Hotelbewertung Marina Beach Hotel & Ressort in Orosei, Sardinien

Wir hatten das Hotel gewählt, weil wir nach einem kinderfreundlichen Hotel mit Pool und Fitnessstudio suchten, mit direkter Strandlage und im Osten der Insel. Mit “kinderfreundlich” meine ich ein Hotel, in dem Kinder gern gesehene Gäste sind, wahrgenommen werden und sich nicht sofort alle kinderlosen Gäste gestört fühlen. Es ist manchmal ein bisschen schade, dass soetwas nicht selbstverständlich ist. Familien mit Kinder scheinen wie so eine Gemeinde zu sein, die nicht überall hingehört und für die es etwas Eigenes geben muss. Hier gibt es einen Einblick ins Hotel, wie wir es dort empfunden haben und was uns gut bzw. weniger gut gefallen hat.

Anlage

Alles in allem ist es ein nettes und optisch ansprechendes Hotel mit einer weitläufigen gepflegten Anlage, einer wunderschönen Poollandschaft, Fitnessstudio mit funktionierenden Geräten, Aquagymnastik, Kinderdisco, Poolbar bis in die Nacht, Strandzugang und einem schönen Strand mit Sonnenschirmen. Die Poolbar bietet Snacks und Getränke, Pizza kommt aus der Tiefkühle, Cappuccino ist lecker und mit 1,70 € preislich ok. Limonade kostet 3,50 € für 0,2 Liter. Zum Glück trinken wir soetwas nicht.

Leider bucht man bei diesem Hotel nur den Aufenthalt mit Halb- oder Vollpension. Die Nutzung der Poollandschaft und alles drumherum muss extra bei Anreise gezahlt werden.


Zimmer

Auf den Buchungsportalen und Webseiten der Hotels werden für die Fotos natürlich die schönsten Zimmer ausgewählt. Nämlich die besonders hellen und freundlichen Zimmer. Wir bekamen eins mit Nordbalkon vor zwei Olivenbäumen mit folglich überhaupt keiner Sonne. Die Badesachen sind somit auf dem Wäscheständer nie trocken geworden und chillen auf Balkonien war etwas frisch teilweise. Zumindest war alles sauber, das Bett bequem, wir hatten alle drei Platz und die Möbel stimmten mit den Fotos auf dem Buchungsportal überein.


Restaurant

Frühstück und Abendessen im Restaurant verliefen teilweise unentspannt. Das Restaurant ist riesig, das Essen wird ausgegeben á la Betriebskantine. Alles muss schnell gehen, die Italiener drängelten sich vor, alles stand dicht an dicht und ein kleiner Abstand wurde sofort zugeschoben. Ob mit oder ohne Corona, ein Abstand im Radius einer Oberarmlänge wäre schon nett. Die Kellner machten Stress, wenn man sich länger als zwei Sekunde die Menüs anschaute, brüllten „prego‘s“ entgegen und setzten uns damit echt unter Druck. Trotzdem warteten wir teilweise 10 Minuten an den Schlangen. Eine Schlange für Fleisch, eine für Fisch, eine für Salat, eine für Beilagen, eine für Antipasti… Kein Buffett mit Selbstbedienung, wahrscheinlich coronabedingt.

Das Essen war geschmacklich ok. Die Salatbar bestand aus zwei Salaten, Karottenraspel, Fenchel, teilweise noch grüne Tomaten (sind giftig) und Gurke. Jeden Tag. Essig und Öl sollten dann wieder alle Leute anfassen. Habe das Konzept nicht verstanden.

Am ersten Abend fragten wir nach einem Tisch draußen und obwohl draußen rund ums Gebäude sehr viele Tische stehen, bekamen wir den letzten in der hintersten Reihe. Sollte uns recht sein, so hatten wir Ruhe. Diesen behielten wir dann auch bis zum Schluss. In den Innenräumen war mir der Geräuschpegel definitiv zu hoch.

Frühstück gibt es nur bis 9:30 Uhr, also ist ausschlafen leider nicht drin gewesen. Schnell rein, Kaffee, Müsli und Croissant geholt und wieder raus. Puh. Schade aber auch, denn vor Corona gab es bestimmt eine tolle Auswahl verschiedener Frühstücksleckereien.

Vom Innenbereich des Restaurants habe ich keine Fotos gemacht und vom Essen ebenfalls nicht.


Nachhaltigkeit

Dicke Minuspunkte gibt es außerdem, weil wir schockiert darüber waren, wie viel Müll das Hotel produziert. Plastiklöffel für Kaffee und Nachspeise. Nachspeise in Plastikbecherchen. Marmelade und Honig in Plastikverpackungen. Wasser zum Abendessen in Plastikflaschen (was nicht leer getrunken wurde, kam in dem Abfluss), während Bier und Wein selbstständig gezapft werden kann (komische Prioritätenverteilung) und all das in so einer großen Hotelanlage mit so vielen tausenden Gästen pro Jahr. Es ist auch nervig, bei jedem Gang zum nicht vorhandenem Buffet dem Personal auf italienisch (englisch spricht so gut wie niemand) verständlich zu machen, dass man nicht noch den dritten Plastiklöffel benötigt, weil man schon zwei bekommen hat. In einer Umgebung mit Lautstärke von mindestens 80 Dezibel. Der Plastikbecher zum Zähneputzen, der nochmal in Plastik verpackt ist, wird nach zweimal Gebrauch von den Putzkräften erneuert, genau wie die Handtücher, die wir extra aufhängten anstatt sie auf den Boden zu werfen. Überall Plastik. Ich glaube, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit ist da noch nicht angekommen, obwohl gerade DAS eine öffentliche Aufgabe ist und nicht immer nur Privatsache. Besonders Hotels müssen Vorbilder sein. Das hat uns wirklich gestört und nahezu täglich schockiert.

Als wir wieder zu Hause waren, habe ich unserem Buchungsportal direkt eine Mitteilung geschrieben, ob ein Punkt “Nachhaltigkeit” in den Hotelbewertungen aufgenommen werden kann. Antwort war: “Gute Idee, wir denken drüber nach”. Als ob es was bringen würde und als ob vor mir noch nie jemand auf diese Idee gekommen ist. Aber einfach wegschauen und nichts tun fühlt sich genauso unsinnig an.


Umgebung

Die hat viel zu bieten, langweilig ist uns nicht geworden. Man muss allerdings beachten, dass man keine großen Sprünge aufgrund der Bergstraßen mit entsprechender Kurverei machen kann. Die Buchten und Strände sind paradiesisch, auch der hoteleigene Strand. Wanderer und Radfahrer kommen voll auf ihre Kosten. Strandurlauber ebenso. Kurz und knapp, die Umgebung ist ein Traum.

Was wir in der Umgebung mit Kind alles unternommen haben, könnt Ihr in meinem Reisebericht lesen.


Fazit

Es ist diesmal wirklich schwer zu sagen, ob ich dieses Hotel guten Gewissens weiterempfehlen würde. Aus Gründen der Nachhaltigkeit wohl eher nicht. Umgebungsmäßig aber schon. Ich glaube, ich kann mich auf eine “bedingte Weiterempfehlung” einlassen.

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