Vom Tragen und in Erinnerungen schwelgen

Ein Baby will getragen werden. Nicht nur ein Tierbaby, sondern auch ein Menschenbaby. Für mich gilt das auch für meinen 2 1/2-jährigen. Wöchentlich ernte ich Blicke, weil ich ein so großes Kind durch die Gegend trage oder Sprüche wie “selber laufen junger Mann”. Abgesehen davon ist der Anblick eines gleichaltrigen lauffaulen Kindes im Kinderwagen genauso befremdlich. Ich musste mir auch schon anhören, dass ich bald ganz dolle Rückenschmerzen und Probleme mit der Bandscheibe kriegen würde. Das ist vielleicht mir gegenüber nicht böse gemeint, aber letztenendes entscheide ich das alleine, was für mich gut ist und was nicht. Ich für meinen Teil genieße die Nähe zu meinem Kind und weiß, dass es dem Kind nicht anders geht. Ich bin eine Tragemama von Geburt an. Auch wenn mir das Gewicht manchmal zu viel wird, besonders wenn ein Einkauf dazu kommt oder das Kindchen auf dem Arm einschläft und deshalb gefühlte 10 Kilo mehr wiegt, liebe ich es, ihn zu tragen und es gehört für mich einfach zur artgerechten Fürsorge. Bedingungslos.

 

Wie dem auch sei, um sich das Tragen zu erleichtern, gibt es ja so viele Möglichkeiten … Tragetuch, Bondolino, Mei Tai, Manduca, Ring Sling, ERGObaby … oder einfach auf dem Arm. Immer wieder schön anzusehen, wenn Mama oder Papa ihre Lieblinge tragen anstatt vor sich herschieben.

 

 

Die Bindemöglichkeitens eines Tragetuchs (www.miBaby.de), wie ich es hatten, kann aber auch abenteuerlich sein. Einmal um den Bauch legen, beide Enden nach vorne, straff ziehen, durchstecken, rumbinden, festknoten. Mit etwas Übung hatte ich den Dreh zwar schnell raus. Aber als ich in einem youtube-Video sah, wie sich die afrikanischen Frauen ihre Babys auf den Rücken binden, musste ich doch über mich selbst schmunzeln. Zackig zackig in 10 Sekunden sitzt das Baby und schlummert auch schon ein.

 

 

Tragen hört sich so einfach an, und ist es auch. Doch dann sehe ich wieder die Mamas und Papas, die im BabyBjörn daher kommen und damit ihren Kindern mehr schaden, als alles andere. Von mir auch “liebevoll” Sackpresse genannt. Ich frage mich, warum sowas überhaupt auf dem Markt ist. Es ist schon schlimm genug, dass es im BabyBjörn unter anderem vorgesehen ist, sein Kind vorwärts, also mit dem Gesicht nach vorne, zu tragen. Diese Reizüberflutung macht sich spätestens am Abend bemerkbar, wenn das Kind nicht zur Ruhe kommt, weil es zu viele Reize des Tages zu verarbeiten hat und es daher gleich zum Schreibaby deklariert wird. Doch viel schlimmer ist die Bauweise des BabyBjörns, die vorsieht, dass das Baby mit den Beinen streng nach unten gezogen und mit einem Hohlkreuz drin sitzt. Die Anhock-Spreizhaltung, die für die gesunde Entwicklung der Wirbelsäule und der Hüfte sehr wichtig ist, lässt der BabyBjörn gar nicht erst zu.

 

 

Letztenendes muss aber jeder selbst wissen, was er macht. Ich für meinen Teil finde es nur merkwürdig, wenn Eltern ihre Kinder zwar tragen wollen, sich aber nicht ausreichend über das Thema informieren. Das eine geht schließlich mit dem anderen einher. Überhaupt liegt ein BabyBjörn in der Preisklasse weit über den ergonomischen Tragehilfen, von daher verstehe ich erst recht nicht die Absichten, sich dafür zu entscheiden.

 

 

Wie dem auch sei, auch im Urlaub haben uns meine Tragetücher bzw. der Bondolino des Mannes bessere Dienste als der Buggy erwiesen. Gerade auf unwegsamen Geländen oder an Treppen mussten wir nie stehen bleiben. Mit Kinderwagen oder Buggy ist man dann doch unflexibel.

 

 

Was ich damit sagen will: Leute, tragt Eure Babys und zwar richtig. Sie werden es Euch danken, in jeder Hinsicht.