Challenge – Zero Waste einkaufen

Kindchens Schule wurde Ende letzten Jahres bereits zum 5. Mal als “Umweltschule in Europa / Internationale Nachhaltigkeitsschule” vom Kultus ausgezeichnet. Damit ist seine Schule nicht die einzige. Allein in Bayern erhielten letztes Jahr 624 Schulen für ihren großartigen Einsatz diese Auszeichnung. Kinder sind wieder einmal Vorbilder und wenn Kinder das können, können es Erwachsene auch ;)

Deshalb: Lasst uns über Müll reden. Die Mülltonnen sind voll. Nein halt, die Mülltonnen waren früher noch viel voller als heute. Seitdem man immer mehr verpackungsfrei einkaufen kann, überquellen die Mülltonnen tatsächlich nicht mehr bis die nächste Müllabfuhr kommt. Teilweise sind die Tonnen sogar noch leer. In unserer kleinen Hausgemeinschaft am Münchner Stadtrand gibt es vier Mülltonnen, manchmal stehen nur zwei an der Straße, die die Müllabfuhr leeren muss. Früher waren alle vier so voll, dass der Deckel nicht mehr zuging. Das kennen wohl die meisten von Euch auch (noch).

Es hat sich einiges getan in Deutschlands Supermärkten. Bis vor nicht allzu langer Zeit sah man über Dutzend eingeschweißtes und in Plastik verpacktes Obst und Gemüse. Heute sieht es größtenteils frei, offen und einfach viel appetitlicher aus, wenn das Gemüse ohne Plastik daherkommen darf. Ich für meinen Teil greife bei so einem schönen Anblick viel lieber zu. Dennoch findet man beim Brot, Süßigkeiten, in den Kühlregalen oder beim Müsli sinnlose Plastikverpackungen oder Eingeschweißtes, was mit etwas Sinn und Verstand und der notwendigen Kreativität bestimmt auch noch gegen das eine oder andere Glas, Papier oder gegen Wachstücher eingetauscht werden kann. Leider sind z. B. die Joghurts im Glas um einiges teurer als die im Plastikbecher, obwohl der Inhalt der selbe ist.

Schon vor zwei Jahren hatte ich eine Challenge gemacht und wollte einen Wocheneinkauf komplett verpackungsfrei nach Hause bringen. Dafür schnappte ich mir alle meine Vorratsdosen, Gläser und Gemüsesäckchen und machte mich auf den Weg. In einer großen Stadt wie München sollte das ja vielleicht kein Problem sein.

Ich startete bei der Bio-Supermarktkette “Basic”. Meine Erkenntnis nach diesem ersten Einkauf: Es ist nichts, was man mehrmals die Woche machen kann, sowohl was den Geldbeutel als auch die Zeit betrifft, wenn man nicht gerade daneben wohnt. Außerdem fehlte es noch an ganz viel und ich hatte längst nicht alles bekommen, was ich brauchte. Aber immerhin fand ich bei “Basic” sowie auch neuerdings bei Edeka, diese Zapfsäulen, wie ich sie liebevoll nennen, aus denen man sich Trockenfutter zapfen kann, wie Müsli, Reis, Nudeln, Nüsse und Körner. Bei “Basic” gibt es aber auch Waschmittelzapfanlagen (lustiges Wort), zumindest für Flüssigwaschmittel. Nach einem Jahr Zapfsäulen bei Edeka musste ich allerdings letzte Woche feststellen, dass viele Säulen leer sind, einige sogar kaputt. Andere wiederum sind zwar noch gefüllt, aber es kommt nichts raus. Kräftiges Schütteln macht die Säulen nur kaputt, denn die bestehen ja inkonsequenterweise auch nur aus Plastik. Vielleicht war ich nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt dort. Ich war ganz bestimmt nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt dort und die Säulen sind mittlerweile wieder aufgefüllt und voll funktionstüchtig. Nun fehlt es nur noch daran, dass die Supermärkte die Produkte, die in den Säulen landen, ebenfalls verpackungsfrei einkaufen können. Ansonsten fällt für den Supermarkt meterhoch Müll an, der sich sonst auf die Haushalte verteilt hätte und da hat niemand was gekonnt.

Für meine Challenge war ich jedenfalls nach diesem Einkauf bei “Basic” noch in anderen Läden unterwegs, über zwei Tage. Erkenntnis des zweiten Tages: Müll vermeiden beim Einkaufen ist extrem aufwendig. Ich hatte am zweiten Tag zweieinhalb Stunden zugebracht, Lebensmittel für nur 40,00 € einzukaufen. Damit kommt man natürlich nicht weit, wenn mehr als zwei Personen davon satt werden sollen. Der Ansatz war super, aber an der Umsetzung mangelte es damals noch extrem. Es wirkte wie gewollt und nicht gekonnt, halbfertig und unausgereift. Jetzt kommt das große Aber: wie oben erwähnt, ist diese Challenge fast zwei Jahre her und zwischenzeitlich hat sich, wie ebenfalls schon erwähnt, einiges getan in unseren Supermärkten. Wenn ich heute mit meinem Einkauf nach Hause komme, fällt fast kein Verpackungsmüll mehr an, weil die Obst- und Gemüseabteilung fast komplett auf Verpackung verzichten und idealerweise im gleichen Supermarkt auch Zapfsäulen stehen.

Im damaligen weiteren Verlauf hatte ich noch andere Unverpacktläden in München ausfindig gemacht. Einer versteckt an der S-Bahn-Station Unterföhring. Dieser lagert die unverpackten Lebensmitteln in Krügen oder Glasbehältern. Das ist rundum nachhaltig. Nur leider so versteckt, dass man daran nicht zufällig vorbeikommt. Gleiches im Unverpacktladen OHNE an der Rosenheimer Landstraße. Viel Straße mit noch mehr Verkehr, dafür ohne Parkplätze (aber mit Tram und S-Bahn in Reichweite) ist der Laden eingebettet zwischen Textilreinigungen, Bars und  Augenoptikern. Also nicht sofort erkennbar und einladend. Auch hier kommt man daher nicht zufällig vorbei, außer man sucht danach. Ein dritter Laden hatte leider schon wieder zugemacht.

Die Auswahl an Unverpacktläden ist insgesamt mager. Dafür steigt die Anzahl der Unverpackt-Trucks, die durch Städte und Ortschaften fahren und immer die gleichen Standorte für jeweils einen halben oder ganzen Tag beziehen. 

Wenn ich in Unverpacktläden einkaufen gehe, weil ich diese auch gerne unterstützen möchte, nehme ich meine eigenen Dosen von zu Hause mit und fülle sie dort ab. In einigen Läden erhält man auch Gläser für 1,00 €. Auch selber Gläser spenden ist bei den Unverpackt-Trucks angesagt. Es liegen Körbe bereit, aus denen man sich bedienen kann oder eben selbst Gläser hineinlegt. An den Zapfsäulen in den Supermärken wie bei Edeka oder Basic ist es eher untypisch, seine eigenen Dosen mitzubringen. Hier füllt man in Papiertüten ab, da diese beim Wiegen kein Eigengewicht haben. Aber es ist eben wieder Müll, der zu Hause weggeworfen ist. Zwar “nur” Papier, aber Papier wächst schließlich auch nicht an Bäumen.

Fazit: Um ehrlich zu sein, hat man nicht immer die Zeit und Lust, in Unverpacktläden einkaufen zu gehen, wenn man diese erst suchen oder aufwendig dorthin hinfahren muss. Im Alltag soll es doch meistens flott gehen und da greift es sich eher zur Müslitüte bei dm um die Ecke, wenn man schon mal dort ist. Am gewissenhaftesten kauft es sich meiner Meinung nach in Supermärkten, die All-In gehen. Also diejenigen, die sowohl verpackungsfreies Obst und Gemüse als auch Zapfsäulen anbieten. Das sind dann die Paradebeispiele, die es geben muss, damit sich andernorts auch etwas verändert. Um diese zu finden, müsste sich aber jeder Einkäufer aus seiner Komfortzone bewegen und eben auf die Suche gehen. Dennoch, ein Hoch auf die Unverpacktläden und Unverpackt-Trucks, die viel mehr an Bedeutung gewinnen und unbedingt sichtbarer werden müssen. Außerdem suche ich immer öfter den Wochenmarkt auf. Dort bekommt man nicht nur bessere Qualität als in Supermärkten, sondern auch alles komplett zero waste. Wenn man dann seine Ziele konkret kennt, die man beim Einkaufen ansteuern kann, wird es zur runden Sache und so lässt sich die Woche danach planen. Denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Kleine Fragezeichen am Rande: Ich habe noch nicht ganz verstanden, warum manche Vegetarier Fisch essen. Das ist für mich das gleiche Rätsel wie jenes, warum Bio-Lebensmittel in Plastik eingepackt werden müssen. Beides steht im Widerspruch zueinander. Noch so ein Phänomen ist, dass verpackte Lebensmittel günstiger sind als unverpackte. Es gibt Dinge, die muss man nicht verstehen.