Cuxhaven – Ebbe und Flut erleben

Endlich einmal an die Nordsee. Nachdem das Kindchen den Wunsch äußerte, mal Hamburg sehen zu wollen, gingen meine Gedanken schon weiter nach Cuxhaven. Denn das stand immer noch auf meiner Liste noch nicht gesehener Orte. Nach unserem Trip durch Hamburg brachte uns also der Zug weiter nach Cuxhaven. Wenn wir schonmal in der Nähe waren.

Dort erlebten wir wie erhofft Ebbe und Flut und gingen weit hinaus auf’s Meer spazieren. Bis zu den Bojen. Ein besonderes Erlebnis, wie ich finde.  Den Reisebericht in der Webversion gibt es hier.


Den Vormittag verbrachten wir noch in Hamburg und holten am Nachmittag unsere Rucksäcke aus dem Schließfach am Hauptbahnhof. Unser Zug nach Cuxhaven fuhr pünktlich 16:06 Uhr ab … ins Abenteuer.

Denn angekommen in Cuxhaven bei schmuddeligem Regenwetter mussten wir igendwie zu unserer Unterkunft kommen. Mit einem Cux-Minicar-Taxi, die vor der Tür standen. Aber ich musste auch zur Bank, denn mein Bargeld ist restlos ausgegeben. Der Fahrer fuhr extra für uns einen Umweg zur Bank, schaltete das Taxameter bei 15,00 Euro ab und lies es auch während des Wartens an der Bank abgeschaltet. Sehr zuvorkommend. Eine Mutter mit Kind lässt niemand im Regen stehen.

Angekommen bei der Unterkunft regnete es immer noch und wir schlüpften vom Taxi zur Eingangstür. Ich hatte uns für die zwei Nächte eine besondere Unterkunft gebucht. Ein Baumzelt. Bei Freiräume Cuxhafen. Beide Nächte hatte ich schon bezahlt, allerdings rechnete ich nicht mit so viel Regen in der ersten Nacht.

Wir wurden freundlich begrüßt und die Dame führte uns sogleich durch den Ort, links ums Eck in ein Waldstück, wo das Baumzelt zwischen zwei Bäumen gespannt über dem Boden hängt. Der Regen verzog sich und die Hoffnung stieg, dass die Übernachtung doch schön wird. Falls es doch zu nass und ungemütlich sein sollte, gebe es neben dem Haus eine Art Gartenlaube, in der man auch übernachten könne.

Unglaublich, was so ein Zelt aushält. Wir packten die Rucksäcke und uns zwei ins Zelt, danach gingen wir auf kurze Wanderschaft durch den Wald. Es gibt eine Waldtoilette aus Holz und ein großes Bodenzelt mit Grillstelle weiter vorne. Durch den Wald auf der anderen Seite des Ortes fanden wir einen Supermarkt, dort kauften wir unsere Abendessen und machten es uns im Zelt gemütlich.

Gegen 21:00 Uhr fing es wieder an zu regnen. Es wurde klamm und eklig. So gar nicht schön, wenn man zelten möchte. So kam es, wie es kommen musste, Kindchen wollte in der Gartenlaube übernachten. Kann ich auch verstehen, bei dem Wetter macht zelten keinen Spaß. Also packten wir unsere sieben Sache und liefen zum Haus zurück. Im Haus selbst ist “nur” eine Yogaschule untergebracht, aber es wohnt niemand dort. Zum Glück konnte uns noch jemand die Tür zur Gartenlaube öffnen. Dort aßen wir erst einmal unser Abendessen auf. Doch dann begannen die bösen Überraschungen.

Auf dem Gang zur Toilette klappte ich den Klodeckel nach oben und eine ausgewachsene Hausspinne saß mitten im Weg. Angeekelt schlug ich den Klodeckel wieder zu und hob ihn nochmal, um ein Foto zu machen (auf dem die natürlich nur halb so schlimm aussieht, weil ich selbstverständlich nur aus der Ferne mit dem Handy fotografiert habe).

Okay, wir würden die Toiletten in der Yogaschule benutzen (wir bekamen zuvor für die Eingangstür freundlicherweise die Schlüssel).

Zurück in der Gartenlaube entdeckte ich zwei weitere, allerdings tote, Hausspinnen unter einem zusammengerollten Teppich. Hier hat wohl lange keiner sauber gemacht. Schließlich holten wir die Dame, die uns zum Baumzelt brachte, die diese vielen Spinnen allerdings ähnlich eklig fand, wie wir.

Wir vereinbarten, nur eine Nacht zu bleiben, das Geld für die zweite Nacht würden wir erstattet bekommen.

Nichtsdestotrotz breiteten wir die Schlafsäcke auf den beiden Liegen auf, löschten das Licht und versuchten zu schlafen. Als das Kindchen einen Schatten sah und mich ganz leise bat, das Licht nochmal anzuschalten. Sein langer Schrei ging durch Mark und Bein und weckte gefühlt die ganze Nachbarschaft, als die noch größere Hausspinne direkt neben ihm an der Wand saß. Sie kam anscheinend von oben, unter dem Beamer hervorgekrabbelt, unter dem wir lagen. Das Kind zitterte am ganzen Leib und weinte. Das war’s! Das ist zu viel. Noch eine Spinne der selben Größe tat sich unter dem Glasschrank auf. Ich fing beide mit zwei Gläsern ein, damit wir wenigstens unsere Rucksäcke nehmen und ins Haus flüchten konnten. Zuvor nahm ich die Gläser aber wieder weg und ließ beide frei.

Es ist mittlerweile 23:00 Uhr geworden, wir saßen auf dem Boden der Yogaschule. Hier gab es nicht mal Matten, auf denen wir hätten schlafen können, geschweige denn 3G oder EDGE auf dem Handy. In unserer Verzweiflung riefen wir 23:30 Uhr Basti in München an, was nicht witzig ist, wenn man um diese Zeit von seiner Frau mit Kind geweckt wird und einen Schock bekommt. Ihm tat es natürlich leid und half uns sofort, ein Hotel in der Nähe zu finden und telefonisch zu reservieren. Mit Handy am Ohr guidete er uns via Maps zum Hotel, zumindest hat der Regen gerade aufgehört. Um Mitternacht fielen wir in ein frisch gemachten gemütliches Hotelzimmerbett. Was für ein Abend!

Von diesem Abenteuer mussten wir uns erholten und schliefen tatsächlich beide nicht besonders gut.

Am nächsten Morgen weckte uns immerhin die Sonne. Endlich sind die Regenwolken abgezogen. Frühstückshunger hatten wir nicht, stattdessen liefen wir direkt los in Richtung Alte Liebe und kauften uns unterwegs an der nächstbesten Eisdiele ein Eis zum Frühstück. Damit spazierten wir zunächst zum Hamburger Leuchtturm. Von da aus schlenderten wir Richtung Fährhafen und von dort aus immer am Ufer entlang bis hinauf zum Strand von Cuxhaven.

Hier gefiel es uns auf Anhieb richtig gut. Der Schrecken von letzter Nacht ist fast gänzlich verflogen. Aber das Kindchen musste auf unserem Spaziergang noch aufarbeiten und ganz viel darüber sprechen. Das war ok und auch gut so. Ich erzählte ihm von unseren ganzen Erlebnissen, die wir auf Reisen so hatten und dass solche Geschichten das Leben schreiben. Das gehört einfach dazu und ohne solche Erlebnisse wäre es doch ziemlich langweilig, oder? :-)

Völlig in Erzählungen versunken bemerkten wir gar nicht, dass wir zwischenzeitlich 5 Kilometer zurück gelegt hatte und am Strand angekommen, sah ich zum ersten Mal das Wattenmeer.

Ich weiß nicht warum, aber das, was sich uns bot, faszinierte mich so sehr, dass ich aus dem Schwärmen nicht mehr heraus kam. Das Kindchen steckte ich direkt damit an. Habe ich doch meine Füße bereits in fünf von den sieben Weltmeeren gesteckt, aber noch nie Ebbe und Flut gesehen. Das war der Grund, weshalb ich unbedingt den Abstecher nach Cuxhaven machen wollte.

Das Wasser hing irgendwo da hinten und kam langsam näher. Währenddessen erkundeten wir barfuß den Boden. Doch plötzlich war die Flut da, es ging dann doch schneller als gedacht und unsere Schuhe wurden nass.

Im nächstbesten Restaurant stärkten wir uns mit einem Nachmittagssnack während das Wasser immer weiter vorrückte.

Die Gehzeiten hatte ich mir vorher im Internet angeschaut, damit wir auch zur richtigen Uhrzeit hier sind. Ich hatte ja befürchtet, dass das Kindchen nach einmal Flut wieder gehen möchte. Aber er fand es wohl genauso spannend wie ich und zu meiner Überraschung blieben wir. Wir blieben sogar bis zum Sonnenuntergang. Ich hätte ewig hier sitzen können. Tat ich dann ja auch, während das Kindchen im Sand spielte und sich austobte.

Am Nachmittag verschwand das Wasser auch schon wieder. Weit nach hinten, wo wir es kaum noch sehen konnten. Schuhe wieder aus und Hosen hochgekrempelt liefen wir so weit auf das “offene Meer” hinaus, wie wir uns zutrauten. Die Sonne senkte sich immer weiter, was eine so tolle Stimmung mit sich brachte.

Am liebsten wäre ich ja gar nicht mehr weggegangen. Aber wir hatten noch einen Fußmarsch von mindestens 7 Kilometer bis zum Hotel vor uns.

Nur schwer lösten wir uns vom Wattenmeer, aber ich freute mich, dass wir so lange hier geblieben sind ohne, dass es nur eine einzige Minute langweilig geworden ist. Auf dem Rückweg erfanden wir nette Geschichten und so liefen wir die 7 Kilometer ohne Pause dorthin zurück, wo wir heute früh hergekommen waren.

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen vom hohen Norden. Mit dem Regionalzug ging es zurück nach Hamburg und weiter mit dem ICE nach München, wo der Papa schon sehnsüchtig auf uns wartete :-)

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