts vorgenommen für heute und machten uns einen gemütlichen Bastel,- Mal- und Lesevormittag. Am Nachmittag fuhren wir zum Pannenkoekenhaus De Langenberg in Ede. Es gibt drei Pfannkuchenhäuser in der Umgebung und dieses war das nächste von unserem Camp aus. Die Pfannkuchen schmeckten der lecker. Das Kindchen wählte einen mit Honig, Basti mit Bananen und ich mit Tomaten, Zwiebeln und Käse, außerdem eine heiße Schokolade und zwei Latte Machiatos. Für’s Kindchen gab’s noch ein Ausmalbild und kleine Buntstifte.
Zurück im Camp zogen wir unsere Regensachen an, denn neben dem Camp entdeckten wir ein kleiner Pfad in den Wald, gekennzeichnet mit “Paddenstoelenbos”, und den wollten wir erkunden. Auf dem Waldpfad gab es geschnitzte Pilze zu finden, die nummeriert sind und den Rundweg anzeigen. Daneben stehen geschnitzte Waldtiere, Eulen, Frosch, Maus. Sehr nett gestaltet und hätte durchaus länger sein können.
Zurück in der Hütte gabs Abendessen und danach eine Runde Tischtennis, bis es zu dunkel wurde. Ein schöner ruhiger und sehr entspannter Urlaubstag.
Der Vorcast für den nächsten Tag sagte Regen am Vormittag und die Zeit konnten wir ganz gut überbrücken. Am Nachmittag ging’s dann ins Kinderparadijs Malkenschoten in Apeldoorn. In dem kleinen Park konnten wir so viel machen. Tiere gucken, wie Esel, Emus, Kängurus, verschiedene Vögel, einen Bienenstock, Ziegen. Es gab eine Hüpfburg, die leider zu nass war, ein Luftkissentrampolin, auch zu nass. Aber das Kindchen hatte auf dem Wasserspielplatz Spaß, im Labyrinth, beim Tretbootfahren und Fische füttern (natürlich nur mit Fischfutter). Wir fuhren mit dem kleinen Zug eine Runde durch den Park, er kletterte fast ohne Hilfe den Hindernisparcours über Wasser und fuhr auf der Dreiradrennstrecke mit Verkehrszeichen.
Als der Park schloss und wir gehen mussten, war er natürlich sehr traurig und ich auch, denn ein bisschen mehr Zeit dort wäre echt nett gewesen. Sogar die Sonne schien wieder richtig warm, leider erst am Abend.
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Nordholland
Die Fahrt ging weiter, zum dritten und letzten Campingplatz unserer Reise. Prompt verschliefen wir, 9:30 Uhr schälten wir uns aus dem Bett und konnten glücklicherweise noch ein paar Semmeln ergattern.
Nach dem Frühstück packten wir zusammen und checkten gegen Mittag aus. Die Strecke bis zum nächsten Camp in Callantsoog in Nord-Holland teilten wir wieder mit einem Stopover im Zaanse Schaans, einem Freilichtmuseum in Zaandam, ein paar Kilometer nördlich von Amsterdam. Lag ja wieder wie abgemessen direkt auf dem Weg.
Bei den Parkgebühren erschraken wir erstmal, 9,00 € sind happig. Dabei konnten wir nicht mal auf dem offiziellen Platz parken, weil der schon voll war, sondern an einer Spedition auf der anderen Straßenseite.
Doch dann die Freude, das Freilichtmuseum kostet keinen Eintritt und so war’s dann ok. Leider hatten bei dem Sommerwetter viele Touristen die Idee und am Eingangsbereich fühlte ich mich prompt unwohl vor lauter Menschen. Gedrängel hier, Geschubse da, das Kindchen sollte viermal weichen, damit andere Eltern ihre Kinder fotografieren konnten. An den Spazierwegen verteilten sich dann die Massen und es kehrte etwas Ruhe ein.
Das “Museum” ist ein Dorf aus dem 17. Jahrhundert mit seinen alten Windmühlen und historischen Häusern und liegt wunderschön eingebettet in der Landschaft.
Es machte Spaß, hier spazieren zu gehen und die Mühlen zu betrachten, die allesamt besichtigt werden können. Am Ende des Weges brachte uns ein kleines Motorboot von der eines Fluss-Seite auf die andere. Das Kindchen durfte neben dem Captain sitzen, bekam eine Seemannsmütze und durfte beim Steuern helfen. Ganz stolz.
Auf der anderen Seite konnte wir eine Klappbrücke beobachten, die hinaufgefahren wurde, um drei Yachten passieren zu lassen. Das war natürlich spannend.
Wir bummelten die Häuserseite zurück zum Eingangsbereich und nach einem Besuch im Holzschuhladen wühlten wir uns wieder durch die Massen nach draußen. 3 Stunden vergingen so rasend schnell. Kurzweilig, interessant gestaltet und mit viel Liebe zum Detail, also rundum empfehlenswert.
Zum Camp De Nollen fuhren wir dann nochmal 60 Kilometer und fühlten uns dann direkt wohl. Ein 4-Sterne-Familienplatz mit mehreren Spielplätzen, Ziegen, Shop, Restaurant und Kinderwaschräume. Wir bezogen Treckershutt Plus Nummer 2, vollausgestattet mit Küche inkl. aller Küchenutensilien, die man so braucht, auch Kühlschrank, fünf Betten (zwei Doppelstockbetten und ein normales), Tisch mit 5 Stühle und Veranda mit Sitz- und Essbank. Ein zwei Kilometer langer Spazierweg durch den Wald führt direkt zum Nordseestrand.
Nachdem das Kindchen das Lustkissentrampolin behüpfte, gingen wir ins Restaurant zum Abendessen und erkundeten danach weiter den Platz mit ausgiebigem Austoben auf den Spielplätzen und gratis duschen in den sehr schönen Facilities. Gegen 22:45 Uhr drehten wir zu dritt wieder unsere Abendrunde über den Platz in einer lauen Sommernacht.
Am nächsten Tag fuhren wir gegen 12:00 Uhr los zum heutigen Ausflugsziel. Zuerst nach Den Helder und von dort mit der Fähre auf die Insel Texel. Zufällig fuhr die Fähre in 5 Minuten, die nächste erst in einer halben Stunde. Das war mal Timing.
Kaum zu glauben, dass auf diese Fähre über 200 Autos Platz finden sollten. Wir fuhren damit 20 Minuten für 25,00 € hin und zurück.
Auf Texel sah es zuerst nicht anders aus als auf dem Festland und wir steuerten direkt den Leuchtturm an der nördlichen Spitze an. Mit Lounchmusik über Texel, vorbei an unzähligen Schafherden, Feldern und durch hübsche Dörfer. Schön sieht es hier aus und vor allem flach. Die Wiesen saftig grün und der Himmel knalle blau, die Sonne brannte bei 30 Grad, der Sommer gab nochmal alles.
Am Leuchtturm fanden wir schnell einen Parkplatz und spazierten los. War er doch der erste und einzige Leuchtturm während unserer Reise, den wir besichtigen konnten. So stiegen wir die 180 engen Stufen nach oben und hatten eine geniale Aussicht über die Insel und das Meer mit der Nachbarinsel.
Unter uns lag ein wunderschöner Sandstrand, 35 Kilometer lang und an dieser Stelle hier geschätzte 500 Meter breit. Da wollten wir natürlich hin.
Wieder unten liefen die Männer vor zum Strand, während ich noch Stranddecke und Proviant aus dem Auto holte. Die Männer bauten im Sand eine kleine Festung und ich legte mich auf der Decke Nahe dem Meer und blickte gen Himmel. Sooo schön und so ruhig.
Nach einer Weile lockte das Wasser und ich ging mit dem Kindchen zum ausgebiegen Wellenhüpfen. Durch die Ebbe entstanden im Sand Kulen mit Wasser, die allesamt einzeln nacheinander behüpft wurden. So viel Spaß für gar kein Geld und unser Drache durfte auch nochmal fiegen.
Viele wunderschöne Stunden vergingen bis wir den Strand verließen und wieder in Richtung Süden fuhren. Gerne hätte ich mir noch die Naturschutzgebiete angeschaut, aber dafür blieb keine Zeit mehr. Zumindest steuerte ich uns noch in das Naturschutzgebiet De Geul, mit der größten Löffner-Kolonie der Niederlande. An einem Damm parkten wir das Auto und stiegen den Damm nach oben um zu sehen, was auf der anderen Seite ist. Es tat sich ein Watt auf mit unzähligen Wattvögel, was herrlich klang und in der tiefer stehenden Sonne auch wunderschön und friedlich aussah.
Danach ging’s noch ein Stück weiter an einen Aussichtspunkt mit Blick über einen See mit Vogelreservat.
Nun mussten wir aber zurück zur Fähre, die würde 19:00 Uhr abfahren (ab 16:00 Uhr fährt sie nur noch zur vollen Stunde) und es war bereits 18:35 Uhr. An der Fähre angekommen, standen Autoschlangen auf allen 18 Lanes, wir befürchteten, nicht mehr auf die Fähre zu passen und eine Stunde warten zu müssen. Aber die Ampel blieb grün, mal wieder exzellentes Timing.
Am nächsten Tag las ich auf einer Infotafel im Camp vom Attractiepark De Goudvis vor, ein Spielplatzpark outdoor und indoor. Ich dachte ja ernsthaft, dieser Park sei ähnlich dem Kinderparadijs Malkenschoten in Apeldoorn, denn wie im Bericht über Gelderland zu lesen ist, hat es dem Kindchen dort außerordentlich gut gefallen. Die Niederlande sind bekannt für ihre schönen Freizeit- und Familienparks und weil wir schon in Apeldoorn so einen tollen Park gefunden hatten, nahm ich an, dass diese Spieleparks sich ähneln. Dachte ich, denn dem Kindchen hat’s im De Goudvis nicht wirklich gefallen.
Es gibt verschiedene Klettergerüste, eine Dret- und eine Elektroautorennstrecke, wobei die Dretautos nicht gepflegt sind, Tretbootfahren, Europas größtes Luftkissentrampolin, ein Tümpelteich zum baden und indoor auf 2200 Quadratmeter ein Spielparadies.
Wir blieben zuerst draußen, aber das Kindchen langweilte sich schnell und hatte überhaupt kein Interesse an dem, was geboten war. Dafür ging im Indoorbereich die Post ab und er tobte sich dort aus. Bei schlechtem Wetter wäre das toller Zeitvertreib, aber wenn die Sonne draußen strahlt, bekomme zumindest ich Zustände, wenn ich irgendwie drinnen sein muss. Immerhin verlegten wir die Essenspausen nach draußen, er probierte die Elektroautos aus und ging im See baden.
Für unseren vorletzten Urlaubstag hatten wir uns ebenfalls nicht viel vorgenommen außer entspannen. Denn morgen würde es schon stressig genug werden.
Wir liehen wir uns kurzerhand einen Bollerwagen aus, packten Proviant und alles für einen Strandtag rein inklusive das Kind und spazierten gegen Mittag die 2 Kilometer durch Wald und Wiesen zum Strandpaviljoen de Toko.
Der Strand gefiel uns allerdings von allen bisher gesehenen niederländischen Stränden am wenigsten. Trotzdem hatten wir eine schöne Zeit, schauten den großen Wellen zu, alberten herum, bauten Sandtürme und guckten der Wasserwacht zu.
Am späten Nachmittag verabschiedeten wir uns von den niederländischen Stränden, nahmen uns in Callantsoog noch ein lecker Eis mit und spazierten zur Hütte zurück.
Am Abend war leider schon wieder Packen angesagt, eher lustlos, aber so ist das ja immer. Unsere allnächtliche Campingplatzrunde mit der Taschenlampe durfte aber auch heute nicht fehlen.
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Rückreise
Ich hatte ja befürchtet, dass die Heimreise sehr anstrengend werden würde. Das begann schon beim Aufstehen zu einer unmöglichen Uhrzeit, 7:30 Uhr. Das Kindchen schlief weiter, ihn weckten wir eine Stunde später und packten in der Zwischenzeit alles restliche zusammen und bereiteten Verpflegung für unterwegs vor.
Wir starteten 9:45 Uhr und es folgte eine lange Fahrt nach Düsseldorf, die wegen dreimal zähfließendem Verkehr geschlagene 3 1/2 Stunden dauerte inkl. tanken und Autorückgabe. Zwischendurch stieg das Navi aus, immer wieder hafteten die Blicke auf der Uhrzeit. Noch eine Baustelle und wir würden unseren Zug verpassen.
Um die Autorückgabe zu klären, mussten wir dreimal die Autovermietung anrufen um nachzufragen, wo wir das Auto denn nun abstellen sollten. Die Dame am Telefon versuchte andere Mitarbeiter zu erreichen, die aber nicht ans Telefon gingen und am Düsseldorfer Flughafen, so erklärte die Dame, kenne sie sich nicht aus. Komisch auch, dass wir die Rufnummer des Düssdorfer Flughafenbüros gewählt hatten. Wie auch immer, die Dame wollte zurückrufen, tat es aber nicht, weshalb wir wieder anriefen, ohne Erfolg, denn auch diesmal konnte keiner weiterhelfen. Gut, dann stelle ich das Auto eben irgendwo hin. Ein dritter Anruf ergab, dass wir das Auto bei einer anderen Autovermietung abstellen sollten. Diese nahmen unser Auto aber nicht an. Also fuhren wir ins Parkhaus P3, wo wir das Auto bekommen hatten, stellten es dorthin und riefen wieder bei der Autovermietung an. Diese sagten, wir sollen den Schlüssel auf das linke Vorderrad legen. Nun gut, den Fall gab es wohl dann öfter.
Wir liefen mit unserem Gepäck zum Taxistand und ließen uns zum Bahnhof fahren. Dort angekommen, warteten wir nur noch 7 Minuten auf unseren Zug. Länger hätte der Stau auf den Autobahnen und das Gewurschtel mit der Autovermietung nicht dauern dürfen.
Endlich im Zug, stellten wir fest, dass der Wagon mit unseren reservierten Plätzen und zugleich das Familienabteil wegen defekter Klimaanlage gesperrt war. So mussten auf einen Schlag 50 Fahrgäste auf alle anderen Wagons verteilt werden. Jeder wollte natürlich auch irgendwo sitzen und viele Sitzplätze waren reserviert. Wir standen zuerst einige Minuten im heißen, stickigem, menschen- und kofferüberfülltem Wagon und warteten, bis die Leute weiterliefen. Zwei Wagons weiter fanden wir Plätze und wenig später sprach uns eine Dame an, die an einem Vierersitz mit Tisch saß, dass bei ihr noch drei Plätze frei sind. Das war sehr nett und wir setzten uns natürlich dazu. So hatten wir dann doch noch einen angenehmen Platz.
Die Fahrt dauerte 5 Stunden und die zogen sich wie Kaugummi. Das Kindchen hatte nach 3 Stunden absolut keine Lust mehr, was man ihm auch nicht verübeln konnte. Er hatte alles gemalt und gebastelt, Lieder und Hörbuch gehört. Ich lenkte ihn ab mit einer belgischen Waffel im Boardbistro, so verging die Zeit dann doch noch irgendwie. Zum Schluss hatte der Zug dann noch ein paar Minuten Verspätung und, wie auf der Hinfahrt auch, war das schon reine Ironie. Denn ist der Zug schon auf der ganzen Fahrt über pünktlich am nächsten Bahnhof, verzögert es sich auf die letzten Meter, damit die Bahn ja nicht ihren Ruf als unpünktlichstes Verkehrsmittel aller Zeiten verliert.
Vom Münchner Hauptbahnhof nahmen wir uns wieder ein Taxi nach Hause und kamen gegen 19:30 Uhr völlig erschöpft an. Ich glaube, eine Fernreise mit Kleinkind wäre auch nicht “schlimmer” gewesen.
Unser Eindruck
Ich kannte die Niederlande bisher noch gar nicht. Basti war einmal in seiner Jugend dort und konnte sich nicht mehr gut erinnern.
Man hat ja immer eine gewisse Vorstellung von einem Land, wie man es schon von Fotos oder Erzählungen kennt, und bei den Niederlanden dachte ich doch immer, dass es vielleicht nie das richtige Reiseziel für den nie eintreffenden richtigen Zeitpunkt ist, wenn es noch die ganze Welt zu entdecken gibt.
Wir entschieden uns trotzdem dafür, und waren umso mehr überrascht. Zum einen hätte ich nicht mit solchen herrlichen Stränden gerechnet. Kilometerlange und ebenso breite sehr saubere, weiße und feinsandige Strände mit klarem Wasser. Wunderschön und vor allem für Kinder sehr empfehlenswert.
Die Augen ruhten über weiter und sanfte Landschaften mit vielen Windmühlen, Feldern und saftig grünen Wiesen. Jede einzelne Ortschaft, die wir durchfuhren, strahlte Charme aus. Hübsche Häuser mit Gärten prägen die Städte und Ortschaften. Das Land wirkt ordentlich. Ja, so kann ich es beschreiben.
Außer das merkwürdige Straßennetz, das verwirrte uns. Wollten wir von A nach B, fuhren wir nicht auf einer, sondern auf mindestens fünf verschiedenen Autobahnen in fünf verschiedene Himmelsrichtungen, und unsere Entfernungen waren nie wirklich weit.
Ob das Land nun recht kinderfreundlich ist, kann ich nach zwei Wochen nicht so richtig beurteilen, denn wir hatten kaum Gelegenheit, dies in Erfahrung zu bringen. In den Pfannkuchenhäusern- und windmühlen gibt es Spielecken und/oder für die Kinder etwas zum Malen, um sich die Zeit zu vertreiben. Das werte ich aber nicht als besonders kinderfreundlich. Die Niederlande hat zahlreiche Themen-, Familien- und Freizeitparks zu bieten. Bis auf zwei kleine Spieleparks haben wir diese aber nicht besucht. Wer eine Rundreise auf den Schwerpunkt Themenpark legt, ist hier aber definitiv im richtigen Land.
Was immer und überall kinderfreundlich gestaltet ist, sind die Campingplätze, weil dort größtenteils Familien mit Kindern ihre Lager aufschlagen. Anders aber als z. B. in Schweden gibt es auf den Plätzen wenig Naturspielräume. Die Kinder müssen sich also mit den dortigen Spielplätzen zufrieden geben. Ein Naturkind wie unseres findet aber einen reinen Spielplatz nicht immer attraktiv.
Im Land gibt es eine sehr gute Infrastruktur im Hinblick auf Campingplätze. Klar, jeder weiß es, die Niederländer sind Campingweltmeister. Dementsprechend viele Plätze gibt es. Von klein bis groß, von Naturcamp bis Familiencamp. Hier findet jeder das Passende für sich und wer nichts findet, hat nicht richtig geguckt :-)
Fazit dieser Reise ist also eine absolute Weiterempfehlung, nicht nur für Familien. Radfahrer finden hier ein Eldorado. Ich wage sogar zu behaupten, dass das Radwegenetz besser ausgebaut ist als das Straßennetz. Hinweisschilder an jeder Ecke verhindern das Verfahren und so kann man eine wunderbare Radreise durch das ganze Land unternehmen. Während meiner Reiseplanung bin ich auf diese Webseite gestoßen, da ich tatsächlich zuerst eine Radrundreise in Erwägung gezogen hatten. Vielleicht findet hier der eine oder andere für sich eine schöne Route. Eigene Fahrräder müssen nicht mitgebracht werden, denn Fahrradverleih gibt es so gut wie an jeder Ecke.
Der Mann sagte zu mir, dass mein Reisebericht über die Niederlande viel zu kurz ausgefallen ist. Nun ja, mir ist das selbst nicht so richtig aufgefallen. Erst beim näheren Hinsehen stellte ich fest, dass dieser Bericht und meine vorausgegangenen Reiseberichte der letzten drei Jahre eher knapp gehalten sind. Das liegt wohl zum einen daran, dass ich auch hier, wie imer, mein Reisetagebuch übernommen und dem nichts weiter hinzugefügt habe. Andererseits möchte ich nicht detailliert beschreiben, wie wir als Familie unsere gemeinsame Zeit nutzten, als wir keine Ausflüge unternahmen. Das würde zu sehr ins Private gehen und ist auch nicht für jeden interessant. Über unsere Ausflüge schreibe ich insofern ausführlich, als dass man sich beim Lesen einen schnellen Überblick verschaffen kann, welche Ausflüge möglich sind. Zuguterletzt fasse ich mich wohl eher kürzer als früher zu kinderlosen Zeiten, weil einfach die Zeit fehlt und ich meine Berichte auch irgendwann mal veröffentlichen und nicht wochenlang daran herumschreiben möchte. Ich liebe es, meine Reiseberichte zu verfassen und zu präsentieren und das werde ich auch nicht aus Zeitmangel aufgeben. Nur von der Ausführlichkeit eben etwas einschränken.
Ich hoffe, dass wir noch viele schöne Reisen unternehmen und wir unserem Kind die Welt zeigen können. Es gibt für mich nichts schöneres als zuzusehen, wie er die Welt entdeckt. Seine Welt. Die große weite Welt. Aus seiner Sicht, durch Kinderaugen und auf seiner Höhe. Immer wieder stellen wir fest, wie unsere Reisen und Ausflüge seinen Horizont erweitern und er kann sich teilweise im Detail noch an Urläube vor zwei Jahren erinnern. Das macht mich sehr stolz und dabei ist er erst 4. Unser kleiner großer Junge, der eben erst noch ein Baby gewesen ist und nun zielsicher mit uns durch die Welt läuft.