Mecklenburgische Seenplatte

Eigentlich war für den Sommer 2020 ein anderer Urlaub geplant. Wie bei so vielen anderen Reisenden auch. Dann kam Corona und wir switchten kurzerhand um. Zu der Zeit, als niemand ans Reisen dachte, buchte ich die Hotels und Ferienhäuser an der Seenplatte und an der Ostsee. Wir machten dabei nicht nur Schnäppchen, sondern auch die Hotel,- Pension- und Ferienhäuserbetreiber freuten sich über unsere Buchungen in dieser Zeit.

Ein paar Monate vergingen, es wurde Sommer und das Reisen in Deutschland auch wieder möglich. So verbrachten wir zuerst eine Woche an der Seenplatte mit einer 3-Tages-Radtour über 88 Kilometer und anschließend erkundeten wir für eine weitere Woche die schöne Insel Rügen. Hierzu gibt es einen eigenen Reisebericht. Zur Webversion meines Reiseberichts geht es hier entlang. Viel Spaß beim Lesen!


Sommerferien 2020, während Corona mit HomeSchooling und HomeOffice, mit verbiegen und verbeugen und was alles von Eltern abverlangt wurde. Waren wir ohnehin schon alle fertig mit den Nerven, fing auch der erste Urlaubstag nicht gerade spannend an. Eigentlich wollten wir 14:00 Uhr loskommen. Nach langem Hin und Her wurde es 15:00 Uhr. Das rechte Abblendlicht war kaputt und das Auto zeigte eine Fehleranzeige.

Dann mussten wir nochmal nach Hause, um noch ein paar Pflanzen zu versorgen, die ich vergessen hatte. Noch nie ist es mir passiert, dass ich meine geliebten Pflanzen vergesse. Ich war müde während der Fahrt zu unserer Zwischenstation bei den Großeltern und hätte fast vier Unfälle gebaut. Dort kamen wir dann 19:30 Uhr an und zumindest lag dort schon das Abendessen auf dem Grill.

Nach zwei Tagen Erholung ging’s weiter, die Fahrt über Leipzig, an Berlin vorbei und in Richtung Hamburg verlief ohne Stau. Am Abend kamen wir in Röbel am Müritz an, fanden unser vorgebuchtes Hotel & Restaurant Müritzterrasse recht flott und checkten ein. Endlich Urlaub!

Nun musste ein Plan her, denn wir wollten eine 3-tägige Radtour unternehmen und musste das Auto für diese Zeit unterbringen. Die Empfangsdame in unserem Hotel bot uns an, jeweils ein Tagesticket für den Parkplatz zu kaufen, wo unser Auto parken konnte. Problem gelöst.

Da das Hotel direkt nehmen dem kleinen Hafen liegt, sind wir am Abend noch am See spazieren gegangen, Kindchen mit dem Skateboard und wir zu Fuß. Bis hinter zu einem Campingplatz und wieder zurück. Abendessen gab’s beim Italiener mit Spaghetti, Gnoggi und Pizza.


Erster Tag unserer 3-Tages-Radtour um den Müritz

Der erste Tag unserer 3-Tages-Radtour begann etwas hektisch. Um 8:30 Uhr standen wir auf, es gab Frühstück als Buffet trotz Corona und 11:00 Uhr checkten wir erst aus.

Denn obwohl ich bereits zu Hause die Rucksäcke vorgepackt hatte mit den wichtigsten Sachen, die wir für die drei Tage benötigen würden, fehlte hier und da ständig etwas, weshalb Basti immer wieder zum Auto gehen und diese Dinge holen musste.

Die Fahrräder durften wir über Nacht wegschließen, ich besorgte uns noch Wasser und Kekse und parkte das Auto gegenüber des Hotels auf den öffentlichen Parkplatz.

Erst gegen Mittag düsten wir endlich los bei wundervollem Wetter. Über Komoot hatte ich vorab eine landschaftlich schöne Route herausgesucht und schon die ersten Kilometer beeindruckten uns sehr. Es ging vorbei an Getreidefelder und über Hügel immer mit Blick auf den Müritz und die Stadt Röden mit der hübschen Kirche.

An einem der vielen Getreidefelder legten wir die erste Rast ein und tobten uns aus. Leider zerkratzte sich das Kindchen dabei beide Oberschenkel an den Spänen, die dann später mit roten Punkten und Striemen übersät waren.

Kleine Hügelchen hoch und wieder hinrunter, rechts abbiegen, da nach links und immer geradeaus, bei herrlichem Sommerwetter mit angenehmen 24 Grad.

So fuhren wir die nächsten Kilometer weiter und genau so stellt man sich eben auch eine Radtour vor. Wir kamen durch hübsche kleine Orte und aßen bei Tante Emma ein Eis.

Kurz vor unserem nächsten Hotel führte uns die Strecke durch einen Wald mit vielen Hinweisschildern, auf denen „Kampfmittelbelastetes Gebiet, Lebensgefahr, Betreten und Befahren verboten“, geschrieben stand. Das versetzte uns gedanklich mal eben kurz in die Kriegs- und Nachkriegszeit. Sehr gruselig.

Nach 33 Kilometern erreichten wir nach einer weiteren kurzen Pause an einem Spielplatz unsere Pension Jägerrast in Boek. Kindchen und ich waren schon etwas k.o., vor allem, weil ich noch Gepäck von mindestens 15 Kilogramm dabei hatte inkl. meiner Kamera. Für Basti als passionierter Rennradfahrer war die Strecke natürlich ein Klacks.

650 Meter mussten wir von der Pension aber schließlich nochmal zurücklaufen ins Restaurant für unser Abendessen. Es gab gebackenen Schafskäse mit Quark, Preiselbeeren, Salate, Brot und Kohlrabisuppe. Die einzigen vegetarischen Gerichte hier.

Unsere Pension ist ganz nett, mit 12 Zimmern und mitten im Nirgendwo, nicht mal Handynetz hatten wir hier. Dafür ist aber diese Tour etwas ganz neues für uns, weil wir noch nie eine mehrtägige Radtour gemacht haben.


Zweiter Tag unserer 3-Tages-Radtour um den Müritz

Wake up um 7:30 Uhr. Mit einem überraschend gutem und vielfältigen Frühstücksbuffet in der Pension starteten wir in den Tag. 10:00 Uhr waren wir auch schon fertig und es ging wieder auf die Bikes.

Unsere heutige Tour führte uns hauptsächlich durch Wald, nämlich durch den Müritz Nationalpark. Schön ist es hier. Schön still, reine Luft, die Bäume knarrten und der Wind wehte durch die Baumkronen. Im Wald bekamen wir den Wind mit Böen von teilweise 40 km/h gar nicht so mit.

Unterwegs kamen wir an zwei Aussichtstürmen vorbei, den ersten stiegen wir nach oben und hatten einen tollen Überblick über das Naturschutzgebiet. Tiere sahen wir aber leider keine.

Frisch war es heute, vor allem im Wald. Gut, dass wir unsere Jacken dabei hatten.

An einem schönen Rastplatz am Waldrand machten wir Pause. 20 Kilometer später erreichten wir das Ziel unserer Tagesetappe, die Stadt Waren.

Kaum raus aus dem Wald sahen wir am zweiten Haus einen Fuchs im Vorgarten. Das Kindchen hatte ihn zuerst gesehen. Er lief da durch durch die Gegend, als ob der dort wohnen würde. 

Da wir seit gestern Abend kein Internet mehr hatten, funktionierte auch unser Navi nicht und wir mussten anhand der Straßenschilder und einer Stadtkarte unser Hotel Am Tiefwarensee suchen.

Einmal zum Hafen, mussten wir uns dort durch das Gewusel und Gedränge schlängeln. Der Straßenlärm nervte mich sofort wieder und Kindchen wurde direkt unentspannter.

Endlich am Hotel angekommen, eingecheckt und zurück zum Hafen durfte das Kindchen erstmal aufs Riesen-Trampolin. Er hüpfte gleich dreimal und zahlte einmal davon mit seinem Taschengeld. Zwischendurch gab es Eis und Kaltgetränke und weiter ging’s. Energie war also noch reichlich vorhanden.

Danach spazierten wir noch ein bisschen am Hafen entlang und durch die Altstadt auf der Suche nach einem Abendessen und fanden eine Pizzeria. Leider kann man in keinem der Restaurants mit ec-Karte bezahlen und so musste ich erstmal Bargeld organisieren. Bin ich gar nicht mehr gewohnt.


Dritter Tag unserer 3-Tages-Radtour um den Müritz

Unser Hotel hatte Zeitslots für’s Frühstück, damit nicht zu viele Gäste um die gleiche Zeit im Frühstücksrestaurant saßen. Gestern Abend schon mussten wir uns für einen Zeitslot entscheiden und wählten direkt den ersten in der Hoffnung, dass Kindchen aus dem Bett zu kriegen. Aber zu spät wollten wir nicht in die Spur kommen und wie ich das Kindchen kenne, möchte er vorher bestimmt nochmal aufs Trampolin. Das Buffett war lecker und reichhaltig. Danach verschwand das Kindchen aber wieder ins Bett. So viel zu meinem Plan.

10:00 Uhr aber waren wir startklar. Natürlich ging es zuerst noch aufs Trampolin und danach auf die Bikes.

Unsere heutige Tour begann am Holzweg, der über Sumpf führte und vorbei an Schloß Klink mit dem wunderschönen weißen Sandstrand.

Dort verweilten wir ein paar Stunden, Kindchen spielte im Sand, baute Türme und verbuddelte sein Essen. War klar. Gefunden haben wir es natürlich nicht mehr wieder.

Die weitere Stecke führte uns am dritten Tag viel öfter an Hauptstraßen entlang, was mir persönlich nicht so gefiel. Dennoch war jede Streckenetappe anders. Zuerst über die vielen Felder, dann durch den Nationalpark und zum Schluss entlang der Landstraße. Irgendwie schien unser Ziel sich immer weiter zu entfernen anstatt sich zu nähern.

An einer Kreuzung stand ein Schild mit der Aufschrift 4,7 Kilometer bis Röden, unserem Endziel. An der nächsten Kreuzung waren es plötzlich 13,7. Einen Kilometer weiter stand an einer Autokreuzung 7 Kilometer angeschrieben. Irgendwann, nach ein paar Hügelchen auf und ab und lauten Autos neben uns, konnten wir die Kirchturmspitze von Röden sehen und kamen unserem Ziel dann doch endlich näher.

Nach 88,5 Kilometern erreichten wir den Parkplatz in Röbel. Das Kindchen jubelte und umarmte freudig das Auto. Geschafft! Mensch war ich stolz auf ihn! Darauf, dass er überhaupt Lust auf so eine lange Radtour hatte und natürlich darauf, dass er ohne Schimpfen und Jammern jeden Kilometer gefahren und am Ende knapp 90 Kilometer an drei Tagen geschafft hat. Sehr tolle Leistung für einen gerade 8-jährigen.


Qualzow, Rheinsberg, Plau am See, Röbel

Nachdem wir den Autoschlüssel an der Hotelrezeption holten, fuhren wir 20 Minuten in unser erstes Ferienhäuschen in Qualzow, welches ganz original den Namen Ferienhaus Qualzow trägt.

Dort steckte zwar ein Schlüssel an der Tür, aber es war rundherum keine Menschenseele weder zu hören noch zu sehen. Da standen wir nun erst einmal unsicher in der Gegend herum. Ein Anruf beim Vermieter ging ins Leere. Ach was soll’s, wenn der Schlüssel steckt, ist das doch eine Einladung, einfach einzutreten, oder nicht? So taten wir das dann auch und nachdem das Häuschen geputzt, aufgeräumt und frisch bezogene Betten hatte, lag es nahe, dass es für uns hergerichtet ist. Wir parkten in den Hof und richteten uns häußlich ein.

Später kam die Vermieterin doch noch vorbei. Mit dem Traktor. Sie begrüßte uns freundlich und zeigte uns direkt den Pferdestall. Dann düste sie mit dem Traktor wieder auf und davon. Landleben eben.

Wir schliefen gut und frühstückten am nächsten Morgen auf der kleinen Terrasse, die nach Osten zum Sonnenaufgang gerichtet ist.

Für die nächsten drei Tage an der Seenplatte hatte ich mir gar keinen großartigen Plan ausgedacht. Vielmehr ging das Denken eher in Richtung “schauen wir mal, dann sehen wir schon”. Bootfahren wäre nett. Bei so vielen Seen gibt es sicherlich auch den einen oder anderen Bootsverleih.

Leider stellte sich die Suche nach einem solchen als schwierig heraus. Bootsverleih gab es zwar genügend, nur keine Boote, die gerade frei sind. Alles ausgebucht. Ohne Reservierung keine Chance.

Ein letzter telefonischer Versuch bei einem Verleih in Rheinsberg, dann würden wir aufgeben. Aber, siehe da, die Mühen lohnen sich dann doch meistens, denn in Rheinsberg fanden wir einen einzige Verleih, der spontan ein 15 PS starkes Motorboot mit Dach und Kombüse zur Verfügung hatte. Für jetzt. Gleich auf der Stelle.

Wir freuten uns, sehr sogar. Also fuhren wir in den kleinen aber feinen Ort, fanden den Verleih schnell und bestiegen ein hübsches Boot. Kurze Einweisung und los ging’s. So schipperten wir die nächsten Stunden gemütlich über die Seen und durch enge Kanäle. Anhand einer Karte an Board konnten wir uns orientieren. Das war gar nicht so schwer.

Als ich das Ruder in die Hand bekam, fuhr ich uns an eine abgelegene Stelle im übernächsten See, stellte den Motor aus, zog meinen Bikini an und sprang kurzerhand direkt im Boot ins Wasser. Zum Erstaunen beider Männer. Eine tolle Erfrischung und nur wärmstens zu empfehlen :-)

Den Weg zurück steuerte verbotenerweise das Kindchen das Boot. Natürlich nicht ganz alleine. Ich stand schon daneben und gab Anleitung. Zunächst legte er eine flotte Drehung hin, lenkte hektisch nach links und rechts und wir kippten zu allen Seiten. Aber bald hatte er den Dreh raus und steuerte uns gut und sicher über den See und sogar zwischen andere Boote hindurch. Mein kleiner Skipper :-)

Wieder zurück ins Rheinsberg stießen bei der Suche nach unserem Auto auf die EiZdiele, die ich sehr empfehlen kann. Mit gefüllten Eisbäuchen suchten wir uns noch eine Badestelle und wurden an einem Naturcampingplatz drei Kilometer in den Wald hinein fündig. Dort tobte sich das Kindchen noch im Wasser aus.

Die letzten zwei Tage sollten etwas ruhiger werden. Ein Badetag wäre mal ganz nett, dachte ich mir. Aber auch eine schöne Badestelle zu finden, gestaltete sich nicht so einfach. Hätte ich zu Hause besser recherchieren sollen, als jetzt vor Ort. So viele Seen, aber wenig Badestrände. Klar kann man keinen Strand wie am Meer erwarten, aber viele Seen sind auch gar nicht zugänglich, wenn man sich das bei Google Maps anschaut.

Nach ein bisschen Suche fand ich etwas in Plau am See, ca. 45 Minuten von uns entfernt. Dort angekommen, tat sich ein wirklich sehr hübscher Badestrand auf. Zwar ohne Schattenplätze, aber ganz am rechten Rand konnten wir unsere Decke unter einen Baum aufschlagen, den einzigen Baum am ganzen Strand.

Das Wasser herrlich erfrischend bei der Hitze und der Sand schön zum Buddeln und Bauen. Wir verbrachten tatsächlich den ganzen Tag hier und wollten gar nicht wieder gehen. Soooo schön!

Für den letzten Tag stand Regenwetter an, weshalb unser geplanter Besuch im Bärenpark leider ausfallen musste. Stattdessen landeten wir spontan in der Müritz Therme in Röbel. Gute Entscheidung, denn was macht man sonst bei Regenwetter? Hier konnte sich das Kindchen schön austoben und wir rutschten zusammen mindestens 30 Mal die Wasserrutsche herunter. Insgesamt blieben vier Stunden in der kleinen Therme. Klein hat hier aber gar nichts zu bedeuten, denn der Spaßfaktor ist groß und das ist die Hauptsache.

Fazit: Die Woche an der Mecklenburgische Seenplatte hat uns ausgesprochen gut gefallen. Hübsche Ortschaften, die so komplett anders aussehen als bei uns im Süden. Viel Natur und Ruhe. Seen ohne Ende und Wetterglück hatten wir auch noch. Wir hätten sicherlich noch eine zweite Woche gut verbringen können. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Fahrräder dabei zu haben und in der Hochsaison lohnen sich vorab Reservierungen von z. B. Bootstouren, gerade wenn diese länger ausfallen sollen als üblich.

Unsere zweite Urlaubswoche verbrachten wir an der Ostsee, hier geht’s zum Reisebericht.

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