Während unseres Balkan-Roadtrips im August letzten Jahres durchreisten wir Albanien von Nord nach Süd. Das klingt toll, “wir haben Albanien bereist”. Doch bleiben wir bei den Tatsachen, es war nur eine Durchreise aufgrund kurzfristiger Planänderung. Kennengelernt haben wir das Land dabei nur oberflächlich.
Es ist immer so schnell gesagt, dass man dieses und jenes Land besucht hat. Aber hat man es dabei wirklich kennengelernt? Wohl eher kaum, wenn man nur zwei Tage im Land war. Am Ende hat man viele Länder besucht, aber doch nichts gesehen. So ging es uns hier.
Was wir sahen, war Armut. Ich bin mir ganz sicher, dass das Land aber mehr zu bieten hat. Gerade der Küstenstreifen im Süden ist herrlich schön. Es soll viele sehenswerte Festungen geben, eine wunderschöne Hauptstadt und tolle Strände, Bergrouten zum Wandern und versteckte Seen. All das steht im Reiseführer und all das haben wir nicht gesehen.
Das Autofahren empfand ich zunächst als äußerst anstrengend. Seit der Grenze bis kurz vor der Hauptstadt Tirane geht es ausschließlich durch autoüberfüllte Ortschaften mit sehr viel Stau. Es ging nur mühsam voran und wir sahen nur Häuser, Baustellen, Häuser. Dafür keine Landschaft. Doch, schon auch Landschaft, aber nur im Hintergrund. Wenn wir mal kurz über Land fuhren durften, teilten wir uns direkt die Fahrbahn mit Fahrrädern, Esel, Schafe, bettelnden Kindern und Schlaglöcher. Ein Mann mit einem toten Truthahn in der Hand überquerte die Straße. Am Strandrand lag ein großer toter Hund. Überall stehen Kreuze am Straßenrand mit Fotos von verunglückten Personen, meist mehr als zwei. Ein Auto prallte an eine Laterne wegen eines entgegenkommenden Autos. An den Kreisverkehren fährt man einfach quer drüber. Manchmal gelten nur Handzeichen statt Verkehrsregeln und die Polizei regelt an den Zebrastreifen den Verkehr. Kein schöner Anblick, wenn man so das erste Mal durch’s Land fährt.
Zum Glück bin ich schon einiges gewohnt aus verschiedenen Teilen der Erde, so dass ich bei dieser Fahrweise hier recht gut mitfahren konnte. Es kamen uns Autos aus sämtlichen Europäischen Ländern entgegen, Türkei, Kosovo, Frankreich, viele Italiener, viele Briten, Griechen, Finnen und die Deutschen waren nur spärlich vertreten.
In einem Stau kurz vor Tirane stand plötzlich eine bettelnde alte Frau auf dem Mittelstreifen. Um uns herum zerfallen die Häuser, wie ich sie zuletzt vor 20 Jahren in Tschechien gesehen habe. Dazwischen prunkvolle weiße Paläste mit Verzierungen aus Plattgold, die überhaupt nicht ins Bild passten.
Auf meiner Webseite gibt es einen Bericht über unsere Durchreise mit noch mehr Tipps und Hinweise, einem dennoch gut gefülltem Fotoalbum und sogar ein Video.
Viel Spaß beim Lesen!