Es gibt viele Gründe, warum ich mich wieder in unsere Auszeit zurückwünsche. Während der Mann noch immer davon zehrt, sind meine Akkus mal wieder leerer als die meines iPhones. Haupsächlich liegt das wohl an der derzeit schwierigen und anstrengenden Kindergartenphase, die mich und vor allem auch das Kindchen immer wieder neu herausfordern. Dabei sehe ich die ganze Sache schon so zwanglos wie möglich. Ich möchte keine Tränen, was aber nur mit viel Gelassenheit und der richtigen Einstellung funktioniert. Das ist anstrengend, wird aber auch mit Sätzen wie: „Endlich mal eine Mama, die ihr Kind liebevoll erzieht“, gewürdigt. Glücksmoment!
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Während unserer Reise gab es keine solcher als Ausrede benutzten „Phasen“, in der sich Kinder immer wieder befinden (sollen). (Man sucht eben immer nach Gründen und ich gestehe, dass ich teilweise auch nicht besser bin.) Keine „Trotzphase“, die ohnehin nur erfunden ist, um die Eltern zu besänftigen. Keine „Wutphasen“. Keine Schlafstörungen. Die ganze Familie war so tiefenentspannt, wie wir es zu Hause nie sind. Wir waren ausgeschlafen, infolgedessen auch ausgeruht, keine Müdigkeit, immer fit, meistens gut gelaunt, immer für neue Taten bereit. Für mich hieß das, ausruhen nach 3 Jahren Schlafentzug. Schon seit Ende der Schwangerschaft habe ich nicht mehr so viel geschlafen wie auf dieser Reise. Obwohl der Schlafmangel nicht am Alltag als solchen liegt, sondern einfach am Muttersein. Es ist biologisch so vorgesehen, dass Säuglinge nachts aufwachen. Mehrmals. Unser Kindchen allerdings bis zu 15 Mal pro Nacht. Jede Nacht. 12 Monate lang. Als diese dauerhaft müde Zeit vorbei war, schliefen wir erstmal besser, aber nie durch. Das nächtliche Aufs-Klo-müssen lässt mich auch jetzt nicht durchschlafen und weil das Kindchen durch den Kindergarten so aufgewühlt ist, wird die Nacht um 3 Uhr zum Tag, weil er unbedingt spielen möchte.
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Jetzt, nach zwei Monaten Alltag zu Hause bin ich auch kaum wiederzuerkennen im Vergleich zur Auszeit-Zeit. Dabei ist das Kindchen erst seit knapp 4 Wochen im Kindergarten (und das auch nur für 2 Stunden). Was der Alltag mit uns macht, ist so unnatürlich und gezwungen. Morgens zu einer bestimmten Zeit aufstehen zu müssen. Zu einer bestimmten Zeit irgendwo sein zu müssen. Zu einer bestimmten Zeit ins Bett gehen zu müssen.
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Unsere Reise gab uns dagegen die Gelegenheit, einmal richtig Mensch zu sein. Unsere eigene innere Uhr zu finden, ohne Druck und ohne Zeit. Wir alle drei gingen schlafen, wenn wir müde waren und nicht, wenn die Uhrzeiger eine bestimmte Position eingenommen hatten. Wir standen morgens auf, wenn uns danach war, ohne auf die Uhr zu schauen. Interessant, seinen biologischen Rhythmus zu konstatieren. Es ging sogar so weit, dass ich nur selten mein Handy in die Hand nahm, nur allein um den Blick auf die Uhr zu vermeiden. Wir wollten die Zeit einfach nicht wissen. Ich glaube, das war es, was uns so entspannen ließ. In den Tag hineinleben, zu tun was man wollte und nicht, was man von uns verlangte.
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Nun haben wir zu Hause so viel zu erledigen. Viele schöne Dinge, aber auch einige nervige. Vor allem auch herausfordernde, wie jeden Tag den Kindergarten von Neuem schmackhaft machen. Ich glaube, die wenigsten Menschen da draußen wissen, wie wertvoll Zeit ist. Der Alltag hat sie im Griff und die Wochen rennen dahin. Dabei ist es gar nicht so schwierig, einfach mal innezuhalten und die Zeit zu entschleunigen. Ich drehte auch mal in meinem Hamsterrad, das mich vor einigen Jahren direkt ins Krankenhaus beförderte. Mit einem Burnout, bestätigt vom Facharzt der Intensivstation. Seitdem bin ich vernünftiger geworden und stellte fest, dass mich materieller Luxus, für den man ja in gewisser Weise (viel) arbeitet, nicht glücklicher macht.
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Seitdem ist Zeit für mich der wahre Luxus.