Mutter-Kind-Kur 2022

Von Mitte Februar bis Mitte März durften das Kindchen und ich auf eine Mutter-Kind-Kur in die Klinik Am Kurpark Grafenau im Bayerischen Wald gehen. Vor fünf Jahren hatte ich diese schon einmal beantragt, aber aufgrund eines neuen Jobs wieder absagen müssen. Nun haben wir den zweiten Versuch gewagt und die Krankenkasse hat uns den Aufenthalt sofort genehmigt.

Ich muss sagen, dass der Kuraufenthalt, abgesehen von unseren Urläuben, die beste Auszeit seit fünf Jahren gewesen ist. Plötzlich, von jetzt auf gleich, bekommt die Mutter alles abgenommen, sogar das Denken. Nach der Ankunft gab es eine Einweisung, danach bekam ich Pläne für die jeweils ganze Woche, wann und wo zu welcher Anwendung ich sein musste. Außer eben die Anwendungen durchführen, gab es keine Verpflichtungen. Außerdem stellte ich das Handy auf offline, nur erreichbar für den daheim gebliebenen Ehemann.

Da in unserem Alltag ich diejenige bin, die Pläne erstellt, Zeiten und Regeln festlegt und die Familie managed, fiel es mir anfangs direkt schwer, die durch die Klinik erstellten Pläne anzunehmen. So war ich die ersten zwei Tage prompt überfordert mit der Situation. Ich sollte schließlich nun alles vorgesetzt bekommen. Darauf musste ich mich zunächst einlassen lernen. Nach den drei Wochen Erholung wieder zu Hause, dauerte es übrigens doppelt so lang, bis ich in den Alltag zurückfand und alles wieder in der Hand hatte ;-)

Das Kindchen fühlte sich in der Kinderbetreuung außerordentlich wohl, was in Kindergarten und Hort nie der Fall war. Er ist sogar freiwillig vom Frühstückstisch abgedüst und wir sahen uns erst zum Mittagessen wieder. Nach der Mittagsruhe düste er ebenfalls direkt los und kam am späten Nachmittag zurück.

Für unsere Mittagessen brauchten wir nur zwei Kreuzchen beim Wunschmenü für den jeweils nächsten Tag zu machen und schon bekamen wir unser Essen an den Tisch gebracht. Dazu gab es mittags und abends täglich Salatbar, Suppe, Dessert und morgens ein schönes Frühstücksbuffet.

Ich bin überaus dankbar für diese tolle Zeit und die Organisation im Haus. Alles lief Hand in Hand, aber ohne Hektik zu verbreiten. Das komplette Personal trat allen Kurgästen immer freundlich und hilfsbereit auf. Die Mitarbeiterinnen im Restaurant kannten nach zwei Tagen sogar schon unsere Namen. Der Tag war zwar voller Termine, aber schöne Termine, ohne Stress und mit genug Zwischenräume. Nebenbei bekamen wir wie von alleine gesunde Essgewohheiten angeeignet, wie sie sich wirklich gesund und richtig anfühlen. Dabei geht’s mir persönlich gar nicht um das, was auf den Teller kommt, sondern um die Menge und Essenszeiten. Wie viel Obst und wie viele Milchprodukte machbar sind ohne, dass diese zu Bauchschmerzen führen. Essensmengen, ohne dass mein Bauch hinterher aussieht wie im 4. Monat schwanger. Ernährungsempfehlung besonders für den Abend, ohne dass der Darm die ganze Nacht zu tun hat. Klar kann man sich diese ganzen Informationen aus dem Internet zusammensuchen, aber in der Kur haben wir alles auch zwangsläufig umgesetzt, was zu Hause nicht immer funktioniert.

Ich freute mich über Feedback und Gespräche mit anderen Müttern, die mir zeigten, dass ich doch gar nicht so viel verkehrt mache in Sachen Kinderbegleitung. Immerhin ist Muttersein der schwerste Job der Welt und da ist wohl jede immer wieder verunsichert. Frau wächst mit ihren Aufgaben und als Mutter wächst sie ohnehin über sich hinaus. Das wurde hier noch einmal so richtig klar. Ich bin gut, wie ich bin und das Kindchen sowieso auch! Wir müssen nichts beweisen oder zeigen, uns verstellen oder Dinge schönreden. Man muss auch nicht immer der Beste in allem sein. Das ist viel zu anstrengend und zwanghaft. Als Mutter muss man ohnehin nicht perfekt sein, Kinder brauchen keine perfekten Eltern. Perfektionismus macht mehr kaputt als dass er etwas bringt, in allen Bereichen. Gelassenheit und Mut zur Lücke machen das Leben viel leichter. Das wusste ich allerdings schon vor der Kur ;-)

Außerdem konnte jede(r) seine Probleme äußern, ohne zum Problemfall zu werden. Wo hat man das heutzutage noch? Wo wird man richtig ernst genommen? Ich habe zu all unseren Gründen, warum wir auf Kur gehen durften, wertvolle Tipps von den Therapeuten (Haltungs- und Rückenschule gerade für Büromenschen, Bandscheibenvorfälle vermeiden, Entspannungstechniken üben, Sport, Pilates) sowie von der Kinderpsychologin als auch aus der Ernährungswissenschaft mit nach Hause genommen. Das Kindchen als Kurkind bekam ähnliche Anwendungen, viel Bewegung und Sport, Entspannung und Schwimmtraining. Ich habe mit Nordic Walking sogar eine neue Sportart für mich entdeckt, die eine perfekte Ergänzäng zum Laufen darstellt, da viel gelenkschonender.

Für die Freizeit bot die Klinik einiges an Aktivitäten an, von Bastelworkshops, Holzwerkstatt, über Geocaching, Stadtralley und Ausflüge hatten wir eine große Bandbreite zu Auswahl.

Die drei Wochenenden dazwischen nutzten wir teilweise für Ausflüge, das heißt, am ersten Wochenende chillten wir faul im Zimmer, bastelten und gingen im Ort spazieren. Am zweiten und dritten Wochenende fuhren wir zum Baumwipfelpfad, ins Tierfreigehege, gingen in ein Museum und in eine Glasbläserei. Hierüber habe ich ein bisschen geschrieben. Reisebericht kann man nicht wirklich nennen, aber auf meiner Webseite gibt es trotzdem darüber zu lesen.

Wer also eine Mutter/Vater-Kind-Kur plant und bei der Auswahl der Klinik noch unsicher ist, der kann mir gerne schreiben. Unsere Klinik kann ich jedenfalls zu 100% weiterempfehlen.

Eure Nicky