Als Selbstversorger mit der Familie durch den Balkan. Was für eine irrsinnige Idee ich da wieder hatte. Wobei, so irrsinnig war sie nach längerem Nachdenken gar nicht. Schließlich haben wir schon einige Roadtrips gemacht und Rundreisen ist ja ohnehin meine liebste Reiseart. Aber mit Kind durch die ärmsten Länder Europas? Ja warum nicht? Die beste Bildung erfährt der Mensch auf Reisen. Unser Sohn soll schon sehen, wie unterschiedlich die Welt ist und welche Privilegien wir eigentlich haben. Außerdem: wenn du denkst, Abenteuer sind gefährlich, versuch’s mal mit Routine. Die ist tödlich! Wie ich unseren Roadtrip durch den Balkan nach Korfu als Selbstversorger geplant habe, erfahrt Ihr hier.
Die Planung unseres Raodtrips für Reisemonat August
Mit dem letzten Hotel den Anfang machen
Fest stand von Beginn an, dass wir nach zwei Wochen Rundreise mindestens 5 Tage in einem Hotel chillen wollten. Das Hotel Mayor Capo Di Corfu hüpfte daher als erstes über meinen Bildschirm. Sechs Nächte Halbpension in einem 5-Sterne-Hotel im südlichen Korfu für einen sagenhaften Preis. Ich glaube, es würde mich heute noch wurmen, wenn ich einfach weitergeklickt hätte. So suchte ich tatsächlich nicht einmal 20 Minuten und fand, was ich für uns wollte. Gebucht und weiter ging’s. Eine Hotelbewertung habe ich dazu auch geschrieben, diese findet ihr auf meiner Webseite.
Autofähre buchen
Als nächstes musste die Fährüberfahrt (die Rückreise) von Griechenland nach Italien festgeklopft werden und nach längerer Suche buchte ich über Direct Ferries die Minoan Lines von Igoumenitsa (griechisches Festland) nach Ancona (Italien) mit einer Fahrdauer von 20,5 Stunden inkl. einer Stunde Zeitverschiebung.
Tipp: Bei der Buchung sollte man nicht zuuu kurzfristig sein, lieber etwas länger im Voraus (ca. 4 Monate) buchen und dafür bei Nachtfahrten noch eine gemütliche Kabine sichern. Es gibt Zwei-Bett- und Vier-Bett-Kabinen, jeweils mit und ohne Fenster. Es ist aber auch erlaubt, mit der eigenen Luftmatratze oder Decke irgendwo auf dem Boden zu schlafen. Das machen auch Familien und haben wir bisher auf allen unserer Nachtfähren gesehen.
Ebenso buchte ich über Direct Ferries ein Fährticket von Saranda (Albanien) nach Korfu als Hin- und Rückfahrt. Achtung: Das Ticket musste am Hafen in Saranda in Papierform abgegeben werden, daher besser gleich zu Hause ausdrucken. Ein Online-Ticket ist leider nicht möglich. Tipp: Man muss überhaupt nicht von Korfu zurück nach Saranda zurückfahren, um wieder nach Griechenland zu kommen, denn in Lefkimmi (Korfu) gibt es einen kleinen Hafen, von dem aus Autofähren binnen einer Stunde nach Igoumenitsa übersetzen, was ja gleich gegenüber von Korfu liegt. Das wusste ich aber vorher nicht und entdeckte den Hafen in Lefkimmi erst vor Ort. Man spart sich somit die Einreise nach Albanien und die Wiedereinreise in die EU und somit extrem viel Zeit. Wir ließen die Rückfahrt nach Saranda somit verfallen und buchten stattdessen vor Ort die Autofähre in Lefkimmi, die mit 50,00 Euro für drei Personen und Auto (Stand September 2022) recht günstig war. Zur Einreise mit dem eigenen Auto in die EU gibt es weiter unten noch Infos.
Reiseführer besorgen und Fernziele feststecken
Für die Routenplanung kaufte ich mir den Reiseführer Balkan-Halbinsel von Reise-Know How.
Hierin konnte ich mir Inspirationen für den Routenverlauf holen. Es gibt mehrere Routenvorschläge und ich nahm natürlich eine Kombination aus allem.
Der Reiseführer deckt alle Balkan-Staaten ab, gibt aber nur einen groben Überblick über mögliche Ziele, die man im jeweiligen Land ansteuern kann. Details muss man sich dennoch ergoogeln.
In Slowenien wollte ich die Höhlen von Postojna und in Kroatien den Plitvicer Nationalpark sowie Dubrovnik besuchen. Außerdem wollten wir Badetage im Meer einlegen, was bei einer Küstentour ja nichts so schwer umsetzbar ist. Mehr hatte ich nicht im Sinn, der Rest würde sich schon ergeben.
Fahrzeiten planen
Mit Google Maps errechnete ich mir die ungefähren Fahrtzeiten von A nach B. Wir wollten nicht zuuu lange Strecken im Auto sitzen. Schlussendlich stimmte die errechnete Fahrzeit nicht mit der echten Fahrzeit vor Ort überein. Denn wir benötigten teilweise bis zu zwei Stunden länger, je nach Verkehrsaufkommen, Grenzkontrollen, Straßenbeschaffenheiten, kurvige Bergpässe und Foto- oder Picknickstops. Daher mein Tipp: Immer zur berechneten Fahrzeit mindestens eine Stunde draufschlagen, besser gleich zwei.
Auf der Webseite des ADAC konnte ich ebenfalls die Route eingeben. Hier wurde mir dann auch mitgeteilt, wie viel Benzin wir schätzungsweise verbrauchen werden und welche Mautstrecken mit welchen Kosten es unterwegs gibt.
Vignetten und Maut vorab online kaufen
Dass ich die Vignetten für Österreich und Slowenien sowie die Maut für die Tauernautobahn und den Karawankentunnel online kaufen konnte, wusste ich bis dato gar nicht. Allerdings muss man das spätestens 18 Tage vor Fahrtantritt erledigt haben, denn aufgrund das Widerrufsrecht bei Onlinekäufen geht das nicht kurzfristig.
Die Route planen
Eigentlich denkt man immer, die Route muss doch als erstes feststehen. Das ist aber bei uns nie so. Die Route ergibt sich eigentlich immer erst zum Schluss. Nachdem ich mich im Reiseführer und online reingelesen habe, kann ich die Fragen beantworten, was wir unterwegs alles sehen und wie lange wir uns pro Land Zeit nehmen wollen. Letzteres war leider aufgrund begrenzten Urlaubs nicht so einfach zu beantworten. Aber hah! Ich rede von WIR. Tatsächlich bin aber ich alleine diejenige, die die Route plant und entscheidet, wie lange wir wo bleiben wollen ;) Mann und Kind bleibt am Ende nichts anderes übrig, als das zu nehmen, was ich ihnen vorsetze. Aber hey, besser als nichts, oder? Außerdem gibt es auf diese Weise keine Unstimmigkeiten. Wir haben in den letzten 22 Jahren genau … lasst mich überlegen … 1x gemeinsam versucht, eine Rundreise zu planen. Die Planung ist gescheitert und diese Rundreise haben wir nie unternommen.
Unser Route haben wir vor Ort tatsächlich noch einmal geändert. Wieso, erfahrt Ihr gleich. Hier ist erstmal unsere Route, wie sie NACH der Reise aussah.
2 Nächte in Slowenien
4 Nächte in Kroatien
5 Nächte in Montenegro
2 Nächte in Albanien
6 Nächte in Korfu
1 Nacht auf der Fähre
1 Nacht in Ancona
Unterkünfte buchen
Für die Buchung der Unterkünfte wählte ich ausschließlich Gästehäuser über Booking.com oder über Airbnb. Tipp: Weil es immer unvorhergesehen kommen kann, ist es wichtig, auf kostenfreie Stornierung bis zum Tag vor Anreise zu achten.
Tipp: Die Airbnb’s entpuppten sich vor Ort (in allen Ländern) als die schönsten und gemütlichsten Unterkünfte. Wir kamen in Gespräche mit den Vermietern/Hosts und wohnten immer direkt nebenan in Zimmern oder Wohnungen mit Vollausstattung. Eine Küche war uns als Selbstversorger natürlich ebenso wichtig, wenn möglich mindestens eine Unterkunft in der zweiten Urlaubshälfte mit einer Waschmaschine. Ursprünglich hätte ich mir Mobilhomes auf Campingplätzen gewünscht, aber diese sind leider im kompletten Reisegebiet überteuert oder nicht vorhanden. Im Nachhinein bin ich mit Airbnb’s, auch auf anderen Roadtrips, zufriedener, da wir hier mehr in Kontakt kommen.
Hier findet Ihr eine Zusammenfassung unserer Unterkünfte, die wir besucht haben.
Reisepass nicht vergessen
In Europa ist man es nicht mehr gewohnt, einen Reisepass mitzuführen. Da aber Montengro und Albanien (noch) nicht in der EU sind, wird der Reisepass kontrolliert. Dieser muss zum Zeitpunkt der Einreise in beiden Ländern noch 3 Monate gültig sein.
Erdbebenrisikogebiet
Da wir uns in einem Erdbebenrisikogebiet befanden, trug ich uns noch in die Krisenvorsorgeliste Elefand ein. Dabei stellte ich fest, dass in einer Region, die wir bereisen würden, am 31. Juli 2022 tatsächlich ein Erdbeben der Stärke 4,2 gemessen wurde. Am Ende ist nichts passiert, aber ich fand’s wichtig für uns.
Grenzübergänge und die notwendigen Autopapiere besorgen
Bei der Zulassungsstelle in meinem Wohnort beantragte ich einen internationalen Zulassungsschein, das ist eine Übersetzungen der Zulassungsbescheinigung I (Kfz-Schein) in 22 Sprachen. Dieser kam bei der Ausreise aus Kroatien zum Einsatz. Die Beantragung dauerte nicht lange, ich konnte den Schein direkt mitnehmen. Zu beachten ist, dass das Auto hierfür einen TÜV mit mindestens noch einem Jahr Gültigkeit benötigt, da der Schein ein Jahr gültig ist. Zudem brauchte ich noch eine aktuelle Grüne Karte (die jetzt weiß ist), die mir die Kfz-Versicherung per E-Mail zukommen ließ.
Im längsten Grenzstau standen wir von Kroatien nach Montenegro. Das waren 2x 20 Minuten und die Schlange hinter uns wurde immer länger. Dabei war die Ausreise aus der EU nicht das Problem, vielmehr die Einreise nach Montenegro. Wir bekamen einen Stempel in unsere Reisepässe und die Fahrzeugpapiere wollte man sowohl bei der Ausreise aus Kroatien als auch bei der Einreise nach Montenegro sehen. Der montenegrinische Grenzbeamte wollte die Deutschen Papiere sehen und ich geriet leicht ins schwitzen, weil ich nicht wusste, wo ich die hingeräumt hatte. Ein Blick ins Handschuhfach, wo auch noch ein Laptop drinnen lag, fand ich die Papiere. Merke: Beides gehört NICHT ins Handschuhfach… Unser Gastgeber später im Airbnb war noch nicht zu Hause als wir ankamen und erzählte dann, dass er ebenfalls gerade aus Kroatien kam und 2,5 Stunden stand. Das war kurz nach uns.
Der Grenzstau von Montenegro nach Kroatien, also die Gegenspur und somit in die EU, war abartig lang und wir erfuhren, dass dieser Grenzstau wohl auch täglich so lang ist. Die Leute standen sicherlich drei Stunden, wenn nicht noch länger. Ein Kroate, die es offenbar eilig hatte und hier im Stau stand, kam uns als “Geisterfahrer” entgegen, nachdem wir die Einreise nach Montenegro hinter uns gebracht und wieder freie Fahrt hatten.
Tipp: Wer die Route entgegengesetzt fahren möchte, also von Süd nach Nord, muss unter Umständen mit mehr Verkehr rechnen. Ich stellte nämlich irgendwann später in Albanien fest, dass auf der uns entgegenkommenden Spur ständig Stau herrschte, bis hinauf zur Grenze nach Kroatien. Vielleicht war das auch nur ein Zufall, aber das fiel mir mehreren Tage lang auf.
An der Grenze von Montenegro nach Albanien standen wir ca. 30 Minuten.
Einreise mit dem eigenen Auto in die EU
Wir reisten über die Fähre von Saranda (Albanien) nach Korfu (Griechenland) in die EU ein. Das Auto musste am Hafen von Korfu geparkt werden und wir durften zunächst nur zu Fuß durch die Grenzkontrollen gehen. Da unser Auto aber auch einreisen musste, durfte anschließend nur der Fahrer, also ich, durch die Kontrollen zurück zum Auto. Dort wurden von einer Dame die Fahrzeugpapiere und die Versicherung gecheckt, also die grüne (weiße) Karte. Die Dame glich die Fahrgestellnummer mit den Fahrzeugpapieren ab. Die war natürlich geübt darin und fand die Fahrgestellnummer in der Motorhaube recht schnell. Dann durfte auch das Auto einreisen. Die Grenzbeamten achten sehr darauf, dass alles in Ordnung ist. Insgesamt dauerte der Vorgang nicht lang, es war aber auch eine kleine Fähre mit wenig Autos und entsprechend flott ging es voran.
Nichtvorhandenes Roaming beachten
In Montenegro und Albanien gibt es kein Roaming, da beide Länder (noch) nicht in der EU sind. Wir hatten die Route bei Google Maps vorher als Offline-Karten herunter geladen. Das funktionierte wunderbar, konnte aber keine Echtzeitdaten angeben. Das heißt, Grenzübergänge oder Staus konnten wir nicht vorhersehen. Tipp: In allen Unterkünften, auch in den privaten Airbnb’s, gibt es standardmäßig WLAN, also gut bis sehr gut funktionierendes WLAN! Da kann man vor der Abfahrt auch nochmal nachschauen, wie die aktuelle Verkehrslage ist.
Unvorhergesehenes in Kroatien
In Kroatien ziehen sich die Strecken extreeem in die Länge. Klar, es ist ja auch ein langgezogenes Land, da können einem schonmal die Augen zufallen. Auch am Steuer! Somit gab es einen sehr langen Streckenabschnitt von Igrane über Dubrovnik nach Kotor (Montenegro), was ich beim nächsten Mal anders planen würde. Hier würde ich lieber einen Urlaubstag dazunehmen und die Strecke zweiteilen.
Früher war es außerdem so, dass der Weg nach Dubrovnik nur über Bosnien und Herzegowina führte und es somit zu langen Ein- und Ausreise-Wartezeiten kam. Jetzt führt aber eine Brücke hinüber zu einer Insel, die den Streckenabschnitt abkürzt.
Unvorhergesehenes in Montenegro
In Montenegro planten wir spontan vor Ort um, denn weil es uns dort so gut gefiel, machten wir aus drei Nächten fünf. Infolgedessen nahmen wir von Albanien zwei Nächte weg und fuhren von Bar (Montenegro) nach Vlorä (Albanien) durch. Das würde ich tatsächlich auch wieder so planen. Montenegro ist einfach so unglaublich schön, was ich zu Hause natürlich nicht wusste. Auch meiner Familie hat es so gut gefallen dort, das die Umplanung diesmal nicht allein von mir ausging ;)
Tipp: Nochmal in Montenegro für 1,35 Euro tanken (in Montenegro ist der Euro das Zahlungsmittel), als später in Albanien, denn dort sind die Benzinpreise so teuer wie hierzulande.
Autofahren in Albanien
Ein gefürchtetes Thema, was ich leider nicht schönschreiben kann. Das Autofahren empfand ich in Albanien als äußerst anstrengend. Direkt hinter der Grenzkontrolle standen bettelnde Kinder auf der Straße. Bis kurz vor der Hauptstadt Tirane geht es ausschließlich durch autoüberfüllte Ortschaften mit sehr viel Stau. Es ging nur mühsam voran und wir sahen nur Häuser, Baustellen, Häuser. Dafür keine Landschaft. Doch, schon auch Landschaft, aber nur im Hintergrund. Wenn wir mal kurz über Land fuhren durften, teilten wir uns direkt die Fahrbahn mit Fahrrädern, Esel, Schafe, bettelnden Kindern und Schlaglöcher. Ein Mann mit einem toten Truthahn in der Hand überquerte die Straße. Am Strandrand lag ein großer toter Hund. Überall stehen Kreuze mit Fotos von verunglückten Personen, meist mehr als zwei. Ein Auto prallte an eine Laterne wegen eines entgegenkommenden Autos. An den Kreisverkehren fährt man einfach quer drüber. Manchmal gelten nur Handzeichen statt Verkehrsregeln und die Polizei regelt an den Zebrastreifen den Verkehr. In einem Stau kurz vor Tirane stand plötzlich eine bettelnde alte Frau auf dem Mittelstreifen. Von Tirane bis Dürres wurde die Straße zweispurig, aber Autobahnen gibt es weder in Albanien noch in Montenegro. Ab Dürres wurden die Häuser weniger und wir fuhren tatsächlich über Land. Die Straße wurde zur Autostrada, ohne Pannenstreifen, dafür mit Fahrrädern und Personen am Rand. Kreisverkehre stellen die Abfahrten dar. Häuser sahen wir nur noch vereinzelt irgendwo im Nirgendwo herumstehen. Tipp: Auch hier sollten immer bis zu zwei Stunden mehr Fahrtzeit einberechnet werden, als Google Maps oder Navis vorgeben.
Komfort im Auto und praktische Helfer
Unsere Dachbox erwies sich als überaus praktisch, so konnte ich die kompletten Strand- und Badesachen, Picknickdecke, Handtücher, Kindchens Spielekoffer und die Abdeckplane darin verstauen. Unsere Abdeckplane für die Frontscheibe kommt nicht nur im Winter zum Einsatz, sondern auch im Sommer, damit es im Auto nicht zu heiß wird.
Außerdem zog ein Lendenwirbelkissen* für mich als Fahrerin und ein bequemes Gel-Kissen* für das Kindchen ins Auto ein. Beides habe ich bis heute nicht wieder herausgenommen, weil beides einfach ultra bequem ist.
Ich hoffe, meine Liste hat Euch geholfen. Wenn Ihr meinen ausführlichen Reisebericht lesen möchtet, könnt Ihr gerne auf meine Webseite rüberhüpfen. Dort gibt es auch Videos und Fotoalben.
*Beitrag enthält Affiliate-Links